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Schnelles Geld, teuer bezahlt: Wiener Pfandleiher kassieren saftig ab

Die AK deckte Mängel bei Pfandleihen in Wien auf.
Die AK deckte Mängel bei Pfandleihen in Wien auf. ©dpa/Lukas Barth
Wer kurzfristig Bargeld braucht und zur Pfandleihe greift, zahlt dafür oft deutlich mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Das zeigt ein aktueller Mystery-Shopping-Test der Arbeiterkammer Wien bei sieben Pfandleihern.

Die Konsumentenschützer kritisieren hohe Zinssätze, zahlreiche Spesen – und vor allem mangelhafte oder intransparente Informationen auf Pfandscheinen. Laut AK lagen die monatlich verrechneten Zinsen zwischen 3,5 und fünf Prozent, was auf das Jahr gerechnet einem effektiven Jahreszins von bis zu 60 Prozent entspricht – etwa beim AV-Pfandhaus.

Pfandleiher in Wien kassieren bis zu 60 Prozent Zinsen

Am günstigsten war im Test die Merkant Pfandleihe mit laut Gebührenblatt 1,5 Prozent pro Monat, tatsächlich betrug der von der AK berechnete Zinssatz aber sieben Prozent – wegen einer halbmonatlichen Berechnungsweise, die in der Branche üblich ist.

„Viele Konsument:innen ahnen nicht, wie teuer ein Pfandkredit tatsächlich ist“, warnt AK-Experte Christian Prantner. Das Problem seien nicht nur die Zinsen, sondern viele versteckte Nebenkosten, etwa:

  • Ausfertigungs-, Abschluss- oder Pfandscheingebühren: 4,90 bis 12 Euro
  • Lagerkosten/Platzgeld: 2 bis 9,90 Euro
  • Manipulationsgebühren: bis zu 3 Prozent pro Monat zusätzlich
  • Bearbeitungsgebühren: bis zu 1 Euro

Bewertung von Pfandobjekten stark schwankend

Für den Test verpfändeten AK-Testkäufer identische Notebooks und Goldmünzen. Die Bewertung reichte dabei von 50 bis 150 Euro für ein Notebook und von 326 bis 425 Euro für eine Goldmünze – je nach Anbieter.

Auffällig: Nur zwei der sieben Pfandleiher wiesen Zinsen und Spesen nachvollziehbar auf den Pfandscheinen aus. Häufig fehlten Angaben zur Laufzeit, Zinstage oder Aufschlüsselungen bei Rückgabe. In einem Fall war der Verweis auf AGB auf der Rückseite des Scheins leere Floskel – dort stand nichts.

AK fordert gesetzliche Mindeststandards

„Unsere Untersuchung zeigt erhebliche Transparenzmängel auf“, so Prantner. Die AK fordert daher gesetzlich festgelegte Mindestinhalte für Pfandscheine – inklusive klarer Angaben zu:

  • Zinssatz und Spesen
  • Laufzeit und Zinstage
  • Gesamtbelastung in Euro
  • Effektiver Jahreszinssatz
  • Aufgeschlüsselter Rückgabeschein

Auch die Bundesregierung habe im aktuellen Regierungsprogramm entsprechende Maßnahmen angekündigt. Die AK drängt nun auf deren rasche Umsetzung.

(Red)

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