Gastpatienten kosten Wien 610 Mio. Euro im Jahr

Bei den Kosten durch Gastpatienten für Wien gibt es damit einen deutlichen Anstieg: Im Jahr 2020 betrug der Betrag noch 362 Millionen Euro. Die Mittel aus dem Finanzausgleich sowie die Kosten, die von Wienerinnen und Wienern in anderen Bundesländern verursacht werden, sind bereits berücksichtigt. Ludwig fordert nun erneut Gespräche über eine überregionale Planung.
Nicht nur Wien von Mehrkosten durch Gastpatienten betroffen
Untermauert wurden die Forderungen am Dienstag mit bundesweiten Zahlen aus dem Gesundheitsministerium. Wie das Büro des Bürgermeisters der APA mitteilte, sorgt Wien selbst nur für 8 Prozent aller Gastpatientinnen und -patienten. 44 Prozent aller Personen in Österreich, die außerhalb ihres Hauptwohnsitz-Bundeslands in einem Spital behandelt werden, stammen hingegen aus Niederösterreich. Gleichzeitig behandelt Niederösterreich nur 13 Prozent aller Gastpatienten.
Oberösterreich, Salzburg und Tirol sind laut Rathaus ebenfalls Bundesländer, die so wie Wien mehr Gastpatienten aufnehmen als sie verursachen. Das Ausmaß ist aber laut den Zahlen deutlich geringer. Macht die Kategorie in Wien 20,4 Prozent aller Patientinnen und Patienten aus, liegt der Wert in Salzburg bei 16, in Oberösterreich bei 8 und in Tirol bei 7 Prozent.
Wien, so beklagt man, behandle 40 Prozent aller österreichischen Gastpatienten. Der Anteil an Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern liegt hier bei rund 80 Prozent. 12 Prozent der Betroffenen kommen aus dem Burgenland. Die Kosten, die über die bestehenden Vereinbarungen hinausgehen, müsse Wien aus dem eigenen Budget zahlen, kritisiert die Stadt.
Mehrkosten durch Gastpatienten: Ludwig bekräftigt Forderung nach Gesundheitsregion Ost
Ludwig macht sich einmal mehr für eine gemeinsame Spitals- und Gesundheitsplanung für die Ostregion stark. "Das ist mir ganz wichtig zu betonen: Jeder Mensch hat die beste Gesundheitsversorgung verdient, unabhängig von der Postleitzahl am Meldezettel. Von einer Gesundheitsregion Ost würden die Menschen in allen drei Bundesländern profitieren", zeigt er sich überzeugt. Er lud Niederösterreich und das Burgenland ein, die Gespräche dazu so bald wie möglich zu starten.
"Die Bevölkerung in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland ist so eng miteinander verflochten, dass auch die öffentlichen Verkehrsmittel gemeinsam geplant werden. Nach diesem Vorbild schlagen wir vor, auch die Gesundheitsversorgung gemeinsam zu planen, denn diese Herausforderung kann nur im Miteinander gelingen", beteuerte der Bürgermeister. Statt Bundesländergrenzen müsste der Mensch im Mittelpunkt stehen. Eine Gesundheitsregion Ost könne zudem auch Vorbild etwa für den Westen des Landes sein, hielt er fest.
Auch Opposition sieht Reformbedarf
Bei den Grünen stieß der Wunsch nach einer gemeinsamen Gesundheitsregion auf Zustimmung. Dass Patientinnen und Patienten aus den Bundesländern abgewiesen werden, zeige in aller Deutlichkeit, wie dringend Strukturreformen seien, konstatierte Parteichefin Judith Pühringer. Vorbild für einen Gesundheitsverbund Ostregion könne der Verkehrsverbund sein, schlug die grüne Gesundheitssprecherin Barbara Huemer vor. Dort könne die Finanzierung gebündelt und die Versorgung ins Zentrum gestellt werden.
Für den geschäftsführenden Wiener ÖVP-Chef Markus Figl braucht es vor allem eine Reform, die das Gesundheitssystem in Wien vereinfacht und effizienter macht, wie er in einer Reaktion mitteilte. Die türkise Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec kritisierte ebenfalls: "Obwohl die Anzahl der Gastpatienten seit Jahren stabil ist, explodieren dennoch die OP-Wartezeiten in den Spitälern der Stadt Wien." Außerdem muss Ludwig nach Ansicht der ÖVP die Frage klären, wieso er dem Finanzausgleich zugestimmt hat, obwohl dieser so nachteilig für Wien ist.
Kritik aus dem Burgenland und aus Niederösterreich
Die SPÖ Burgenland verwies in einer Stellungnahme gegenüber der APA darauf, dass die Gesundheitsversorgung schon jetzt länderübergreifend geplant wird - etwa über Strukturpläne oder die 15a-Vereinbarung zur Gastpatientenregelung. Klubobmann Roland Fürst kritisierte: "Was derzeit passiert, ist ein einseitiger Bruch dieser Vereinbarung. Wien stellt die Versorgung burgenländischer Patientinnen und Patienten einseitig infrage und das, obwohl jährlich über 27 Prozent unseres Anteils aus dem Finanzausgleich vorab direkt nach Wien fließen." Damit bekomme Wien mehr für Gastpatienten und das Burgenland sogar weniger als ihm zustehe. Das Burgenland habe jedenfalls reagiert und den betroffenen Patientinnen und Patienten Rechtsbeistand zugesichert. Fürst verwies auch auf den Ausbau des Gesundheitssystems im Burgenland, um von anderen Bundesländern "noch unabhängiger zu werden".
Die genannten Zahlen seien "absolut nicht nachvollziehbar", hieß es vonseiten des Landes Niederösterreich. Die ÖVP NÖ hielt ebenfalls fest, dass der Umgang mit Gastpatienten bereits jetzt überregional geregelt sei und im Rahmen des Finanzausgleichs abgegolten werde. "Allein für das Land Niederösterreich beträgt diese Summe 500 Millionen Euro, die sich im Wiener Budget abbilden. Die Zusammenarbeit mit dem Burgenland, der Steiermark oder Oberösterreich funktioniert nach diesem Modell bereits seit Jahren. Nur die Stadt Wien und speziell Stadtrat (Peter, Anm.) Hacker wollen es scheinbar nicht verstehen", wurde in einer Aussendung kritisiert.
(APA/Red)