Neue Studie: Apotheken erkennen frühzeitig Herzrisiken

Laut einer wissenschaftlichen Studie der MedUni Wien können Screening-Programme in öffentlichen Apotheken wesentlich dazu beitragen, Herz-Kreislauf-Risiken frühzeitig zu erkennen. Die Studie wurde gemeinsam mit klinischen Pharmakologen und unter Beteiligung von 62 Apotheken in Wien durchgeführt. Die Ergebnisse sind nun im Fachjournal Preventive Medicine Reports erschienen.
Ziel war es, Menschen mit unerkanntem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu identifizieren – etwa durch Blutzucker-, Cholesterin- und Blutdruckmessungen direkt in der Apotheke.
Jeder Zweite hatte erhöhtes Risiko
Von den 445 Studienteilnehmer:innen über 18 Jahren zeigten 51 Prozent Hinweise auf ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko. Die Messungen umfassten:
- HbA1c-Wert (Langzeitblutzucker)
- Gesamtcholesterin & HDL
- systolischer Blutdruck nach Ruhephase
- Raucherstatus, Alter, BMI
- Risikoeinstufung via SCORE2-Algorithmus (Zehnjahresrisiko)
Erste Hinweise auf Bluthochdruck und Diabetes
- 21 Prozent der Teilnehmer:innen wiesen erhöhte HbA1c-Werte auf
- Davon 17 Prozent mit Prädiabetes
- 4 Prozent im Bereich eines Diabeteswerts
- 16 Prozent hatten systolischen Blutdruck über 140 mmHg
Reaktion nach dem Test: 57 % suchten einen Arzt auf
Den Betroffenen wurde empfohlen, einen Arzt des Vertrauens zu kontaktieren. Bei einem Nachkontakt drei Monate später gaben:
- 57 % an, tatsächlich beim Arzt gewesen zu sein
- 43 % hatten bereits eine neue oder angepasste Therapie erhalten
Apotheken-Screening effektiv – aber nicht ausreichend eingebunden
Die Studienautoren, darunter Thorsten Bischof (MedUni Wien) und Philipp Saiko (Wiener Apothekerkammer), fordern nun eine bessere Integration solcher Screenings in den regulären Betreuungsablauf: "Das Screening in öffentlichen Apotheken erwies sich als wirksam – allerdings war die Follow-up-Rate gering. Es braucht eine stärkere Anbindung an die Primärversorgung."
Hintergrund: Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Todesursache Nr. 1
In Österreich waren Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Jahr 2023 für 35 % aller Todesfälle verantwortlich – damit sind sie weiterhin die häufigste Todesursache. Hauptverantwortlich: Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte und Diabetes Typ 2.
(VOL.AT)