Protest gegen Dinghofer-Symposium vor Parlament in Wien
Am Gegen-"Symposium" mit dem Titel "Gegen Geschichtsvergessenheit und Nazi-Ehrung im Parlament" beteiligen sich Repräsentanten der jüdischen Gemeinde und Schriftsteller. Bei der Protestveranstaltung am Abend vor dem Parlament sprechen unter anderem der Vizepräsident des World Jewish Congress (WJC), Ariel Muzicant, die Autoren Doron Rabinovici und Susanne Scholl sowie die Direktorin des Jüdischen Museums Wien, Barbara Staudinger. Am Dienstagmorgen riefen auch die Sozialistische Jugend Österreich (SJÖ) und der Verband Sozialistischer Student_innen (VSStÖ) zu einer Kundgebung vor dem Parlament. Rund 30 Personen forderten Rosenkranz per Transparent und Redebeiträgen zum Rücktritt auf.
Kritik an Rosenkranz wegen Dinghofer-Symposium
Das nach dem umstrittenen früheren Politiker und Juristen Franz Dinghofer benannte Symposium, das in den vergangenen Jahren bereits im Parlament und im vom Parlament genutzten Palais Epstein stattgefunden hatte, hat heuer im Vorfeld für Aufregung gesorgt. Nachdem mehrere Zeithistoriker in einem Offenen Brief gegen das "ehrende Erinnern an einen deklarierten Antisemiten und Nationalsozialisten" mobil gemacht hatten, folgte Kritik von ÖVP, SPÖ, NEOS und Grünen. Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), Oskar Deutsch, rief Rosenkranz am Montag dazu auf, die Veranstaltung abzusagen. Die FPÖ sprach dagegen von einer "Rufmordkampagne".
"Bei allen Schattenseiten, die Franz Dinghofer aufgewiesen hat, nachweislich - man sollte auch die guten Seiten sehen", verteidigte Rosenkranz im Ö1-"Morgenjournal" das Symposium. Seit 15 Jahren finde es im Parlament statt - "und anscheinend seit ich jetzt Präsident dieses Hauses bin, ist es ein Problem." Die Veranstaltung anlässlich der Gründung der Ersten Republik sei dem dritten Lager wichtig, da damals Grund- und Freiheitsrechte in Österreich Einzug gehalten hätten, so der Nationalratspräsident. Dinghofer sei damals eine der prägenden Figuren gewesen.
Wichtigste Funktionen des deutsch-nationalen Politikers waren das Amt des Linzer Bürgermeisters, des Vizekanzlers und des Dritten Nationalratspräsidenten. Später war er bis 1938 Präsident des Obersten Gerichtshofs. Während des Zweiten Weltkriegs trat Dinghofer der NSDAP bei. In der Nachkriegszeit wurde er einfaches Mitglied des VdU, der Vorgängerorganisation der FPÖ.
(APA/Red)