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Lehrer an Mittelschulen häufiger mit schwierigen Klassen konfrontiert

Lehrer an Mittelschulen arbeiten laut Studie unter deutlich schwierigeren Bedingungen.
Lehrer an Mittelschulen arbeiten laut Studie unter deutlich schwierigeren Bedingungen. ©APA/HANS PUNZ
Lernprobleme, Sprachbarrieren, fachfremder Unterricht: Lehrkräfte an österreichischen Mittelschulen arbeiten unter deutlich schwierigeren Bedingungen als ihre Kollegen an AHS-Unterstufen, wie die aktuelle TALIS-Studie zeigt.
Mentale Belastung steigt
Junglehrer kaum fit für Schulalltag

In Mittelschulen sitzen deutlich öfter Schüler als in der AHS-Unterstufe, die Probleme beim Lernen haben, verhaltensauffällig sind oder in Familien mit wenig Geld und geringer Bildung aufwachsen. Trotz schwierigerer Rahmenbedingungen müssen in der Mittelschule Lehrer besonders oft Fächer unterrichten, für die sich nicht ausgebildet sind. Junglehrer werden insgesamt öfter in schwierigen Klassen eingesetzt als ihre erfahreneren Kollegen, zeigt die neue OECD-Lehrerstudie TALIS.

Härtere Bedingungen für Lehrer an Mittelschulen

Wer nach der Volksschule ins Gymnasium wechseln will, darf im Zeugnis in Deutsch, Lesen und Mathematik keine schlechtere Note als ein "Gut" haben. Dementsprechend gibt es dort laut den befragten Lehrerinnen und Lehrern auch deutlich weniger Kinder mit schwachen schulischen Leistungen als in den Mittelschulen. Während bei TALIS 2024 nur 16 Prozent der AHS-Unterstufenlehrer angeben, dass sich mehr als 30 Prozent der Schüler beim Lernen plagen, sagen das in der Mittelschule 42 Prozent.

An den Mittelschulen geben auch deutlich mehr Lehrer an, dass über 30 Prozent ihrer Kinder Probleme beim Verstehen der Unterrichtssprache haben. In jeder zehnten Mittelschulklasse haben über 90 Prozent der Kinder Migrationshintergrund. Ein Viertel des dortigen Personals hat über 30 Prozent Schüler aus sozioökonomisch benachteiligten Familien in seiner Klasse, die daheim oft nicht gut beim Lernen unterstützt werden können. Mittelschul-Lehrer berichten auch öfter von Klassen, in denen mehr als 30 Prozent Verhaltensauffälligkeiten zeigen (18 Prozent gegenüber 6 Prozent an AHS).

"Erfahrenste Lehrer bekommen einfachste Aufgabe"

Geht es nach Andreas Schleicher, Bildungsdirektor der OECD, sollten an Standorten mit schwierigeren Rahmenbedingungen die erfahrensten Lehrer unterrichten. In der Praxis ist das in den 54 Teilnehmerländern und -regionen von TALIS 24 allerdings kaum der Fall, zeigte er sich zuletzt in einer Online-Pressekonferenz zur Studienveröffentlichung "desillusioniert". "In vielen Ländern bekommen die erfahrensten Lehrer die einfachste Aufgabe und die mit weniger Erfahrungen die schwierigste" - und das, obwohl die Herausforderungen in den Klassen durch mehr Schüler, die die Unterrichtssprache nicht gut beherrschen oder speziellen Förderbedarf haben, international gestiegen seien.

Junglehrer besonders oft in schwierigen Klassen eingesetzt

Auch in Österreich berichten deutlich mehr Junglehrer mit weniger als fünf Jahren Unterrichtserfahrung davon, dass sie Klassen mit über 30 Prozent leistungsschwachen Schülern unterrichten, als ihre älteren Kolleginnen und Kollegen (38 gegenüber 29 Prozent). Junglehrer unterrichten laut der Befragung auch öfters in Klassen mit mindestens einem Zehntel an Kindern mit Problemen in der Unterrichtssprache oder Verhaltensauffälligkeiten.

In den Mittelschulen kommt dazu, dass ein größerer Anteil der Pädagogen in Fächern eingesetzt wird, für die sie eigentlich nicht oder nur teilweise ausgebildet sind (21 Prozent gegenüber 7 an AHS). Die fachfremd unterrichtenden Lehrer haben dabei seltener eine reguläre Lehrerausbildung, sondern oftmals eine verkürzte-, fachspezifische- oder reine Fachausbildung, wie in der Österreich-Auswertung der Studie betont wird. Besonders oft findet fachfremder Unterricht an Schulen statt, wo viele Kinder aus einer Familie mit wenig Geld und geringer Bildung kommen. Außerdem kommt fachfremder Unterricht in Städten öfter vor als am Land.

(APA/Red)

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