Studie zeigt hohe Tourismusakzeptanz der Österreicher

Eine von Statistik Austria in Wien vorgestellte Studie mit rund 14.000 Teilnehmern zeigt, dass der Tourismus neben seiner wirtschaftlichen Bedeutung auch wegen des kulturellen Austauschs und der regionalen Belebung geschätzt wird. Dennoch gibt es Unzufriedenheit, da Lärmbelästigung durch Touristen und überfüllte Orte als störend wahrgenommen werden.
Regionale Unterschiede bei Tourismusakzeptanz
Was den grundsätzlichen Zuspruch zum Sektor betrifft, zeigen sich regionale Unterschiede. Am höchsten ist die Tourismus-Akzeptanz in Wien, was die Statistiker anhand der Differenz zwischen positiven und negativen Wahrnehmungen errechneten. Für die Bundeshauptstadt beträgt der Wert 48 Prozentpunkte, gefolgt von Kärnten (43), der Steiermark (41), Salzburg (40), Vorarlberg (39) und dem Burgenland (38). Unter dem Bundesschnitt von 38 Prozentpunkten lagen Tirol (36), Oberösterreich (32) sowie das Schlusslicht Niederösterreich (30).

Neutrale Ergebnisse bzw. Personen, die keine eindeutige Tendenz in eine Richtung haben, flossen nicht direkt in die Berechnung des Akzeptanz-Saldos ein. Irrelevant ist der Wert - bundesweit gaben sich 39 Prozent neutral - allerdings nicht, da sich etwa das relativ geringe Saldo in Oberösterreich durch einen hohen Wert bei neutralen Einschätzungen erklären lässt, wie Tourismus-Experte Peter Laimer von der Statistik Austria bei der Studienpräsentation ausführte. Ebenso gebe es in tourismusstarken Regionen wie Wien und Salzburg zwar tendenziell große Zustimmung für die Branche, hier sei aber auch der Ärger über damit einhergehende Störnisse wie Menschenmassen am stärksten.
Staatssekretärin sieht kein Problem mit Touristenflut in Österreich
Probleme mit Massentourismus sieht Tourismusstaatssekretärin Elisabeth Zehetner (ÖVP) allerdings nicht. Die Politikerin verwies dazu auf die allgemein hohe Zustimmung für die Branche, außerdem werde in der österreichischen Tourismuspolitik schon seit Jahren ein Fokus auf Qualitätstourismus gelegt. "Wir brauchen Touristen, die nicht nur für ein paar Stunden durch die Innenstadt spazieren, sondern wir brauchen Gäste, die Kulturangebote wahrnehmen und vor Ort auch konsumieren. Und dieser Weg ist uns schon gelungen und den müssen wir auch konsequent fortsetzen", so Zehetner. In der Vergangenheit war die Touristenflut immer wieder ein Thema rund um Hotspots wie der Salzburger Innenstadt oder Hallstatt in Oberösterreich gewesen.
Eine zumindest weitgehende Harmonie zwischen Urlaubern und Einheimischen herrscht freilich in anderen europäischen Ländern nicht oder nur bedingt. So fanden in den vergangenen Wochen neuerlich Proteste gegen Massentourismus auf Mallorca in Spanien statt, aber auch in Metropolen wie Barcelona oder Rom sorgen Touristenmassen immer wieder für Unruhe. Vergleichbar sind die Ergebnisse der Akzeptanzstudie in Österreich, die nun regelmäßig durchgeführt werden soll, mit jenen Ländern im Übrigen nicht. Man wolle sich aber auf europäischer Ebene dafür einsetzen, dass Studien mit ähnlichem Design auch in anderen Ländern erarbeitet werden, betonte Zehetner.
Die Politikerin will die Studienergebnisse nun jedenfalls in eine Reform der Tourismusstrategie, des sogenannten "Plan T", den es schon seit 2019 gibt, einfließen lassen. Dieser sei schon "etwas in die Jahre gekommen", es gehe nun darum, Themen wie den Arbeitskräftemangel und den Klimawandel sowie technische Entwicklungen wie die Künstliche Intelligenz stärker zu berücksichtigen. Der entsprechende Prozess soll noch im Sommer starten und neben der Bevölkerung auch diverse Stakeholder und Experten einbinden. Ergebnisse könnten laut Zehetner in gut einem Jahr vorliegen.
Mit Kritik reagierte die FPÖ. Der "Plan T" sei "läppisch" und werde von der Branche mittlerweile "nur noch belächelt", so Tourismussprecher Christoph Steiner in einer Aussendung. Statt Reformen wie eine Überarbeitung der Abschreibungsdauer oder bürokratische Erleichterungen für die Branche auf den Weg zu bringen, "kommen jetzt Umfragen und Beteiligungsprozesse", meinte der freiheitliche Nationalratsabgeordnete.
Die Stadt Wien sah ihren Kurs in der Tourismuspolitik hingegen bestätigt. Für Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ist die geplante Reform auch eine Chance, den "Wiener Weg" zum Vorbild zu machen und Erfahrungen bei der Bewältigung von Herausforderungen wie dem Arbeitskräftemangel einzubringen, hieß es in einer Mitteilung.
(APA/Red)