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Alternative Wohnformen in Wien: Von Co-Living bis Tiny Houses

In Wien gibt es ein vielfältiges Angebot für alternative Wohnformen.
In Wien gibt es ein vielfältiges Angebot für alternative Wohnformen. ©Canva
Der Wohnraum in Städten unterliegt einem stetigen Wandel. Auch in Wien steigt das Interesse an alternativen Wohnformen, die über klassische Miet- oder Eigentumswohnungen hinausgehen. Die Stadt bietet dafür eine breite Palette an Wohnkonzepten, die neue Bedürfnisse nach Gemeinschaft, Nachhaltigkeit und Flexibilität berücksichtigen - ein Überblick.

In Zeiten wachsender Urbanisierung und steigender Wohnkosten gewinnen alternative Wohnformen zunehmend an Bedeutung – auch in Wien. Die Stadt reagiert mit zeitgenössischen Konzepten von Co-Housing über Tiny Houses bis hin zu generationenübergreifendem Wohnen und Senioren-Wohngemeinschaften auf die sich wandelnden Bedürfnisse der jungen und älteren Bewohner.

Co-Living: Individuell wohnen, Gemeinschaft erleben

Co-Living beschreibt ein Wohnkonzept, bei dem Einzelpersonen in einer gemeinschaftlich strukturierten Immobilie leben. Typisch sind private Schlafräume kombiniert mit großzügigen Gemeinschaftsflächen wie Küche, Wohnzimmer oder Arbeitszonen. Diese Form des Wohnens richtet sich vor allem an junge Berufstätige, Studierende oder digitale Nomad:innen, die flexibel und zugleich sozial eingebunden wohnen möchten.

In Wien existieren mittlerweile mehrere professionelle Co-Living-Anbieter. Zu den bekanntesten zählt das Projekt zehn70 in der Seestadt Aspern. Dort werden möblierte Einheiten inklusive Reinigung, Internet und Freizeitangeboten zur Verfügung gestellt. CoLivi bietet möblierte, private Apartments mit inkludierten Nebenkosten und WLAN in Wien und Graz. Weitere Anbieter wie The Fizz oder Studentenwohnheime der ÖJAB integrieren ähnliche Konzepte für temporäres Wohnen mit gemeinschaftlichem Charakter.

Co-Housing und Baugruppen: Gemeinsam planen, gemeinsam leben

Co-Housing, auch als Baugruppenmodell bekannt, fördert eine intensive gemeinschaftliche Gestaltung des Wohnprojekts bereits in der Planungsphase. Bewohner schließen sich zusammen, entwickeln gemeinsam ein Wohnhaus und gestalten neben ihren individuellen Wohneinheiten auch gemeinschaftlich genutzte Flächen wie Küchen, Gärten, Werkstätten oder Gemeinschaftsräume.

Ein Vorzeigeprojekt ist der Wohnpark Gärtnerhof in Liesing, bei dem mehrere Familien in enger Abstimmung mit Architekten und Bauträgern ein ökologisch ausgerichtetes Mehrparteienhaus realisierten. Auch das Wohnprojekt Rosegarden im Wildgarten am Rosenhügel basiert auf einem Co-Housing-Modell. Die Häuser wurden hier gezielt auf soziale Interaktion, Nachhaltigkeit und Diversität ausgerichtet. Organisationen wie wohnbund:consult oder die Plattform gemeinsamwohnen.at begleiten Baugruppen in Wien von der Idee bis zur Realisierung.

Gemeinschaftliches Wohnen: Nachbarschaft aktiv leben

Gemeinschaftliches Wohnen zielt auf das Leben in nachbarschaftlicher Verbundenheit – unabhängig von Alter, Herkunft oder Familienstand. Der Fokus liegt auf freiwilligem Miteinander, regelmäßiger Kommunikation und gemeinsamen Aktivitäten.

Ein Beispiel ist das Wohnprojekt Wien im 2. Bezirk, in dem rund 100 Menschen in 39 Wohneinheiten leben. Hier teilen sich die Bewohner unter anderem eine Gemeinschaftsküche, eine Bibliothek, einen Garten und Veranstaltungsräume. Weitere Projekte wie Grätzelmixer oder das Habitat-Projekt in Wien-Floridsdorf setzen ähnliche Akzente.

