Faktencheck: Verregneter Juli in Österreich widerlegt nicht die globale Erwärmung

Der Juli 2025 wird in Österreich als ungewöhnlich nass und eher kühl in die Aufzeichnungen eingehen. Auch für die ersten August-Tage sind Temperaturen unter dem langjährigen Mittel vorhergesagt. Für manche Menschen ist das Beweis genug: Die Klimakrise ist herbeigeredet und von den Medien aufgebauscht. Dabei wird gerne der Blick ins Ausland und auf das weltweite Klima außer Acht gelassen. Selbst in Österreich sprechen die langjährigen Daten eine klare Sprache.
Faktencheck zum Klimawandel in Österreich
Einschätzung: Einzelne Perioden wie ein nasser Juli mit gedämpfteren Temperaturen können nicht darüber hinwegtäuschen, was seit vielen Jahren wissenschaftlicher Konsens ist: Das Klima verändert sich weltweit - und damit auch in Österreich - vor allem aufgrund menschlichen Zutuns.
Überprüfung: Aktuell kursieren wieder zahlreiche Falschbehauptungen zum Thema Klima. Zusammenstellungen von diversen Zeitungsausschnitten wollen etwa Klimaveränderungen in Abrede stellen. So ist von Temperaturen jenseits der 50-Grad-Marke in den 1950ern zu lesen, während die Höchstwerte 1975 nur noch bei über 40 Grad gelegen sein sollen. In einem aktuellen Interview werden hingegen 35 Grad Celsius und mehr als früher ungekannte Werte bezeichnet.
Falsche Interpretation von realen Schlagzeilen
Die Schlagzeilen aus den 50ern und 70ern sind durchaus echt. Allerdings wurden sie aus dem Kontext gerissen, um als Beleg für eine falsche Schlussfolgerung herhalten zu können. Im Artikel aus 1957 berichtete die "Bild"-Zeitung über die Temperatur im Inneren einer Bahnhofsuhr, die aufgrund der Hitze nicht mehr funktionierte. Dieser Ausschnitt kursiert bereits seit Jahren im Internet.
1975 wurden in Deutschland keine 40 Grad Celsius gemessen. Der Titel wurde von einer Prognose des Essener Wetteramts abgeleitet, die nicht eintrat. In der nordrhein-westfälischen Stadt wurde diese Marke erst 2019 erreicht. Einzig die Schlagzeile aus der "Kronen Zeitung" aus dem Sommer 2022 ("Temperaturen um die 35 Grad, das hat es früher nicht gegeben") verwendet Temperaturen von Messstationen.
Das Zitat stammt aus einem Interview zu Hitzewellen und anderen Wetterextremen, stützt die Behauptung aus dem Posting aber nicht. Tatsächlich belegen langjährige Messdaten deren Gegenteil. In den letzten Jahrzehnten wurden die Sommer in Österreich laut dem GeoSphere-Klimatologen Alexander Orlik um knapp drei Grad wärmer, zudem nahm die Zahl der Hitzetage massiv zu.
Menschengemachter Klimawandel laut Wissenschaftern nicht zu leugnen
Ein wiederkehrendes Desinformationselement ist die Leugnung des Klimawandels generell - oder zumindest, dass dieser menschengemacht sei (8). Erst kürzlich verbreitete sich erneut die Behauptung eines russischen Senders via Social Media, dass der Klimawandel unabhängig vom Menschen passiere. Dabei ist der menschliche Beitrag am Klimawandel vielfach wissenschaftlich nachgewiesen, wie etwa im Bericht des Weltklimarates (Intergovernmental Panel on Climate Change/IPCC) oder dem zweiten österreichischen Sachstandsbericht zum Klimawandel zu lesen ist.
In dem Sachstandsbericht (2025) heißt es bereits in der Einleitung: "Die Auswirkungen des Klimawandels sind in Österreich deutlich spürbar. Die jüngsten Häufungen von Extremereignissen wie längere Trockenperioden, Hitzewellen und Überschwemmungen decken sich mit den durch den Klimawandel verursachten globalen Trends." Die Behauptung, in Österreich gäbe es keinen Klimawandel, sei "schlichtweg falsch", wie Harald Rieder, Klimaforscher an der BOKU Wien und Vorstand des Klima- und Klimafolgenforschungsnetzwerks CCCA, gegenüber der APA festhielt.
Heuriger Juli in Österreich zwar verregnet, aber durchschnittlich warm
Der heurige Juli war nach Aufzeichnungen der GeoSphere Austria tatsächlich einer der nassesten der Messgeschichte, was ihn für viele Menschen als zu wenig sommerlich erscheinen lässt. Trotzdem entspricht er laut Orlik "von der Temperatur her ziemlich genau einem durchschnittlichen Juli der letzten 30 Jahre und wird in Endbilanz wahrscheinlich um 1,5 Grad wärmer sein als ein durchschnittlicher Juli im Zeitraum 1961 bis 1990."
Es liege in der Natur des Wetters, "dass manche Monate wärmer und manche kälter ausfallen". Für Trends betrachten Forscher deshalb nicht einzelne Monate, sondern die langfristige Entwicklung des Klimas. Zudem reicht selbst beim Wetter ein Blick auf den Rest Europas: Von einem nasskalten Juli war etwa in Südeuropa nichts zu spüren.
(APA)