Expo 2025: Großer Andrang vor dem Österreich-Pavillon in Osaka - Japaner sind begeistert

Früher Samstagnachmittag. Eine Security-Dame mit Kappe hebt ein Schild in die Höhe: "Line Temporarily Limited". Der Andrang ist zu groß, der Einlass muss vorübergehend gestoppt werden.
Kurz darauf wird eine zweite Absperrlinie eingerichtet. Viele Besucher bleiben stehen, machen Fotos – einige sogar aus der Entfernung, mit Blick auf das spiralförmig geschwungene Holzband, das sich in den Himmel dreht.

Interesse ist spürbar
Der Besucherandrang auf den Beitrag Österreichs bei der Expo 2025 in Osaka ist groß – deutlich größer, als wir es 2022 bei der Expo in Dubai erlebt haben. Das Interesse ist nicht nur sichtbar, sondern spürbar – und es gilt nicht nur der Architektur, sondern der gesamten Inszenierung.
Einstimmung mit Musik, Geschichte und Ikonen
Der Rundgang beginnt in einem ersten Raum mit großflächigen Projektionen. Sisi, Mozart, Falco – vertraute Bilder, musikalische Referenzen, historische Ikonen.

Inmitten dieses Einstiegs steht ein selbstspielender Konzertflügel, der leise Melodien spielt. Er sorgt für den Klang, den diese Ausstellung von Beginn an trägt: nicht laut – aber deutlich.

Österreich präsentiert sich hier als Kulturland mit starker visueller Handschrift – und trifft damit in Japan auf Neugier und Resonanz.
Große Persönlichkeiten im Übergang
Direkt anschließend folgt ein Bereich, der bedeutenden Österreicherinnen und Österreichern gewidmet ist – darunter Bertha von Suttner, Viktor Frankl und Erwin Kräutler.
Kräutler, geboren in Koblach, war jahrzehntelang als Bischof im brasilianischen Amazonasgebiet tätig. Der Menschenrechtler, Missionar und Umweltaktivist wurde mehrfach mit dem Tod bedroht und steht seit Jahren unter Polizeischutz – unter anderem wegen seines Einsatzes gegen das Staudammprojekt Belo Monte und für indigene Rechte.

Sein Engagement wurde 2010 mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Ein Satz von ihm steht klar und dreisprachig an der Wand: "Wir haben nur diese Welt und keinen Plan B." Keine Floskel – sondern eine Haltung. Kräutler ist kein Zitatgeber – er ist Teil der Erzählung.
Themenstationen: Bildung, KI und Nachhaltigkeit
Es folgt ein schmalerer Gang mit interaktiven Stationen: Artificial Intelligence, Creative Industries, Education, Green Technologies. Die Inhalte sind haptisch, visuell, zugänglich. Besucher können ausprobieren, interagieren, reflektieren. Diese Zwischenzone verbindet Persönliches mit Zukunftsfragen – und führt in den nächsten Raum.
Der große Raum mit Medienwand
Am Ende öffnet sich der Pavillon in eine große, klare Halle. Eine leuchtende Medienwand mit dem Titel "Composing the Future Together" dominiert den Raum. Hier endet der Weg, aber nicht das Thema. Viele bleiben stehen, andere gehen weiter – leiser, als sie gekommen sind.


Architektur mit Symbolkraft
Von außen prägt die Architektur den ersten Eindruck: eine 16 Meter hohe Spiralskulptur aus Holz, gefertigt in Horn (Niederösterreich), zeigt auf ihrer Innenseite die ersten Takte von Beethovens "Ode an die Freude".

Sie ist ein überdimensionales Notenband, verschraubt statt verleimt, segmentiert transportiert, in Japan montiert – ein Symbol für Kooperation und Nachhaltigkeit.

Laut dem Konzept von BWM Designers & Architects steht die Spirale für zyklisches Denken, kulturellen Optimismus und Bewegung. Inspiriert vom Walzer, vom Dirigieren, vom Rhythmus.

Eine Verbindung mit Geschichte
Die Ausstellung verweist auf eine lange Beziehung: Japan war 1873 erstmals auf einer Weltausstellung vertreten – in Wien. Ein Österreicher brachte später das Skifahren nach Japan. Diese kulturellen Verbindungen werden benannt – nicht überinszeniert, sondern eingebettet.
Im Vergleich zu Dubai: mehr Offenheit, mehr Wirkung
Bei der Expo 2020 in Dubai war der österreichische Beitrag zurückhaltend, klug, aber kühl. In Osaka zeigt man sich wärmer, emotionaler, zugänglicher. Nicht größer – aber deutlich sichtbarer.
Auch draußen ist viel los
Vor dem Pavillon bilden sich Grüppchen, Foto-Positionen, Gespräche. Im dritten Stock sitzen Besucher auf den Stufen des Restaurants, andere warten. Auch bei den To-go-Stationen vor dem Pavillon bilden sich Schlangen – alles geordnet, alles ruhig.

Das Angebot: Kaiserschmarrn, Soft-Eis mit Honig, Fruchtsaft, österreichisches Bier – und Spritzer natürlich, unter anderem mit Erdbeerwein.

Reduziert auf das, was funktioniert – aber nicht ohne Akzent.

(VOL.AT)