Generationenwohnen: Miteinander von Alt und Jung

Beim Generationenwohnen leben Menschen unterschiedlichen Alters bewusst in einem Wohnumfeld zusammen, das gegenseitige Unterstützung ermöglicht. Ältere Bewohner profitieren von Alltagsunterstützung durch Jüngere, während diese von der Erfahrung und oft der Betreuung durch die Älteren profitieren.

Ein Beispiel ist das Generationenhaus Meißauergasse im 22. Bezirk. Es wurde speziell auf den generationsübergreifenden Austausch konzipiert, mit barrierefreien Wohnungen, Gemeinschaftsräumen und betreuter Nachbarschaft. Weitere Projekte werden über die Wohnberatung Wien und das Wohnservice Wien koordiniert, oft auch im Rahmen geförderter Wohnbauprogramme.

Wohngemeinschaften für Senioren

Senioren-Wohngemeinschaften bieten älteren Menschen die Möglichkeit, selbstständig, aber nicht allein zu leben. Jeder Bewohner hat ein eigenes Zimmer mit Bad, während Gemeinschaftsräume gemeinsam genutzt werden. Anders als im betreuten Wohnen gibt es hier keine permanente Pflege, sondern gemeinschaftlich organisierten Alltag.

Die Wiener Sozialdienste stellen Wohngemeinschaften für Senioren an fünf Standorten in folgenden Bezirken zur Verfügung: Meidling, Hietzing, Ottakring (zwei Wohngemeinschaften) und Donaustadt. Weitere Angebote gibt es von Samariterbund, Hilfswerk und Volkshilfe, und auch beim Fonds Soziales Wien findet man Informationen zu verfügbaren Wohngemeinschaften in der Stadt. Ebenso erwähnenswert ist das Kolpinghaus "Gemeinsam leben" (Standorte in Wien-Leopoldstadt und Wien-Favoriten), wo vielfältige Wohn- und Betreuungskonzepte für Senioren kombiniert werden.

Betreutes Wohnen: Sicherheit mit Eigenständigkeit

Beim betreuten Wohnen wohnen Senioren in barrierefreien Wohnungen, die bei Bedarf durch mobile Pflege- oder Sozialdienste ergänzt werden. Die Wohnungen sind in Wohnhausanlagen integriert, die teilweise Gemeinschaftsräume und organisierte Freizeitangebote bieten. In Wien gibt es eine Vielzahl von Angeboten für betreutes Wohnen, die Stadt fördert dieses Modell auch aktiv:

Die 30 "Häuser zum Leben" des Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser (KWP) bieten Senioren betreutes Wohnen in barrierefreien Einzel- oder Doppelzimmern sowie Appartements. Zusätzliche Services wie Raum- und Wäschereinigung, Verpflegung sowie soziale und kulturelle Angebote stehen zur Verfügung. Bei Bedarf kann mobile Pflege und Betreuung in Anspruch genommen werden. Die Wiener Sozialdienste betreiben 33 betreute Seniorenwohngemeinschaften. Mobile Dienste ergänzen das Angebot, um Autonomie und Selbstbestimmung zu fördern. Auch die Lebenshilfe Wien bietet vollbetreutes Wohnen für Menschen mit höherem Pflegebedarf an. Der Fonds Soziales Wien unterstützt Einzelpersonen, Paare, Familien und Alleinerziehende mit Kindern auf dem Weg (zurück) in eigene vier Wände durch betreute Wohnangebote unterschiedlichster Art.

Tiny Houses und Modulbau: Kompakt, nachhaltig, mobil

Tiny Houses erfreuen sich auch in Wien wachsender Beliebtheit – vor allem bei Menschen, die minimalistisch und umweltbewusst leben möchten. Die kleinen Wohnhäuser mit maximal 50 Quadratmeter Wohnfläche stehen häufig auf gepachtetem Grund oder in Zwischennutzungsprojekten.

Das Wiener Unternehmen Wohnwagon bietet autarke Tiny-House-Lösungen mit Komposttoilette, Solarstrom und Wasseraufbereitung an. Weitere Start-ups wie NimmE entwickeln modulare Wohnsysteme, die rasch errichtet und flexibel kombiniert werden können.

(Red)

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