Nach WKÖ-Gehaltserhöhung: Industrieller gegen Beitragszahlungen
"Vielleicht ist es an der Zeit, dass die Kammer endlich spürt, was der Rest des Landes schon lange hört: den Warnschuss", heißt es in einer Aussendung, von der auch die "Krone" berichtet. Der Ex-Vorstand der Pierer Industrie und Chef von Remus kritisiert, dass die WKÖ die aktuelle wirtschaftliche Lage nicht ernst genug nehme. Er äußert sich negativ zu den Gehaltserhöhungen und fordert Unternehmer auf, die Kammerumlagen 1 und 2 vorübergehend auszusetzen. Er hoffe, "dass sich 100 österreichische Unternehmen dem Beispiel von Remus anschließen, diese Gelder nicht mehr abzuführen. Wenn die WKÖ ihren Auftrag aus den Augen verliert, muss sie ihn vielleicht wieder spüren lernen", so Zöchling.
SPÖ kritisiert nach WKÖ-Gehaltserhöhung "Doppelmoral"
Empört zeigte sich am gestrigen Dienstag auch die SPÖ. Die Kammer habe "offenbar jedes Maß verloren", sie predige "Wasser und säuft Wein". "Denn von allen anderen bei jeder Gelegenheit Lohnzurückhaltung fordern und sich selbst dann mitten in der Krise ein sattes Lohnplus (...) zu gönnen, zeugt von Abgehobenheit und Doppelmoral", wurde Bundesgeschäftsführer Klaus Seltenheim in einer Mitteilung zitiert. Ähnlich kritisch hatten sich zuvor auch FPÖ, NEOS und Grüne geäußert.
WKÖ-Gehaltserhöhung sorgt für seltenes Lob seitens der Gewerkschaft
Mit seltenem Lob in Richtung Wirtschaftskammer ließ hingegen die Gewerkschaft vida aufhorchen: "Ich begrüße das Umdenken der Wirtschaftskammer und ihres Präsidenten ausdrücklich", so vida-Chef Roman Hebenstreit. "Lohnzurückhaltung und Kaufkraftverlust können keine Lösung sein - das haben wir als Gewerkschaft immer gesagt. Wenn nun die Wirtschaftskammer für ihre eigenen Beschäftigten ein Plus von 4,2 Prozent vereinbart, ist das ein klares Bekenntnis, dass es ohne ordentliche Lohnsteigerungen keine wirtschaftliche Erholung gibt."
WKÖ: Gehaltserhöhungen im langjährigen Vergleich eher niedrig
Die Wirtschaftskammer selbst argumentiert, dass die diesjährige Gehaltserhöhung von 4,2 Prozent zeitverzögert erfolge und sich stark an den KV-Abschlüssen der Unternehmen im vergangenen Jahr orientiere, "um die Realitäten der Mitgliedsunternehmen bestmöglich abzubilden". Im Vorjahr hätten sich die KV-Abschlüsse im Bereich 5,4 Prozent bis 9,2 Prozent bewegt. Die jährlichen Gehaltserhöhungen der WKÖ-Mitarbeiter würden im langjährigen Vergleich außerdem deutlich niedriger ausfallen als in der Privatwirtschaft oder im öffentlichen Dienst, so die WKÖ. Diese sogenannte "Faktorerhöhung" sei nicht Ergebnis von Verhandlungen, sondern einer Formel, die Inflation sowie den Tariflohnindex berücksichtigt. Diese Berechnungsformel sei 2024 von allen Fraktionen im WKÖ-Präsidium einstimmig beschlossen worden, heißt es aus der Kammer.
(APA/Red)