Der österreichische Immobilienmarkt befindet sich im Wandel - das zeigen vielfältige Studien und Umfragen. Besonders auffällig: die Unterschiede zwischen den Generationen und ihre jeweilige Wohnorientierung. Während die Boomer verkaufen, trifft ihr Angebot auf eine Käufergruppe, die nicht immer kaufen kann - oder will. Eigentum gilt nach wie vor als wertstabile Anlage, Inflation, steigende Zinsen und hohe Lebenshaltungskosten stimmen Interessenten jedoch nachdenklich.
Der Traum vom Eigenheim - heute noch realistisch?
Die österreichische Immobilienlandschaft hat in den vergangenen Jahrzehnten einen tiefgreifenden Wandel erfahren. Während die Babyboomer-Generation vielfach noch vom Wirtschaftswunder, steigenden Einkommen und vergleichsweise moderaten Immobilienpreisen profitierte, sehen sich nachfolgende Generationen ganz anderen Rahmenbedingungen gegenüber: Der Einstieg ins Eigentum war leichter finanzierbar, häufig mit einem Einkommen möglich und Immobilienbesitz wurde zum Standard für Altersvorsorge und Wohlstandssicherung.
Heute stehen Interessent:innen vor Rekordpreisen, strengeren Richtlinien zu Kreditvergaben und hoher Unsicherheit, ob der Traum vom Eigenheim überhaupt noch realistisch ist. Dazu legen jüngere Generationen mehr Wert auf Flexibilität, Nachhaltigkeit und Mobilität. Neue Modelle wie Co-Living oder Mietkauf werden als interessante Alternativen gesehen.
Selbstverständlichkeit vs. lebenslange Verschuldung
Als Thomas, Jahrgang 1958, mit seiner Frau in den 1980er-Jahren ein Reihenhaus in einem Wiener Randbezirk kaufte, war der Kredit noch mit einem Gehalt tragbar. „Wir haben einfach angefangen zu bauen - es war selbstverständlich, dass man sich Eigentum schafft“, erzählt er. Heute, etliche Jahrzehnte später, denkt er über den Verkauf nach.
Seine Tochter Lisa, Jahrgang 1992, lebt zur Miete in der Stadt. „Ich verdiene gut, aber eine Eigentumswohnung in Wien? Utopisch. Ich müsste mich mein ganzes Leben lang verschulden“, sagt sie. Für Lisa ist das elterliche Haus nicht automatisch ein Traum, sondern eine Verantwortung: Renovierung, Energieeffizienz, Standort - all das kostet Geld.
Massiv gestiegene Quadratmeterpreise: Salzburg und Wien an der Spitze
Der Dekadenvergleich (2014-2015 zu 2024-2025) ergibt über alle Generationen hinweg, dass Frau und Herr Österreicher:in heute einen rund 51 Prozent höheren Quadratmeterpreis für Wohnimmobilien ausgeben als noch vor zehn Jahren.
Interessanterweise betrifft dies vor allem die Altersgruppe zwischen 36 bis 55-Jährigen, die damals wie heute rund 17 Prozent mehr für ihren Traumimmobilien-Quadratmeter bezahlen als etwa Jüngere oder Silver-Ager ab 55 Jahren.
Im Erwerb von Immobilien freuen sich Käufer im Bundesländerranking über alle Generationen hinweg über niedrige Quadratmeterpreise im Burgenland, während Salzburg und Wien hier Spitzenreiter sind. Leisteten sich 2014-2015 die 55+Jahre-Burgenländer preislich ein Drittel mehr für ihren Wohnraum, hat sich dies in der Periode 2024-2025 auf die Altersgruppe der 36-55-Jährigen verlagert.
Österreichweit bezahlen derzeit Über-55-Jährige in Wien am meisten für den Quadratmeterpreis, die geringsten Kosten dafür fallen für Bis-35-Jährige im Burgenland an. Dieses Ergebnis ist äquivalent zur Betrachtung von vor zehn Jahren.
Auf der Verkäuferseite führen Wiener 55+ und Vorarlberger in der Altersgruppe 36-55 Jahre das Bundesländerranking hinsichtlich der erzielten Quadratmeterpreise an und sind dicht gefolgt von Tirolern über 55, 36-55-jährigen Wienern und Ü55-Salzburgern.

Junge Menschen können sich keine großen Wohnflächen mehr leisten
Interessant ist die Betrachtung, wie viel Quadratmeter Herr und Frau Österreicher:in in den unterschiedlichen Altersgruppen kauften.
Wohnen Burgenländer aller Altersklassen seit zehn Jahren kontinuierlich auf durchschnittlich rund 78 m2, müssen sich Bewohner:innen aus Salzburg mit rund 68,5 m2 begnügen.
Auffallend ist, dass die Altersgruppe der Bis-35-Jährigen vor zehn Jahren größere Flächen erworben hatten und diese sich im Lauf der Jahre österreichweit um 8 Prozent verkleinert haben, da für diese Käufergruppe offensichtlich keine größeren Flächen mehr leistbar sind. Gleichzeitig kauften etwa Ü-55-Interessent:innen im Burgenland, Kärnten und Vorarlberg wieder größere Flächen.
Betrachtet man die Altersrange in Österreich auf die vergangenen zehn Jahre, zeigt sich, dass etwa in Oberösterreich die jüngeren Jahrgänge bis 35 Jahre derzeit am meisten kaufen, die 55-Plus-Käufer hier zwar weniger erwerben, dafür gleichzeitig mehr Wohnfläche besitzen.
Generationen im Fokus: Das Durchschnittsalter auf einen Blick
Hinsichtlich des Durchschnittsalters von Immobilienkäufern hat sich im Laufe der Jahre österreichweit nicht viel geändert, der Vergleich zeigt eine klare Linie zwischen 41 und 46 Jahren über alle Bundesländer. 2025 kommen durchschnittlich die jüngsten Käufer mit 42 Jahren aus Tirol, die ältesten mit 46 Jahren aus Kärnten und dem Burgenland.
(Red)