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Museum of Change: Alte Hauptpost in Wien wird KI-Leinwand

Die Hoffassade der alten Hauptpost in Wien wird zur KI-Leinwand.
Die Hoffassade der alten Hauptpost in Wien wird zur KI-Leinwand. ©APA/MANFRED SODIA
Unter dem Namen Museum of Change (MOC) verwandelt sich die Fassade der alten Hauptpost in der Wiener Innenstadt ab Anfang Oktober jeden Abend in eine KI-Projektionsfläche.

"Das Museum öffnet mit Sonnenuntergang", sagt Kurator und Medienkünstler SHA im APA-Gespräch. Dabei möchte man eine Vermittlerrolle zwischen neuen Technologien und der Gesellschaft einnehmen und einen "dialogischen Umgang mit Technik statt Angst anregen", was als erstes KI-Museum der Welt beworben wird.

KI-Bilder auf alter Hauptpost in Wien im stetigen Wandel

So verschmelzen laut MOC Licht, Klang, Bild, Raum sowie die Interaktion zwischen menschlicher und Künstlicher Intelligenz zu einem futuristischen Gesamtkunstwerk. Die gezeigten Bilder werden live von Künstlicher Intelligenz (KI) generiert und verändern sich stetig. Hinter der Entwicklung der künstlerischen Handschrift steckt allerdings menschliche Kreativität: SHA, der sich selbst als "Wahrnehmungsforscher" bezeichnet, hat den Algorithmus jahrelang gemeinsam mit zehn Programmierern dialogisch mit Bildern und Sprache trainiert: "Wir haben das Biest gebändigt." Meistens spricht der Medienkünstler allerdings eher liebevoll von seinem "digitalen Wesen, das nun ab der Eröffnung hier leben darf".

Die Initiative für die Umgestaltung des Posthofs für die Öffentlichkeit ging vor sieben Jahren von der Eigentümergesellschaft PG8 GmbH aus, um die Lebendigkeit des Viertels zu fördern und die Achse zwischen Innenstadt und Ring an ihrem Standort zu stärken. Das Projekt in dem denkmalgeschützten Gebäude aus der Kaiserzeit entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt (BDA), die baulichen Eingriffe sind daher minimal invasiv: "Das Nicht-Sichtbare ist das Aufwendige", so SHA.

Postkartenmotive als Ausgangspunkt

Beispielsweise entdeckt man erst auf den zweiten Blick in den Fassadendekor integrierte Lautsprecher unter den Fenstern. In Anlehnung an die langjährige Nutzung als Postgebäude, liegt der Fokus des künstlerischen Konzepts auf kollektiven, globalisierten Postkartenmotiven, die hier aus aller Welt zusammengesammelt und wieder in die Welt hinaus verbreitet wurden. Diese "Weltbilder" wurden unter anderem in die KI eingespeist, die daraus in ihrer antrainierten Bildsprache die gezeigten Projektionen entwickelt und präzise auf die gebaute Architektur abstimmt.

Es findet eine Überlagerung zwischen der materiellen Wahrnehmung und dem virtuellen Raum statt, das MOC wird hierbei zur Schnittstelle. Wer tiefer eintauchen möchte, kann den KI-Guide "SHAKI" per Smartphone konsultieren, in den die gesamte Projektrecherche der vergangenen Jahre eingespeist worden ist: "Der Künstler ist digitalisiert worden. SHAKI weiß alles, was wir wissen." Der Kurator fasst zusammen: "Grundsätzlich haben wir eine simple Botschaft - fast so simpel, wie sie heutzutage sein muss - 'Wir alle sind eins.'" Gemeint ist ein holistischer Ansatz, der einlädt Technologie nicht als unabhängig agierende Bedrohung, sondern als gleichberechtigte Erweiterung der Menschheit zu betrachten und mit ihr in Dialog zu treten. Selbiges möchte auch das Kreativteam am Eröffnungswochenende mit dem Publikum tun, wenn man von 2. bis 4. Oktober persönlich vor Ort ist.

(APA/Red)

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