Verspätungen, Ausfälle: Flughäfen kämpfen mit Cyberangriff

Ein Cyberangriff auf ein Passagierabfertigungssystem hat den Betrieb an mehreren europäischen Flughäfen gestört und zu Flugausfällen und Verspätungen geführt. Betroffen waren am Samstag nach eigenen Angaben der Flughafen Berlin-Brandenburg (BER), der nach Passagieraufkommen größte europäische Airport London-Heathrow sowie Flughäfen in Brüssel und Dublin. Der Flughafen Wien-Schwechat war nicht betroffen.
Cyberangriff an europäischen Airports gemeldet
Die Störung trat bei dem Dienstleister Collins Aerospace auf, dessen Abfertigungssysteme mehrere Flughäfen verwenden, wie der Collins-Mutterkonzern RTX mitteilte. Die Flughäfen Berlin-Brandenburg und Brüssel sprachen von einem Cyberangriff. Wer die Attacke verübte, wurde zunächst nicht bekannt. Die britische Verkehrsministerin Heidi Alexander teilte mit, sie lasse sich fortlaufend über die Lage informieren.
Collins Aerospace bestätigte "eine cyberbedingte Störung" an einigen Flughäfen. "Wir arbeiten aktiv daran, das Problem zu beheben und die volle Funktionalität für unsere Kunden schnellstmöglich wiederherzustellen. Die Auswirkungen beschränken sich auf den elektronischen Check-in und die Gepäckabgabe und können durch manuelle Check-in-Vorgänge abgemildert werden", schrieb Collins Aerospace.
Das US-Unternehmen ist in verschiedenen Bereichen der Luft- und Raumfahrttechnologie tätig. Neben der Herstellung von Komponenten für die Luftfahrtindustrie entwickelt Collins Aerospace eigenen Angaben auf der Homepage zufolge unter anderem Systeme für militärische Anwendungen und ist in der Raumfahrttechnologie tätig.
Das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erklärte, die Luftsicherheit sei nicht beeinträchtigt. Ein weltweit angebotenes System für Check-in, Gepäckverteilung und Bordkarten-Kontrolle sei nicht einsatzfähig. Die Abfertigung der Passagiere erfolge an den betroffenen Flughäfen vorübergehend manuell, was beim Flughafen BER zu Verzögerungen geführt habe. "Derzeit versuchen wir, mit Papierlisten und Bleistift zum Abhaken zu arbeiten und bemühen uns um eine schnelle Behebung. Daher dauert es alles länger", sagte ein Sprecher des Berliner Airports bereits am Vormittag.
Dauer der Einschränkung nicht absehbar
Auf der Internetseite des Flughafens BER war am Morgen zu sehen, dass viele Flüge ohne Verspätung starten konnten, bei manchen kam es aber zu kurzen und zum Teil auch längeren Verspätungen. Wie lange die Einschränkung andauere, könne er nicht sagen, sagte der Sprecher. Ein Krisenstab sei eingerichtet worden. Der Online-Check-in funktioniere aber.
Zugleich wurde mitgeteilt: "Der Flughafen selbst ist nicht Ziel des Cyber-Angriffs gewesen und davon nur indirekt betroffen." Der Systemanbieter wird europaweit an Flughäfen eingesetzt. Neben Berlin sind noch andere europäische Flughäfen betroffen, eine Bestätigung dafür gab es vom Flughafen Brüssel in Belgien und Heathrow in Großbritannien.
Nach Angaben der BBC kam es in London-Heathrow bis in die Mittagsstunden zu mehr als 140 Flugverspätungen. In Brüssel waren es demnach mehr als 100, am BER 62.
Erhebliche Auswirkungen möglich
Der Flughafen Brüssel teilte mit, es sei mit erheblichen Auswirkungen auf den Flugbetrieb zu rechnen - es seien bisher 14 Flüge gestrichen worden und abfliegende Flüge hätten eine durchschnittliche Verspätung von einer Stunde. Die Schlangen an den Check-in-Schaltern seien länger als üblich.
Derzeit sei aufgrund der Attacke nur manuelles Einchecken und Boarding möglich, hieß es weiter. Der Dienstleister versuche so schnell wie möglich, das Problem zu beheben. Passagiere sollten ihren Flugstatus bei der Airline checken, bevor sie anreisten, und ausreichend Zeit am Flughafen einplanen.
Der Flughafen London Heathrow erklärte, es könne zu Verspätungen kommen, sprach aber von technischen Problemen, die zu Verspätungen für abfliegende Passagiere führen können.
Auch am Flughafen der irischen Hauptstadt Dublin gab es am Samstag einen Zwischenfall: Eines der beiden Terminals des Flughafens wurde am Morgen aus Sicherheitsgründen evakuiert, wie der Betreiber auf X mitteilte. Einzelheiten dazu blieben zunächst unklar. Unabhängig davon führe das europaweite Softwareproblem nur zu geringfügigen Auswirkungen in Dublin, hieß es.
Ob weitere Flughäfen betroffen sind, ist unklar. Bisher meldeten andere europäische Flughäfen keine Probleme.
(APA/Red)