Stocker will Zahl der Stromnetzbetreiber herunterschrauben

Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) will die Zahl der Stromnetzbetreiber in Österreich deutlich senken. Das soll Einsparungen bringen. Zugleich soll der Netzausbau über einen Fonds günstiger finanziert werden. Die Regulierungsbehörde E-Control hält eine Kostensenkung durch strukturelle Bereinigungen grundsätzlich für möglich, wie E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch am Freitag im Ö1-"Morgenjournal" erklärte.
Stocker: "Ineffizient und teuer"
"Rund ein Drittel der Stromrechnung machen die Netzgebühren aus. In Österreich gibt es derzeit mehr als 110 Stromnetzgesellschaften - etwa zwei Drittel davon in öffentlicher Hand", erklärte Stocker in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA. "Das ist ineffizient und teuer." Er denke an eine Reduktion der im öffentlichen Eigentum stehenden Netzgesellschaften um rund 90 Prozent. "Damit schaffen wir effizientere Strukturen, senken die Kosten auf der Stromrechnung und leisten gleichzeitig einen Beitrag zur Dämpfung der Inflation."
Aus den Ländern und Gemeinden - vielfach Eigentümer der Netzgesellschaften - wäre für Fusionen Zustimmung nötig. Der Bundeskanzler hat im Sommergespräch auch eine Abgeltung etwaiger Verluste über den Finanzausgleich in Aussicht gestellt. Bereits im Ministerrat beschlossen wurde ein sogenannter Standortfonds, der günstige Darlehen für Netzinvestitionen vergeben soll.
E-Control-Vorstand äußerte sich
Jeder Netzbetreiber hat in seinem Gebiet ein Monopol, die Netztarife für Haushalte prüft und genehmigt die E-Control. E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch sieht bei weniger Unternehmen Effizienzgewinne: "Ich denke doch, dass man mit einer gewissen Strukturbereinigung hier Synergiepotenziale heben kann. Das heißt insbesondere auch der administrative Aufwand, der im Zusammenhang mit diesen vielen Unternehmen steht, der wäre dann geringer, das heißt, hier kann es durchaus sein, dass die Kosten dann geringer sind", sagte er im Ö1-"Morgenjournal".
Der von der Regierung vorgesehene Infrastrukturfonds könne den Zugang zu günstigem Kapital erleichtern - mit möglichen Effekten für die Netztarife. Urbantschitsch: "Ein solcher Infrastrukturfonds kann durchaus beitragen, die Netzkosten zu senken, denn wenn die Möglichkeit besteht, dass die Netzbetreiber auf günstigeres Kapital zugreifen können und tatsächlich diese niedrigeren Kosten am Ende bei den Kundinnen und Kunden ankommen. Dann führt das tatsächlich zu einer Senkung der Netztarife", so der E-Control-Vorstand.
Entscheidend wäre eine klare gesetzliche Grundlage und die Anerkennung der sinkenden Kosten in der Tarifierung: "Die E-Control hat ja die Kosten der Netzbetreiber anzuerkennen, und zwar die angemessenen Kosten und wenn die Kosten niedriger sind, dann würde man vonseiten der E-Control hier natürlich die Tarife entsprechend auch niedriger ansetzen können."
(APA/Red)