Zwei-Stunden-Richtwert für Smartphone-Nutzung: Stadt startet Pilotversuch

Toyoake, rund 150 Meilen westlich von Tokio, hat Anfang August einen Richtwert eingebracht, der Bürgern eine tägliche Smartphone-Nutzung von höchstens zwei Stunden nahelegt – sofern sie sich nicht im beruflichen oder schulischen Kontext bewegen. Die Maßnahme soll am 1. Oktober 2025 in Kraft treten. Es handelt sich dabei nicht um ein Verbot, sondern um eine freiwillige Empfehlung.
Keine Pflichten auferlegen
Bürgermeister Masafumi Koki betonte gegenüber der BBC: "The two hour limit … is merely a guideline … to encourage citizens." Die Stadt wolle keine Rechte einschränken oder Pflichten auferlegen.
Ziel sei es vielmehr, Familien zu einem reflektierten Umgang mit digitaler Mediennutzung zu bewegen. Der Entwurf enthält auch Empfehlungen für zeitliche Begrenzungen am Abend: Grundschülerinnen sollen nach 21 Uhr keine Geräte mehr nutzen, ältere Schüler und Erwachsene nach 22 Uhr.
Kritik aus der Bevölkerung
Laut Japan Times stieß der Vorstoß bei der Bevölkerung überwiegend auf Skepsis. Rund 80 Prozent der Rückmeldungen an die Stadtverwaltung fielen negativ aus. In einem zitierten Kommentar heißt es: "Zwei Stunden würden nicht einmal reichen, um auf dem Smartphone einen Film zu sehen oder ein Buch zu lesen."
Bürgermeister Koki verwies jedoch auf zunehmende Probleme durch übermäßige Handynutzung: Schüler, die das Haus ohne Smartphone nicht mehr verlassen wollen, und Erwachsene, die Schlaf oder Familienzeit der Bildschirmzeit opfern.
Parallelen zu Österreich
Auch in Österreich rückt das Thema vermehrt in den Fokus. Seit 1. Mai 2025 gilt im Unterricht ein Smartphone-Verbot für Schülerinnen bis zum vollendeten 15. Lebensjahr – mit Ausnahmen für den konkreten Unterrichtszweck. Bildungsminister Christoph Wiederkehr will damit Aufmerksamkeit und soziale Interaktion fördern. Laut Angaben aus der Lehrerschaft gab es bisher "keinerlei Rückfragen" von Elternseite.
Studien zeigen psychische Belastung durch frühen Smartphone-Konsum
Eine aktuelle Studie aus Österreich zeigt, dass der frühe Besitz eines Smartphones mit negativen Effekten auf die psychische Gesundheit junger Menschen zusammenhängt. Jugendliche, die ihr erstes Smartphone mit zwölf Jahren oder jünger erhalten haben, berichten häufiger über Suizidgedanken, Aggressionen, Schlafstörungen, Realitätsverlust und geringes Selbstwertgefühl.
In einer weiteren Untersuchung vom Februar 2025 wurde in einem dreitägigen Versuch der Smartphone-Gebrauch auf maximal zwei Stunden pro Tag begrenzt. Ergebnis: messbare Verbesserungen bei Depressivität, Stress, Schlafqualität und allgemeinem Wohlbefinden – mit Effekten kleiner bis mittlerer Stärke.
Digitale Gewohnheiten schwer zu durchbrechen
Ob freiwillige Maßnahmen allein reichen, um das Nutzungsverhalten spürbar zu verändern, bleibt offen. Angesichts der Allgegenwart von Smartphones und ihrer Rolle als Zugangstor zu Informationen, Unterhaltung und sozialen Kontakten dürfte ein grundlegender Wandel schwierig sein.
(VOL.AT)