Schweigen und Angst: Tod bleibt für Österreicher ein Tabuthema
Eine aktuelle Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts IPSOS im Auftrag der Helvetia Versicherung zeigt: Der Tod bleibt für viele Menschen in Österreich ein Tabuthema – mit weitreichenden Folgen für die persönliche Vorsorge.
Österreicher wünschen sich beim Thema Tod mehr Offenheit
Nur etwa ein Drittel der Österreicher setzt sich mit dem eigenen Tod auseinander, der Rest meidet das Thema bewusst. Dabei wünschen sich 59 Prozent der Befragten mehr Offenheit im Umgang mit dem Sterben – besonders Frauen (67 Prozent) und jüngere Menschen.
Trotz der alljährlichen Gedenktage spricht die Mehrheit höchstens einmal jährlich über das Lebensende. Je älter die Menschen werden, desto seltener thematisieren sie es – ein paradoxer Befund: Während in der Altersgruppe 25 bis 34 Jahre noch 40 Prozent gelegentlich darüber sprechen, tun dies nur noch 18 Prozent der über 66-Jährigen.
Wandel in der Bestattungskultur
Laut Studie wollen 44 Prozent nicht so beerdigt werden wie ihre Eltern oder Großeltern. 71 Prozent wünschen sich eine schlichte Beisetzung, bevorzugt als Feuerbestattung auf dem Friedhof (34 Prozent). Die klassische Erdbestattung verliert an Bedeutung – nur 19 Prozent entscheiden sich aktiv dafür. Frauen zeigen stärkere Präferenzen für Naturbestattungen wie Baum- oder Donaubestattung, Männer häufiger für die Urnenbeisetzung.
Auch bei der Trauerfeier ändert sich das Bild: Mehr als die Hälfte will keine klassische Zeremonie, jeder Zehnte lehnt sie ganz ab. Viele wünschen sich ein "fröhliches Fest des Abschieds", so Studienautor Alexander Zeh (IPSOS).
Begräbniskosten oft unterschätzt
Der finanzielle Aspekt wird oft unterschätzt: Sechs von zehn Befragten rechnen mit 4.000 bis 8.000 Euro für ein Begräbnis. Tatsächlich sei die Spannbreite groß, erklärt Alexander Hovorka, Geschäftsführer der Bestattung Himmelblau: Eine schlichte Urnenbeisetzung sei ab etwa 2.500 Euro möglich, eine traditionelle Erdbestattung beginne bei rund 5.000 Euro. Durch die Bestattungs- und Sargpflicht sei eine Feuerbestattung nicht zwingend günstiger als ein klassisches Begräbnis.
Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich Mini-Urnen, Erinnerungsschmuck aus Fingerabdrücken oder Diamanten sowie Naturbestattungen. Dennoch haben nur 50 Prozent der Bevölkerung finanzielle oder organisatorische Vorsorgemaßnahmen getroffen.
Angst und Vermeidung: Vorsorge oft aufgeschoben
Die Angst vor dem eigenen Tod betrifft 32 Prozent der Befragten, besonders stark bei Frauen (42 Prozent) und den 25- bis 35-Jährigen – hier fürchtet sich jeder Zweite. Das spiegelt sich auch in der Vorsorge wider: Nur 39 Prozent der Frauen legen Geld für das eigene Begräbnis zurück, bei Männern sind es 51 Prozent. Auch Versicherungen für Begräbniskosten schließen Männer häufiger ab (28 Prozent gegenüber 17 Prozent bei Frauen).
(Red)