"Die Hahnenköpfle-Galerie ist wie ein Lautsprecher"
Bereits im Juni dieses Jahres beschlagnahmte die Polizei etwa ein Motorrad eines 35-jährigen Motorradfahrers aus Deutschland in Damüls und nahm ihm den Führerschein ab. Er war mit 142 Stundenkilometern in einer 50er-Zone bergwärts Richtung Faschina unterwegs – nach Abzug der Toleranz. Nun gibt es wieder Fälle von massiven Geschwindigkeitsübertretungen, wie VOL.AT berichtete.

Neun Führerscheine abgenommen
Am 14. und 15. August führte die Landesverkehrsabteilung in Damüls und Fontanella bzw. Faschina Schwerpunktkontrollen durch. Dabei wurden mehrere massive Geschwindigkeitsüberschreitungen festgestellt. Drei Motorräder und ein Pkw wurden vorläufig beschlagnahmt, neun Führerscheine vor Ort abgenommen.

Damüls stärker betroffen
Während in Damüls die Raserproblematik vor allem im Sommer als "großes Problem" angesehen wird, bewertet der Bürgermeister von Fontanella die Situation in seiner Gemeinde deutlich gelassener.
Der Damülser Bürgermeister Stefan Bischof führt das Schnellfahren darauf zurück, dass Damüls eine Streusiedlung ist: "Das heißt, es zieht sich von der Schwende bis zum Jägerstüble eigentlich sehr, sehr weit." Dies begünstigt eine überhöhte Geschwindigkeit. Während es im Winter dort wohl gesitteter auf den Straßen zugeht, lassen sich vor allem die Lenker im Sommer zum Rasen verleiten.

Galerie wirkt wie ein Verstärker
Denn dann sind Motorräder unterwegs. Das Hauptthema für die Damülser sei dabei aber nicht das Sicherheitsrisiko, sondern der Lärm. Die zwei Landesstraßen L193 und weiterführend die L51 ziehen sich durch den Ort durch. Leidtragend sind dabei die Bewohner der Häuser an der Straße. Bischof hebt das Hotel Damülser Hof als stark betroffen hervor, da sich die Straße um das Hotel schlängelt.
Als besonders belastend empfindet Bischof zudem die 1,3 Kilometer lange Galerie, die wie ein Verstärker wirke: "Die Hahnenköpfle-Galerie ist wie ein Lautsprecher."

Nicht die deutschen Ausflügler sind das Problem
Nach seiner Einschätzung gehe die Hauptverursachung von einheimischen Motorradfahrern aus. Ortskundige würden die Strecke sehr gut kennen und die Kurven entsprechend ausreizen. "Das Hauptklientel, sage ich mal, für die Raserei sind schon die Heimischen", betont Bischof. Dabei spricht er von "Feierabendpiloten", die darauf hoffen, dass die Polizeibeamten noch nicht wach sind.
Auch spielen laut ihm manipulierte Rennauspuffanlagen eine Rolle, welche "eine extreme Geräuschkulisse produzieren."

Eingeschränkte Handlungsfähigkeit
Das Problem ist für die Damülser kein neues. Doch dem Bürgermeister sind bei der Bekämpfung wohl die Hände gebunden. Die Handlungsmöglichkeiten der Gemeinde sind eingeschränkt, da es sich um eine Landesstraße handelt, erklärt er.
"Wir sind an der Landesstraße. Das heißt, von der Bezirkshauptmannschaft gibt es genaue Kriterien, was erfüllt werden muss, damit eine Radarbox aufgestellt werden darf", erklärt Bischof. Viele Maßnahmen wie Lärmmessungen, Radarkontrollen oder Verzögerungsstreifen seien bereits ausprobiert worden, hätten aber nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Sie seien immer wieder "auf Granit gestoßen." Sowohl die geforderten Voraussetzungen für Verbauungsmaßnahmen als auch Radarboxen waren nicht erfüllt.

Das Einzige, was der Gemeinde möglich ist, ist das Aufstellen von Anzeigetafeln mit Emojis. Solche stehen auch in Fontanella. Resigniert habe er nicht, jedoch zur Kenntnis genommen, "dass man an Landesstraßen als Gemeinden nicht reagieren kann, wie man will".
Er setzt aber auf Unterstützung: verstärkte Polizeikontrollen, wie auch gerade vergangene Woche umgesetzt wurde. "Wir sind regelmäßig bei der Landespolitik vorstellig", erklärt Bischof gegenüber VOL.AT. "Wir haben schon die Zusage seitens der Exekutive, dass sie die Kontrollen verstärkt durchführen. Aber natürlich haben sie auch nicht unendliche Ressourcen."

Fontanella sieht keine große Raserproblematik
In Fontanella hingegen wird die Lage weniger kritisch gesehen. Bürgermeister Werner Konzett meint im VOL.AT-Gespräch: "Nein, eigentlich ist es kein Problem mit der Raserei. Ich sehe das anders."
Im Zentrum von Faschina beobachtet der Bürgermeister, dass die vorgeschriebenen 40 Kilometer pro Stunde "relativ gut eingehalten werden". Hingegen von Damüls durch den Tunnel Richtung Faschina hinauf beobachtet er, dass man "gerne 80 fährt". Er unterstütze zwar nicht eine schnellere Geschwindigkeit, sieht aber den 50er im Tunnel als "brutal" an. Diesbezüglich gibt auch Bischof zu: "Wenn du durch die Hahnenköpfle-Galerie auf 50 den Tempomat stellst, dann wird es für dich kaum möglich sein, den 50er einzuhalten."
"Nicht der Durchschnitt"
Dass die Geschwindigkeit extrem überschritten wird, wie etwa im Falle der Fahrzeugbeschlagnahmung, stehe hingegen nicht an der Tagesordnung, so Konzett. Einzelne schnelle Fahrer gebe es zwar, aber er nimmt keine flächendeckende Problematik wahr. Er würde es nicht als "Raserstrecke" bezeichnen, betont er. "Es sind immer ein paar, die schnell fahren, aber nicht im Durchschnitt, dass wir da ein Riesenproblem haben mit der Raserei", so der Bürgermeister von Fontanella.
Unzufrieden mit der Geschwindigkeitsbegrenzung
Vielmehr sieht er den Lärm für die Damülser Seite als Problem an. Bei den Bürgern von Fontanella überwiege laut ihm jedoch der Frust über die Geschwindigkeitsbegrenzung: "Viel mehr Anrainer regen sich über den 50er im Tunnel auf."
Während Damüls demnach unter Motorradlärm durch die Raserei leidet und sich durch enge gesetzliche Vorgaben in den Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt sieht, stuft Fontanella das Thema hingegen als weniger gravierend ein.
(VOL.AT)