Medienbranche in der Krise: Stellenabbau geht ungebremst weiter

Medienhäuser reagieren damit auf abwandernde Werbeerlöse, AI-Overviews im Netz und eine sich nur langsam entwickelnde Online-Zahlungsbereitschaft. Die Gewerkschaft GPA zeigt sich alarmiert und will Forderungen zur Absicherung von Redaktionen präsentieren. Auch Medienminister Andreas Babler (SPÖ) sieht "keine gute Entwicklung".
Stellenabbau: "Kleine Zeitung" trennt sich von Dutzenden Mitarbeitern
In die lange Liste an Medienhäusern, die sich von Personal trennen, reihte sich zuletzt die "Kleine Zeitung" ein. Die Tageszeitung dürfte sich laut APA-Informationen von über 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trennen - die Mehrheit davon aus der Redaktion. Eine bereits am Freitag gestellte Anfrage blieb unbeantwortet. Gegenüber dem "Horizont" bestätigte Chefredakteur Oliver Pokorny, dass das AMS über geplante Personalmaßnahmen informiert werde.
Erst kürzlich wurde publik, dass das Red Bull Media House (ServusTV, "Servus in Stadt & Land") in etwa ein Zehntel der 600-köpfigen Belegschaft abbaut. In den Wochen und Monaten davor traf es etwa die Regionalmedien Austria (RMA), die "Presse", den "Standard" oder auch den Privatsender Puls 24, der bei der Online-Nachrichten-Redaktion einspart. Der "Kurier" und die "Kronen Zeitung" hatten bereits im Vorjahr größere Sparpakete kommuniziert.
Über 2.000 Journalisten in 20 Jahren abgebaut
Damit setzt sich eine seit vielen Jahren vonstattengehende Entwicklung fort. Laut "Journalisten-Report" des Medienhauses Wien waren 2007 noch rund 7.100 hauptberufliche Journalistinnen und Journalisten in Österreich tätig. Die jüngste Generalerhebung aus 2018/2019 brachte es nur noch auf 5.350. Seitdem sank nach Beobachtungen von Medienhaus-Wien-Geschäftsführer Andy Kaltenbrunner die Zahl der Journalisten auf deutlich unter 5.000. Damit dürften in weniger als 20 Jahren über 2.000 journalistische Arbeitsplätze verloren gegangen sein.
Ursächlich für die prekäre Lage ist u.a. dass Werbeerlöse massiv zu internationalen Digitalriesen abwandern. Indes schrumpfen die Print-Abozahlen, während sich die Zahlungsbereitschaft, um hinter Paywalls auf Nachrichtenseiten zu blicken, nur zögerlich entwickelt. Seit geraumer Zeit beschäftigen die Medienhäuser auch AI-Overviews von Google und Co., die für deutlich weniger Zugriffe auf Portale heimischer Medienhäuser sorgen, weil sich Nutzerinnen und Nutzer nach Suchanfragen in vielen Fällen mit den automatisch - vielfach auf Basis von Nachrichten - generierten Überblicken bzw. Zusammenfassungen zufrieden geben, anstatt auf einen Link zu klicken.
Gewerkschaft GPA: Lage "besorgniserregend"
Die Gewerkschaft GPA und der Presseclub Concordia laden am Donnerstag zu einer Pressekonferenz. "Die wirtschaftliche Lage der Medienbranche in Österreich ist besorgniserregend", heißt es in der Einladung dazu. Sie wollen Forderungen zur Absicherung von Redaktionen und Journalistinnen und Journalisten präsentieren.
Medienminister Babler: "Keine gute Entwicklung"
Diese betreffen wohl u.a. auch Vizekanzler und Medienminister Andreas Babler (SPÖ). Er zeigte sich auf APA-Anfrage angesichts der zahlreichen Kündigungen besorgt: "Das ist natürlich keine gute Entwicklung." Politik könne allerdings nur Rahmenbedingungen schaffen. "Wir unterstützen die österreichische Medienlandschaft jedes Jahr mit 80 Millionen Euro. Und im Regierungsprogramm haben wir vereinbart, weitere millionenschwere Förderungen ins Leben zu rufen. Und das, obwohl die gesamtbudgetäre Situation sehr, sehr angespannt ist", hielt er fest.
Für nächstes Jahr kündigte Babler eine Vertriebsförderung an, die Medienhäuser bei der Zeitungszustellung unterstützen soll. "Außerdem erarbeiten wir gerade ein Konzept dafür, dass jungen Menschen Medienkonsum finanziert wird, um ihre Medienkompetenz und damit ihre Demokratiekompetenz zu stärken", so Babler. Langfristig müsse aber sichergestellt werden, dass Medien nachhaltig wirtschaftlich überlebensfähig seien, ohne sich in Abhängigkeit vom Staat zu begeben, meinte der Medienminister.
Regierungsinserate auf Tiefstand
Inseratenschaltungen der Bundesregierung werden häufig als inoffizielle Medienförderungen betrachtet und machen für so manches Medienhaus einen nicht unbeträchtlichen Teil ihrer Werbeeinnahmen aus. So zeigte sich etwa die Mediengruppe Österreich in einem am Montag erschienenen Artikel alarmiert darüber, dass die Regierung die Inseratenschaltungen zuletzt massiv heruntergefahren hat. Die von der Medienbehörde KommAustria Mitte Oktober veröffentlichten Medientransparenzdaten offenbaren, dass die Werbeausgaben der öffentlichen Hand im 1. Halbjahr 2025 um 20 Millionen Euro gegenüber dem 1. Halbjahr 2024 sanken. Ein Großteil davon ist auf die Bundesregierung zurückzuführen, die ihre Werbeausgaben von 18,7 Mio. Euro auf 3,2 Mio. Euro drosselte - ein Tiefstand.
"Zum einen ist, wie alle wissen, die budgetäre Lage in Österreich äußerst angespannt. Zum anderen wollen wir Medienpolitik auch nicht über Inseratenschaltungen machen", hielt Babler gegenüber der APA dazu fest. Zudem stehe im Gesetz, dass es Inserate der öffentlichen Hand nur dann geben dürfe, wenn damit ein konkretes Informationsbedürfnis gedeckt werde. "Wir setzen daher auf zusätzliche Förderungen, die wir auch im Regierungsprogramm vereinbart haben und umsetzen", so der Medienminister.
(APA/Red)