SOS Kinderdorf: Staatsanwaltschaft Klagenfurt ermittelt gegen Kärntner Landesbedienstete

Darüber hinaus laufen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Klagenfurt gegen die Verantwortlichen des SOS-Kinderdorfes Moosburg, sowohl wegen der Misshandlung und Vernachlässigung von Minderjährigen als auch wegen unterlassener Meldung von Missbrauchsvorwürfen.
Missbrauchsanzeigen in Causa SOS Kinderdorf sollen nicht weitergeleitet worden sein
Es gebe einen "Anfangsverdacht aufgrund der Berichterstattung, dass nicht alle Verdachtsmomente an die Staatsanwaltschaft herangetragen wurden", erklärte Sprecher Markus Kitz von der Staatsanwaltschaft Klagenfurt der APA. Ob das Land seiner Anzeigenverpflichtung nachgekommen ist oder etwas vertuscht wurde, soll nun ermittelt werden. Andererseits werde gegen Verantwortliche des SOS-Kinderdorfs Moosburg ermittelt, wo Missbrauchsvorwürfe nicht angezeigt worden sein sollen sowie wegen des Verdachts des Quälens und Vernachlässigens von Minderjährigen. Das Land Kärnten hat inzwischen eine Sonderkommission einberufen.
SOS Kinderdorf: Interne Studien in Tirol und Kärnten
Ausgelöst hatte die Causa ein Bericht des "Falter" vor mehr als einer Woche. Demnach sollen Kinder und Jugendliche am Standort in Moosburg im Zeitraum von 2008 bis 2020 misshandelt, eingesperrt und nackt fotografiert worden sein. Die Informationen der Wochenzeitung stammen aus einer Studie, die SOS-Kinderdorf selbst in Auftrag gegeben, aber nie öffentlich gemacht hatte. Im Jahr 2020 hatte es Ermittlungen gegen einen ehemaligen Leiter des SOS-Kinderdorfes Moosburg und eine weitere Person gegeben. Vorgeworfen wurden mutmaßliche Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger sowie mutmaßlicher Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wurden aber eingestellt.

Wenig später wurden auch fünf Gewaltverdachtsfälle am Standort in Imst in Tirol bekannt. Die Vorfälle betreffen demnach den Zeitraum 2017 bis 2020 und würden sich auf das Fehlverhalten zweier Führungskräfte beziehen. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck prüft einen möglichen Anfangsverdacht. Auch zu den Fällen in Tirol wurde eine interne Studie erstellt, die jedoch nicht veröffentlicht wurde.
Auch Fall in SOS Kinderdorf in Salzburg
Wie die "Salzburger Nachrichten" am Mittwoch berichteten, werde auch gegen einen ehemaligen Mitarbeiter des SOS-Kinderdorfes Seekirchen ermittelt. Er soll 2020 zwei unmündige Mädchen missbraucht haben. Der Beschuldigte ist bereits einschlägig vorbestraft. Er wurde im Oktober 2021 am Salzburger Landesgericht wegen sexuellen Missbrauchs von Unmündigen rechtskräftig verurteilt. Er erhielt damals acht Monate bedingte Haft sowie eine unbedingte Geldstrafe, weil er sich zwischen 2011 und 2013 an einem unmündigen Mädchen vergriffen hatte. Nach der damaligen Verurteilung war das Arbeitsverhältnis mit dem Mann beendet worden.
Geschäftsführerin Annemarie Schlack betonte am Donnerstag in einer Aussendung, es sei ihr "höchstes professionelles und auch persönliches Anliegen, dass so etwas in unserer Organisation nie wieder passiert". Es sei seit 2021 viel getan worden, "wir müssen offenbar aber noch viel mehr tun", sagte Schlack. Verwiesen wurde in diesem Zusammenhang auf die Ombudsstellen für Opferschutz für ehemalige Betreute, die interne Meldestelle für Kinderschutz sowie eine anonyme und nach internationalen Standards aufgesetzte Whistleblowing-Plattform. "Alle Betroffenen, Mitarbeitenden und externe Personen können diese Kanäle nutzen, um Missstände oder Verdachtsfälle sicher und - auf Wunsch - anonym zu melden", hieß es. Die Ombudsstellen habe man zudem um drei Fachkräfte aufgestockt.
SOS-Kinderdorf verweist auf Unabhängigkeit von Kommission
Die vom Aufsichtsrat eingesetzte Reformkommission von SOS-Kinderdorf unter der Leitung von Ex-OGH-Präsidentin Irmgard Griss tritt am 8. Oktober vollständig zusammen. Die Organisation betonte am Donnerstag, dass die Unabhängigkeit durch die Struktur der Kommission gesichert sei. Während die externen Expertinnen der Kommission die Untersuchungen durchführten bzw. weitere Fachleute beauftragten, hätten die drei Mitglieder des Aufsichtsrats in der Kommission kein Eingriffsrecht in der Untersuchung und seien für die Umsetzung der Empfehlungen zuständig. Ob sich die Causa bereits auf die Spenden für SOS-Kinderdorf ausgewirkt hat, war am Donnerstag noch nicht klar. 2024 lukrierte SOS-Kinderdorf in Österreich jedenfalls mehr als 46 Millionen Euro an Spenden, wie aus dem Bericht der Organisation für das vergangene Jahr hervorgeht.
(APA/Red)