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"Man hat mir zehn Jahre geschenkt" – Wie "Social Freezing" Maria Maksimovic aus Dornbirn neue Freiheit gibt

Maria Maksimovic spricht offen über ihre Entscheidung.
Maria Maksimovic spricht offen über ihre Entscheidung. ©VOL.AT/Mayer
Das Thema "Social Freezing" ist in Österreich umstritten und wird aktuell geprüft. Maria Maksimovic aus Dornbirn erzählt, warum sie sich dennoch dafür entschieden hat.

In Österreich ist das sogenannte "Social Freezing" weiterhin nicht erlaubt. Damit gemeint ist das Einfrieren von Eizellen ohne medizinischen Grund. Der Verfassungsgerichtshof prüft jedoch seit Juni "ein Kippen" des Verbots. Wer sich dennoch dafür entscheidet, muss aktuell ins Ausland ausweichen. So auch Maria Maksimovic aus Dornbirn. Sie spricht offen über ihre Entscheidung – und warum sie den Schritt als befreiend erlebt.

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Maria mit ihrem Freund Mano. ©Privat

Behandlung in der Schweiz

In sozialen Medien dokumentierte die 32-Jährige kürzlich ihren Besuch in einer Schweizer Klinik. "Kinder passen jetzt gerade überhaupt nicht in mein Leben", das weiß Maria schon seit Längerem, wie sie erklärt. Sie ist in einer Beziehung, ihr Partner ist fünf Jahre älter und macht sich über die Familienplanung Gedanken. Die Dornbirnerin recherchierte und überlegte und kam so auf das Social Freezing. "Das ist eine gute Gelegenheit, ihm etwas Sicherheit zu geben, mir etwas Freiheit und einfach den Druck wegzunehmen", meint sie.

Ein Screenshot aus dem geteilten Video zeigt Maria bei der Blutabnahme. Einem ersten Schritt bei der Behandlung. ©Sceenshot/zVg

Video: Maria über ihre Entscheidung zum "Social Freezing"

"Ich habe keinen Kinderwunsch"

Das betont die 32-Jährige. Doch als Paar sei es schwierig, wenn sich die Vorstellungen nicht decken. Das Einfrieren von Eizellen sieht sie als Lösung – nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihren Partner. Die Möglichkeit kannte sie tatsächlich bereits von Kolleginnen aus der Modelbranche. "Es gibt kaum Models in meinem Freundeskreis, die Kinder haben", gibt sie zu verstehen. Sie kenne einige, die sich daher für die Zukunft mit dem Thema "Eizellen einfrieren" beschäftigen.

Maria vor dem Familienbild bei ihr zu Hause. Sie hat sieben jüngere Geschwister. ©VOL.AT/Mayer

Positive Reaktionen in der Familie

Maria kommt bekanntlich aus einer Großfamilie, sie hat sieben jüngere Geschwister. Die Reaktionen waren positiv, wie sie erklärt. "Boah, voll cool, dass du das machst", fasst Maria zusammen. "Also gibt es doch Hoffnung auf Kinder." Ihre Mutter und ihr Vater hätten bisher nichts davon gewusst, gibt sie zu verstehen. "Sie werden auch froh sein", so die Dornbirnerin. "Ich kann mit meinen Eltern darüber nicht reden. Sie sind so pro-Kinder." Sie verstünden nicht, dass sie das "Social Freezing" als Sicherheitsmaßnahme sehe: "Ich will nicht 38 sein und mir dann denken: Oje, jetzt will ich Kinder, aber irgendwie funktioniert es nicht." Zudem gebe es in ihrer Familie eine Vorgeschichte mit Krebserkrankungen.

Zur aktuellen Rechtslage in Österreich hat Maria Maksimovic eine klare Meinung. Man hinke etwas hinterher. "Ich finde es wirklich altmodisch", verdeutlicht sie. Sie sei froh, dass es aktuell vor dem Verfassungsgerichtshof diskutiert werde. "Ich hoffe, es wird bald auch bei uns erlaubt sein."

Behandlung in Zürich: "Ich bin da guter Dinge"

In der Schweiz, wo Maria sich behandeln lässt, können Eizellen bis zu zehn Jahre lang aufbewahrt werden, wie sie erklärt. "In zehn Jahren bin ich 42. Wenn ich dann noch keine Kinder habe, dann brauche ich wirklich keine mehr", sagt sie. Der Prozess beginnt mit einem Fruchtbarkeits-Check, Ultraschall und Blutabnahme. Das hat Maria bereits vor rund einer Woche hinter sich gebracht. Danach folgen Gespräche über die geplante Hormonbehandlung vor der Eizellenentnahme und Einfrierung. "Jetzt warte ich erst einmal auf das Ergebnis nächste Woche", gibt Maria gegenüber VOL.AT zu verstehen. "Ich bin da guter Dinge."

Maria Maksimovic im Gespräch mit VOL.AT. ©VOL.AT/Mayer

"Man hat mir zehn Jahre geschenkt"

Seit dem ersten Termin in der Klinik hat sich für die Dornbirnerin schon ein Effekt bemerkbar gemacht. Nach dem ersten Termin sei sie nach Hause gekommen und direkt von ihrer Familie darauf angesprochen worden: "Du bist so gelassen, du bist so cool. Was bist du so glücklich. Ich glaube, das ist einfach eine Last, die man mit sich trägt. Und jetzt habe ich das Gefühl, man hat mir zehn weitere Jahre geschenkt, in denen ich mich nicht mit dem Thema befassen muss." Ein großer Druck sei von ihr abgefallen.

Kritische Stimmen aus dem Bekanntenkreis habe es aber auch gegeben: "Es gibt auch Leute, die meinen: Aber ein Kind macht man aus Liebe." Ihre Antwort: Social Freezing sei eine Vorsorge. "Wenn es so weit ist, wird man schon ein Kind aus Liebe zeugen", gibt sie zu verstehen. "Und wenn das nicht klappt, dann hast du deine Eizellen." Ihr sei bewusst geworden, wie wenig man sich mit dem Thema befasse.

Ein symbolischer Storch mit Baby in einem Garten in Dornbirn. ©VOL.AT/Mayer

"Warum sollte man das denn alles nicht nutzen?"

Dass über das Thema Social Freezing wenig gesprochen wird, habe Maria überrascht: "Mir ist erst bewusst geworden, wie wenig man sich damit befasst." Sie wünscht sich eine offenere Debatte: Wer ihr in sozialen Medien folge, wisse, wie offen sie mit gewissen Themen umgehe. "Sei es, dass ich Periodenunterwäsche trage oder wenn ich gerade meine Tage habe." Oft höre sie: Muss das jetzt sein? "Ich hätte gerne, dass solche Themen enttabuisiert werden. Auch Fruchtbarkeit und dass man in ein Alter kommt und offen sagen kann, wenn man keine Kinder will." Sie hofft, dass andere sich ein Beispiel nehmen oder durch ihre Offenheit ihre Scham etwas ablegen. "Wir sind so fortschrittlich, unsere Medizin ist auf einem so hohen Niveau. Warum sollte man das denn alles nicht nutzen, wenn man es hat?", so ihre Meinung.

Finanzielle Hürde

Ein wichtiger Punkt sei auch die Kostenfrage, merkt Maria an: "Auch die Krankenkasse übernimmt es nicht, außer es liegt ein medizinischer Grund vor." "Social Freezing ist aktuell doch eher etwas für gut Betuchte", so ihre Meinung. Für die breite Masse sei das Thema daher derzeit leider nicht zugänglich.

(VOL.AT)

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