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"20 Prozent mehr fürs Rind" – Metzger erklärt, warum Fleisch jetzt teurer ist

Strobel/VOL.AT
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Die Preise an der Fleischtheke sind gestiegen – besonders beim Rind. Metzgermeister Gerold Hosp aus Satteins kennt die Gründe, verteidigt die Preisentwicklung und rechnet mit verbreiteten Vorstellungen über Tierhaltung, Klima und Konsumverhalten ab.

Gerold Hosp ist gelernter Fleischer, Innungsmeister-Stellvertreter der Landesinnung und Branchenobmann der Fleischer in Vorarlberg. Er kennt die Entwicklungen der letzten Jahre genau und beobachtet vor allem bei Rindfleisch eine massive Preissteigerung. „Im Bereich Rindfleisch hatten wir Preissteigerungen von bis zu 20 Prozent“, sagt er im Gespräch mit VOL.AT.

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Was sich verändert – und was gleich bleibt

Während Rind zum Luxusgut wird, bleibt Schwein der Favorit auf dem Teller in Vorarlberg. Huhn holt auf – vor allem aus Preisgründen.
Zwischen Stadt und Land erkennt er kaum Unterschiede: „Wir sind ein kleines Land. Hier gehen die Ortschaften teils ineinander über. Ob Feldkirch, Bregenz oder Satteins – der Unterschied ist minimal.“

Seit 1888 in Satteins vertreten, die Metzgerei Hosp. ©Strobel/VOL.AT

Warum Rind wirklich teurer wird

Die Erklärung für die gestiegenen Preise ist deutlich. Laut Hosp hat sich das verfügbare Angebot massiv verändert. Ein großer Teil der Jungtiere werde exportiert – das drücke die regionale Verfügbarkeit. Gleichzeitig sei die Produktion teurer geworden: durch gestiegene Löhne, hohe Energiepreise und teures Futtermittel. „In drei Jahren haben wir über 20 Prozent Lohnsteigerung erlebt – und das alles in einer wirtschaftlichen Rezession“, sagt er. Wichtig zu erwähnen: Bei Wurstwaren seien die Preise verhältnismäßig stabil geblieben, auch weil viele Betriebe ihre Rezepturen angepasst hätten – mehr Schwein, weniger Rind. „Fleisch ist nach wie vor leistbar – vor allem, wenn man es im Verhältnis zum Einkommen sieht.“

"Fleisch ist kein Klimafeind" – Hosp kritisiert oberflächliche Debatte

Neben den Preisen rund um Fleisch und Wurstwaren geht es dem Metzger im Gespräch auch ums Grundsätzliche. Er verteidigt die Branche gegen den Vorwurf, Fleischkonsum sei klimaschädlich oder moralisch fragwürdig. „Auch pflanzliche Lebensmittel brauchen Dünger – entweder organisch oder Kunstdünger. Ist das besser?“, fragt er.
Fleisch sei zudem das am strengsten kontrollierte Lebensmittel in Österreich – und damit eines der sichersten. Die Klimadebatte werde aus seiner Sicht oft zu emotional geführt und gehe an der Realität vorbei. Viele Argumente seien nicht zu Ende gedacht und drehten sich im Kreis.

Ausblick: Ein neues Bewusstsein – aber kein Verzicht

Kunden in Vorarlberg kaufen heute bewusster ein – das beobachtet auch Gerold Hosp. Weniger Fleisch? Nicht unbedingt. Viele würden einfach umsteigen: seltener Rind, dafür häufiger Huhn oder Hackfleisch.
„Wir sind beim Fleischpreis wahrscheinlich an einem Punkt angekommen, wo nicht mehr viel Luft nach oben ist“, sagt Hosp – eine vorsichtige Entwarnung für alle, die beim Einkauf derzeit öfter zusammenzucken als früher.

(VOL.AT)

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