AA

Später, aber auch länger: Wie der Klimawandel Allergiker belastet

Allergiker kommen nicht zur Ruhe - jetzt sind die Unkräuter dran.
Allergiker kommen nicht zur Ruhe - jetzt sind die Unkräuter dran. ©Canva (Sujetbild)
Die Blüte der hoch allergenen Kräuter Beifuß und Ragweed beginnt aufgrund der Trockenheit später, wird jedoch durch Neophyten und Niederschläge verlängert, während eine mildere Ragweed-Saison als im Vorjahr erwartet wird.
Allergiker leiden unter längerer Saison

Sommerzeit ist auch Pollenzeit. Nun beginnt die Zeit des Pollenfluges der Unkräuter. Damit sind die krautigen Pflanzen Beifuß und Ragweed gemeint. Beide sind hoch allergen und sorgen bereits bei eher geringen Pollenkonzentrationen für allergische Symptome. Die Trockenheit der vergangenen Monate führt zu einem späteren Start der Blüte. Die Niederschläge der letzten Zeit fördern aber das Pflanzenwachstum. Die Intensität der Blüte wird aber nicht an die Werte der vorjährigen Ragweedpollensaison herankommen. Diese war auf Platz 2 der intensivsten Blüten in der 50-jährigen Messgeschichte in Wien. Auch Beifuß wird es spannend machen - die Blüte im Herbst hängt ganz von den Wetterbedingungen im September ab. Das zeigt die Forschung des Pollenservice Wien der MedUni Wien.

Top-Allergen Beifuß ist später dran als normalerweise

Die Beifußpollensaison beginnt üblicherweise Anfang Juli in Wien und generell im Osten Österreichs. Dieses Jahr wurden erst vor kurzem erste Pollenkörner von Beifuß gezählt. Erste blühende Pflanzen kann man auch schon entdecken. Die Blütezeit umfasst Juli bis September mit der Hauptblütezeit Mitte August. Diese Blühphase ist zum größten Teil der heimischen Beifußart, dem Gewöhnlichen Beifuß ( Artemisia vulgaris ), zuzuordnen.

Eine Allergie auf Beifuß ist relativ häufig, sie befindet sich auf Platz 3 der Pollenallergien, gleich nach den Gräsern und der Birke. Außerdem reichen auch bei Beifuß schon eher geringe Pollenkonzentrationen aus, um allergische Symptome zu verursachen ( ähnlich wie beim verwandten Ragweed).

Neophyten verlängern Pollensaison maßgeblich

Seit 2023 wurde eine deutliche Veränderung der Beifußpollensaison in Wien festgestellt. Das liegt höchstwahrscheinlich an der Etablierung von zwei spät blühenden Neophyten: dem Kamtschatka Beifuß ( Artemisia verlotiorum ) und dem Einjährigen Beifuß ( Artemisia annua ). Ein Neophyt ist eine Pflanze, die sich in Gebiete ausbreitet, in denen sie ursprünglich nicht heimisch war. Eine vergleichbare Situation herrschte in Norditalien (Region Südtirol), wo mittlerweile beide Beifußarten jedes Jahr für messbaren Pollenflug im Herbst sorgen und die Saison dadurch verlängern.

Auch der Pollenservice Wien der MedUni Wien beobachtet diese Entwicklung:Derr Spitzenwert im Pollenflug durch Beifuß im Herbst war 2024 sogar dreimal höher als jener im Sommer. Durch phänologische Beobachtungen konnte mittlerweile auch gezeigt werden, dass beide neophytischen Arten in Wien zur Blüte kommen.

Entwarnung für Ragweed-Allergiker: Mildere Saison erwartet

Ragweed ( Ambrosia artemisiifolia ) ist ein lange bekannter Neophyt. Die typischen Fundstellen umfassen Brachflächen wie Wegränder, Autobahnen, Baustellen und Felder. Der Pollenflug dauert je nach Wetterbedingungen von August bis in den Oktober.

Dieses Jahr wird eine etwas spätere Blüte bedingt durch die Trockenheit im Frühsommer erwartet. Das ist übereinstimmend mit Berichten aus Ungarn, das stark von Ragweed befallen ist. Treten bei Betroffenen zum jetzigen Zeitpunkt schon Symptome auf, reagieren diese mit großer Wahrscheinlichkeit auf den Beifuß, der mit Ragweed nah verwandt und stark kreuzreaktiv ist.

Gute Nachrichten: die Saison wird milder als letztes Jahr ausfallen. Das liegt auch daran, dass die Ragweedpollensaison 2024 äußerst intensiv war und auf Platz 2 der 50-jährigen Messgeschichte Wiens rangiert.

Gerade bei Ragweed spielt der Ferntransport aus den Nachbarländern eine große Rolle. Bei Windkonstellation aus Ost oder Südost wird zusätzlich Ragweedpollen eingebracht. Ragweed ist ein bekanntes Problem für den Gesundheitssektor, die Landwirtschaft, aber auch die Instandhalter von Infrastruktur. Ausreißen vor der Blüte gilt als effektivste Methode, ist aber aufwendig.

Klimawandel belastet Allergiker besonders

Maximilian Bastl vom Pollenservice Wien der MedUni Wien resümiert: "Alle mit Pollenallergien auf Unkräuter sollten sich nun auf den Pollenflug einstellen. Der Klimawandel wirkt sich auf den Pollenflug spürbar aus: Das Fenster ohne Pollen in der Luft wird immer kleiner. Beifußpollen ist jetzt schon in der Luft und wird uns bis in den Herbst begleiten. Ragweedpollen verschärft die Situation im August zusätzlich."

(Red)

  • VIENNA.AT
  • Österreich
  • Später, aber auch länger: Wie der Klimawandel Allergiker belastet
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen