Europa im Hitzestress: Neue Daten belegen globale Zunahme von Extremwetter
Die jüngsten Hitzewellen in Europa sind kein Einzelfall. Neue Satellitendaten der US-Raumfahrtbehörde NASA bestätigen eine starke Zunahme von Extremwetterereignissen weltweit – insbesondere seit dem Jahr 2020. Betroffen sind dabei nicht nur Südosteuropa, sondern zunehmend auch andere Regionen des Kontinents.
In Rom wurden am Donnerstag Temperaturen von bis zu 35 Grad Celsius gemessen, in Wien 36 Grad, in Bukarest 37 Grad und in Athen sogar 39 Grad. Derart frühe und intensive Hitzewellen führen zu wachsender Sorge unter Klimaforschern.
Mittelmeer bereits stark erwärmt
Laut aktuellen Zahlen des europäischen Copernicus-Programms ist das Mittelmeer derzeit an vielen Stellen um mehr als fünf Grad wärmer als üblich für diese Jahreszeit. Die Folge: Die Atmosphäre kann deutlich mehr Wasserdampf speichern – was Extremregenfälle und Überflutungen begünstigt. Das zeigte sich zuletzt bei den Flutereignissen in Valencia und Niederösterreich im Jahr 2024.
NASA-Daten: Verdopplung der Ereignisse
Noch eindrücklicher fallen die Ergebnisse einer neuen Analyse von NASA-Klimaforschern Bailing Li und Matthew Rodell aus. Mithilfe von Daten des GRACE-Satelliten (Gravity Recovery and Climate Experiment) dokumentierten sie einen starken Anstieg extremer Dürren und Überschwemmungen. Im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2003 bis 2020 hat sich die Zahl dieser Ereignisse im Jahr 2024 verdoppelt.
"Das ist wirklich beängstigend", so Rodell gegenüber dem „Guardian“. Allerdings sei es laut Li noch zu früh, um eine kausale Beziehung zur Erderwärmung zweifelsfrei herzustellen. "Es ist schwierig, genau zu bestimmen, was hier passiert. Aber andere Ereignisse legen nahe, dass die globale Erwärmung der treibende Faktor ist."
NAO-Veränderung bringt Wetterextreme nach Europa
Auch europäische Forscher sehen den Klimawandel als Hauptursache: Eine Studie des Max-Planck-Instituts für Meteorologie und der Universität Hamburg untersucht den Zusammenhang zwischen globaler Erwärmung und der sogenannten Nordatlantischen Oszillation (NAO) – einer atmosphärischen Zirkulation, die das Wetter in Europa maßgeblich beeinflusst.
Laut Studienleiter Quan Liu wird die NAO im Sommer durch den Klimawandel instabiler. Die Folge: verstärkte Schwankungen zwischen positiven und negativen Phasen, was zu häufigeren Hitzewellen, aber auch zu kühlen und nassen Sommern führen kann. "Das bedeutet, dass es mehr und stärkere Extreme der NAO im Sommer geben wird – positive wie negative", erklärt Liu.
Wirtschaftliche und gesundheitliche Folgen
Die zunehmenden Hitzewellen sind nicht nur eine meteorologische Herausforderung, sondern auch eine gesellschaftliche. Sie belasten Infrastrukturen, gefährden Ernten und erhöhen das Risiko gesundheitlicher Probleme – besonders für vulnerable Bevölkerungsgruppen. Die Autoren der Studien fordern daher verstärkte Anpassungsmaßnahmen und eine konsequentere Klimapolitik.
(VOL.AT)