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"Man muss selbst sein größter Fan sein"

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Mit 58 Toren in nur 20 Spielen krönte sich die erst 21-jährige Livia Klocker vom VfB Hohenems zur besten Torschützin Österreichs.
Aus Freundschaft wird Erfolg
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Im Gespräch erzählt sie von Teamgeist, ihrer Berufung abseits des Platzes und warum der Frauenfußball mehr Aufmerksamkeit verdient.

Teamgeist als Schlüssel

Es war eine außergewöhnliche Saison, die Livia Klocker vom VfB Hohenems hingelegt hat: Mit insgesamt 58 Treffern erzielte die Bregenzerin durchschnittlich fast drei Tore pro Spiel und wurde damit zur Torschützenkönigin Österreichs. Dass sie diesen besonderen Titel gewann, erfuhr die 21-Jährige jedoch nicht durch eine offizielle Nachricht, sondern überraschend über Bekannte: „Ich habe es selbst erst erfahren, als mir mehrere Freunde einen Artikel geschickt und mir gratuliert haben.“

Livia Klocker (links) durfte sich über den Pokal zur Torschützenkönigin freuen. ©Privat

Dennoch betont Klocker, dass ihr Erfolg keine reine Einzelleistung sei: „Fußball ist ein Mannschaftssport. Ohne mein Team wäre das niemals möglich gewesen.“ Die Entwicklung des VfB Hohenems vom einst abgeschlagenen Tabellenletzten zur souveränen Meistermannschaft in der Landesliga sei außergewöhnlich gewesen. „Wir haben einen unglaublichen Zusammenhalt entwickelt, bei uns fühlt sich jede Spielerin wertgeschätzt. Das hat letztlich zu meinen Toren und unserem Erfolg geführt.“

Leidenschaft mit Unterbrechung

Der Weg zur Torschützenkönigin begann früh: Schon als Vierjährige stand Livia Klocker erstmals auf dem Fußballplatz – eine Leidenschaft, die ihr von ihrem Vater, selbst ehemaliger Fußballspieler, regelrecht in die Wiege gelegt wurde. Doch ihre persönliche Entwicklung als Spielerin verlief nicht immer geradlinig. „Es gab eine Phase, in der ich den Fußball nicht so priorisiert habe und eine Pause einlegte. Zum Glück habe ich aber vor einigen Jahren die Liebe zum Fußball wiederentdeckt“, erzählt sie heute.

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Von Beginn an war dabei ihre Familie die größte Stütze: „Meine alleinerziehende Mutter hat mich als Kind zu jedem Training gefahren und wegen mir ihr halbes Leben auf dem Fußballplatz verbracht. Dafür bin ich sehr dankbar“, sagt Klocker.

Ein Herz für Kinder

Neben ihrem herausragenden Talent am Fußballplatz arbeitet Livia Klocker hauptberuflich als Pädagogin in der Kleinkindbetreuung in Bregenz. „Ich hatte schon immer ein großes Herz für Kinder. Mir ist wichtig, das respektvolle Miteinander, das ich selbst bei meiner Erziehung erfahren durfte, weiterzugeben“, erzählt Klocker über ihre Berufswahl. Beruf und Fußball ergänzen sich dabei hervorragend: „Der Fußball ist für mich der perfekte Ausgleich zum Arbeitsalltag. Am Platz kann ich abschalten und den Kopf frei bekommen.“

Am schönsten empfindet sie jene Momente, wenn Kinder große Entwicklungsschritte machen. „Die ersten Worte oder Schritte zu sehen, macht mich unglaublich stolz“, beschreibt die junge Bregenzerin ihre emotionalsten Momente abseits des Platzes.

"Wir dürfen nicht vergleichen"

Trotz ihres persönlichen Erfolgs sieht Klocker noch viel Potenzial im österreichischen Frauenfußball. „Wir haben in den letzten Jahren zwar viel erreicht, aber es ist längst noch nicht genug“, sagt die Torjägerin. Der Frauenfußball wachse zwar stetig, doch von einer ausreichenden Würdigung könne keine Rede sein: „Es gibt so viele talentierte Mädchen, gerade hier in Vorarlberg. Diese Talente verdienen mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung.“ Besonders störe sie, dass Frauenfußball immer wieder mit dem Männerfußball verglichen werde: „Das ist schlichtweg nicht möglich und bringt uns nicht weiter.“

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Für ihre eigene Zukunft lässt sie zunächst alles offen. Mindestens bis zum Winter bleibt sie dem VfB Hohenems erhalten. Danach könnte es aber auch in eine höhere Liga gehen. „Es gibt einige Angebote", bestätigt die Bregenzerin das Interesse an ihrer Person. Für junge Spielerinnen hat sie abschließend einen Rat: „Man muss selbst sein größter Fan sein und trotz aller Umwege immer an sich glauben.“

(VOL AT)

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