Wenn der Skitraum zur Massenware wird: Wo Europas Skigebiete versagen
Heißt das: Ab auf die Piste – idealerweise mit Panorama, Pulverschnee und Hüttenzauber. Doch die Realität sieht nicht überall so märchenhaft aus. Eine aktuelle Analyse des Datenschutzportals Privacy Tutor zeigt: Die Unzufriedenheit in einigen der populärsten Skigebiete Europas ist groß – und Österreich bleibt davon nicht verschont.
Große Namen, große Probleme
Privacy Tutor hat Tausende Nutzerbewertungen auf TripAdvisor untersucht und daraus einen sogenannten "Beschwerde-Score" (0 bis 100) entwickelt, der angibt, wie oft und wie scharf Gäste Kritik üben. Die häufigsten Ärgernisse: Überfüllung, Preisniveau, veraltete Anlagen – und das in Destinationen, die auf dem Papier zu den besten der Welt zählen.
Die meistkritisierten Skigebiete Europas
Laut Analyse liegt das französische Les Deux Alpes mit dem Höchstwert von 100 Punkten an der Spitze der Kritikliste. Über 56 % der Beschwerden betreffen überlaufene Pisten und überforderte Lifte.
Platz zwei geht an St. Anton am Arlberg, eine der Vorzeige-Destinationen Österreichs. Mit einem Score von 78,06 wird besonders die Überfüllung (48,8 %) und das Preisniveau (26 %) bemängelt – ein typisches Beispiel für den Preis der eigenen Popularität.
Auf Platz drei landet Sestriere in Italien, wo mehr als die Hälfte der Kritiken (53,7 %) auf veraltete Infrastruktur zurückzuführen ist.
Österreichs Dilemma: Ein Opfer des eigenen Erfolgs
Neben St. Anton tauchen gleich mehrere österreichische Orte im Ranking der meistkritisierten Skigebiete auf. Mayrhofen etwa führt die Liste der überfülltesten Resorts an: 78,9 % der Beschwerden drehen sich um Massenandrang – in Gondeln, an Liften, in Hütten.
Auch Ischgl, Sölden, Lech-Zürs, Zell am See-Kaprun, Kitzbühel, Serfaus-Fiss-Ladis, Obertauern, Planai-Schladming und andere werden explizit genannt. Die häufigste Kritik: zu viele Menschen, zu wenig Platz – besonders in der Hochsaison.
Preis-Schock in der Schweiz
Während Österreich unter seinem Massentourismus leidet, sehen sich Schweizer Skigebiete mit einem anderen Imageproblem konfrontiert: den Preisen. Davos-Klosters etwa ist mit einem Beschwerdeanteil von 91,7 % in der Kategorie "Kosten" das teuerste Skigebiet der Analyse. Auch Zermatt, Laax und Val d’Isère (Frankreich) rangieren weit oben.
Italien: Infrastruktur im Rückstand
In Italien sorgt vor allem veraltete Technik für Unmut. Sestriere, Planai-Schladming, Tignes, Verbier und Grandvalira gehören zu den Skigebieten mit den meisten Infrastruktur-Beschwerden. Bemängelt werden alte Lifte, mangelhafte Modernisierung und schwache Beschilderung.
Ein Vergleich quer durch Europa
- Frankreich: Schwankende Bewertung, teils wegen Überfüllung, teils wegen Preis-Leistung und Schneesicherheit.
- Schweiz: Top-Service, aber teuer – vor allem bei Skipässen und Unterkünften.
- Italien: Preislich oft attraktiv, aber technischer Modernisierungsbedarf.
- Österreich: Freundlich, gut organisiert, aber zunehmend überfordert mit dem Ansturm.
Zwischen Anziehungskraft und Belastungsgrenze
Die Studie zeigt klar: Kein Land ist frei von Kritik – aber die Problemlagen unterscheiden sich deutlich. Für Österreich ist das Ergebnis zwiespältig. Die hohe internationale Nachfrage belegt den Ruf als Wintersportnation, stellt aber auch zentrale Herausforderungen in den Fokus. Wer das Skivergnügen für alle langfristig sichern will, muss Wege finden, mit dem Besucherandrang nachhaltiger umzugehen.
Denn so schön der Schnee auch ist – wenn er zum Stau führt, bleibt der Spaß schnell auf der Strecke.
(VOL.AT)