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Rekordjahr für das KHM in Wien - Vorbereitungen auf Großumbau

Generaldirektor Jonathan Fine freut sich über ein erfolgreiches Jahr 2025.
Generaldirektor Jonathan Fine freut sich über ein erfolgreiches Jahr 2025. ©APA/GEORG HOCHMUTH
Das Kunsthistorische Museum Wien steuert auf ein Rekordjahr zu. Ab 2027 startet ein millionenschwerer Umbau, erste Auswirkungen sind schon 2026 zu spüren: Zwei große Ausstellungen müssen in Ausweichquartiere verlegt werden.

Das Kunsthistorische Museum und der ganze KHM-Museumsverband steuern heuer auf ein Rekordjahr zu - sowohl was Besucherinteresse als auch wirtschaftliche Kennzahlen betrifft, wie sich Generaldirektor Jonathan Fine am Montag freute. Mit diesem Erfolg im Rücken bereitet man sich am Stammsitz auf den 2027 startenden Umbau in Richtung Barrierefreiheit und mehr Sicherheit vor. Deshalb finden zwei der drei Highlight-Schauen im kommenden Jahr außerhalb des Haupthauses statt.

Freude über "erfolgreichstes Jahr in der KHM-Geschichte"

Obwohl definitive Zahlen erst für die ersten drei Quartale des Jahres vorliegen, sprach Fine in einer Pressekonferenz vom "erfolgreichsten Jahr in der Geschichte des KHM". Laut Geschäftsführer Paul Frey zählte allein die Ausstellungsinstitution am Ring bis Ende September rund 800.000 Gäste - ein Fünftel mehr als 2024. Im ebenfalls zum Verband gehörenden Weltmuseum waren es im selben Zeitraum 130.000 Interessierte (plus 11 Prozent), das Theatermuseum konnte sich gar um ein Viertel auf 40.000 Besucherinnen und Besucher steigern. "Wir hatten im Verband eine stärkere Dynamik als andere große Museen", betonte Frey. Der positive Trend werde sich in Richtung Jahresende noch verstärken, verwies er etwa auf die sehr erfolgreiche aktuelle Schau zu Michaelina Wautier.

"Erfreulich" entwickelte sich auch die wirtschaftliche Situation. Frey rechnet damit, dass die KHM-Standorte heuer in Summe auf eine Eigenwirtschaftlichkeitsquote von 55 Prozent kommen - ein "beachtlicher Anteil", findet der Geschäftsführer. Allein die Eintrittserlöse brachten in den ersten neun Monaten 17,6 Mio. Euro ein, womit man deutlich über dem Wert des Vergleichszeitraums des Vorjahres liege. Die Kehrseite der Medaille: Die Infrastruktur des Hauses und das Servicepersonal stoßen zunehmend an Grenzen. Frey sprach von "Anspannung". Entspannung soll das im Frühjahr präsentierte Bauprojekt, das dem KHM bis 2028 nicht nur einen barrierefreien Zugang verschaffen, sondern dank neuer Flächen auch Besucherströme entzerren soll, bringen.

"Canaletto & Bellotto" dominieren das Haupthaus im Frühjahr

Das kommende Ausstellungsjahr steht darum auch schon im Zeichen der Bauvorbereitungen. Denn für zwei der drei Highlight-Ausstellungen weicht man an andere KHM-Standorte aus. "Der Umbau kommt 2027, und es gibt Vorlaufzeiten", erklärte Fine. Die große Frühjahrsschau findet aber noch am Maria-Theresien-Platz statt. "Canaletto & Bellotto" rückt den unterschiedlichen Blick von Onkel und Neffe auf die Stadt im 18. Jahrhundert. "Sensationell" und "fantastisch" soll die am 24. März startende Präsentation der beiden Maler laut Hausherr insofern werden, als etwa auch die Londoner Wallace Collection mit an Bord ist: "Das werden Werke zu sehen sein, die vorher noch nie verreist sind."

"Tatort Ephesos" weicht in die Neue Burg, "Bernini" ins Palais Lobkowitz aus

In "Tatort Ephesos" (ab 20. Oktober 2026), ein Gemeinschaftsprojekt von Antiker und Ägyptischer Sammlung, wird ausgehend von der Ermordung von Kleopatras Schwester Arsinoë in Ephesos die spannende Geschichte über die großen Player der betreffenden Epoche erzählt - inklusive Caesar und Marc Anton auf der einen und Augustus auf der anderen Seite. Dafür nutzt man das Corps de Logis in der Neuen Burg, das eigentlich nur vom Weltmuseum bespielt wird. Und "Bernini. Malerei und Marmor" gibt es ab 2. Dezember 2026 im Palais Lobkowitz zu sehen. Der derzeit wegen Umbaus geschlossene Standort des Theatermuseums wird dann schon wieder zur Verfügung stehen. Im Zentrum der "kleinen, aber spektakulären Ausstellung" steht ein bisher unbekanntes Porträt, das das KHM im eigenen Bestand entdeckt hat und laut jüngsten Forschungen aus der Hand des Barockkünstlers stammt, wie Fine stolz mitteilte. Gian Lorenzo Bernini ist vor allem für seine Skulpturen und als Gestalter des Petersplatzes in Rom bekannt.

Rund die Hälfte der Baukosten fließt in die Sicherheit

Was das Umbauvorhaben selbst anbelangt, versicherte Geschäftsführer Frey, man liege "voll im Zeit- und Budgetplan". Durch die Budgeteinschnitte seitens des Bundes musste die Finanzierungsstruktur des gut 42 Mio. Euro teuren Projekts allerdings abgeändert werden, wie das KHM bereits im Sommer wissen ließ. Frey erklärte nun, dass der Verband gewissermaßen in Vorleistung geht und die Planungs- und Vorbereitungskosten in Summe von 7,4 Mio. Euro übernimmt. "Parallel laufen derzeit Gespräche über die Finanzierung der Umsetzung ab 2027", so Frey. Der Bund hatte ursprünglich 35 Mio. Euro zugesichert. Er sei hier weiterhin "von großer Zuversicht getragen", formulierte es der Geschäftsführer gegenüber der APA. Bis kommenden Herbst müsse über die weitere Finanzierung jedenfalls entschieden werden.

Fine betonte in der Pressekonferenz jedenfalls die Notwendigkeit der Maßnahmen - nicht zuletzt mit dem Verweis auf den Louvre-Einbruch: "25 der 42 Mio. Euro werden in den Bereich Sicherheit gehen." Investitionen dürften nicht aufgeschoben werden. Dass es nicht zuletzt auch im Bestand Handlungsbedarf gibt, darauf musste der Generaldirektor aus tagesaktuellem Anlass hinweisen - rieselte doch während der Präsentation des Jahresprogramms mehrmals Verputz von der Decke des Bassano Saals auf die Unterlagen des Chefs.

(APA/Red)

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