Wenn Lina Frener von ihrem ersten Weltcupsieg bei den Juniorinnen erzählt, glänzen ihre Augen. "Heute ist ein Traum wahr geworden", sagte sie nach dem Rennen in Loudenvielle, Frankreich. Ein Satz, der weit mehr ist als jugendlicher Überschwang.
Denn was die 16-jährige Downhillfahrerin aus Bregenz derzeit auf den internationalen Rennstrecken zeigt, ist bemerkenswert – und ein Versprechen an die Zukunft.
Aufstieg in Rekordtempo
Erst seit wenigen Monaten fährt Frener im Downhill-Juniorenweltcup – und schon jetzt zählt sie zur Weltspitze. Beim Auftaktrennen in Polen raste sie gleich aufs Podest, wurde Zweite. Zwei Wochen später jubelte sie in Frankreich über ihren ersten Sieg.
"Es fühlt sich unglaublich an, beim Weltcup auf dem Podium zu stehen, man kann dieses Gefühl kaum beschreiben", schildert sie ihre Emotionen im Gespräch mit VOL.AT. Und auch wenn ein Sturz sie beim Heimrennen in Leogang zur Pause zwang, kämpfte sie sich mit zwei neunten Plätzen in Italien zurück in die Top Ten.

Der Weg zur WM – und darüber hinaus
In der Gesamtwertung des Junioren-Weltcups liegt Frener nach sechs von zehn Rennen aktuell auf Rang sechs. Dabei ist ihr Blick längst nach vorne gerichtet: Am 30. August startet sie beim Weltcup in Haute-Savoie – der letzten Generalprobe vor der Weltmeisterschaft in Champéry (4.–7. September). Ihr Ziel: der Titel. "Die Chancen sind da, wenn ich Vollgas gebe, könnte es schon klappen", meint sie selbstbewusst.
Die junge Athletin weiß aber auch: Der Zeitplan ist eng. Nach der WM geht es weiter nach Lenzerheide, Anfang Oktober folgen zwei Überseerennen in den USA und Kanada.

Unterstützung bekommt sie von ihren Eltern, die bei den meisten Rennen an der Strecke stehen. "Wir haben unseren heurigen Urlaub extra so geplant, dass wir bei Linas Rennen in Kanada dabei sein können", erzählt Mutter Jacqueline.

Schule, Training, Träume
Dass Lina Frener all das unter einen Hut bringt, ist kein Zufall. Sie besucht das Sportgymnasium Dornbirn und ist Teil des Spitzensportzweigs. Dort bekommt sie für Rennen frei, kann Trainingseinheiten in den Schulalltag einbauen.
"Fein ist, dass das Training in die Schulzeit integriert ist, dann habe ich das bei Schulschluss schon abgeschlossen", erzählt sie. Es ist ein System, das funktioniert – weil Frener nicht nur Talent, sondern auch Disziplin mitbringt.

Vom BMX aufs Weltcup-Podium
Downhill ist für sie mehr als Sport. Es ist Leidenschaft, Adrenalin, Lebensweg. Schon im BMX-Sattel war sie erfolgreich. Doch der entscheidende Impuls kam vom Vater – und ein ganz besonderer Moment: "Ich lag zu Hause im Bett, als mir mein Trainer eine Nachricht schrieb, ob ich Bock auf dieses Team hätte. So kam ich ins Norco Racedivision-Team." Heute fährt sie für den britischen Rennstall – und träumt vom Profidasein.

Vorbilder und Visionen
Ihre Idole kennt sie genau: Teamchef Greg Minnaar, vierfacher Weltmeister. Teamkollegin Gracey Hemstreet, derzeit Zweite im Damen-Weltcup. Und natürlich die österreichischen Größen Andreas Kolb und Valentina Höll. Letztere führt aktuell den Damen-Weltcup an – ein Vorbild, das Frener anspornt.
"Es braucht sicher Überwindung, aber wenn es Spaß macht, wird man immer schneller – und dann klappt es", sagt die 16-Jährige über ihren Sport. Ein Satz, der viel über ihre Einstellung verrät.

Vollgas nach Champéry
Jetzt zählt nur noch der nächste Schritt. Die WM in Champéry. Lina Frener hat dort nichts zu verlieren – aber viel zu gewinnen. Sie fährt mit der Lockerheit der Jugend, aber dem Ehrgeiz einer Athletin, die mehr will als nur dabei sein. Das Ziel ist gesetzt. Der Traum ist lebendig. Und der Weg? Der hat gerade erst begonnen.
(VOL.AT)