AA

Tote Fische in Hard: "Ich habe so etwas noch nie gesehen"

Hunderte tote Fische treiben in der Dornbirner Ach. Passanten sind schockiert. Nun erklärt das Land Vorarlberg, wie es zu dem massiven Fischsterben kommen konnte – und warum es nicht das erste Mal ist.

Was auf den ersten Blick wie Treibgut wirkt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als etwas anderes: Über 100 tote Fische treiben auf der Dornbirner Ach.

Jetzt auf VOL.AT lesen

Das zeigt ein Video, das VOL.AT beim Lokalaugenschein bei Hard aufgenommen hat – dort, wo der Fluss träge Richtung Bodensee fließt. Der Anblick schockiert. Spaziergängerinnen bleiben stehen, halten sich die Nase zu. Manche filmen, andere wenden sich ab.

"Ich bin sicher schon 20 Jahre hier unterwegs – aber so etwas habe ich noch nie gesehen", sagt eine Frau, die regelmäßig in Hard spazieren geht. "Es tut weh. Die Natur ist kaputt. Ich denke, das liegt am Klimawandel – es ist einfach viel zu heiß."

Wetterextrem sorgt für gefährliche Mischung

Was hinter dem massiven Fischsterben steckt, erklärt Thomas Blank von der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Vorarlberg. "Am Montagnachmittag kam es in Dornbirn zu einem extremen Schlagwetter", erklärt Blank. "Die Flächen waren durch die vorherige Hitze stark aufgeheizt, das Wasser sehr warm – und durch die Regenmengen wurde alles in die Kanalisation gespült."

Die weißen Punkte auf dem Wasser sind alles Fische. Diese Perspektive zeigt das volle Ausmaß der Katastrophe. ©Strobel/VOL.AT

Mischwasser gelangte in die Ach

Besonders heikel: In Dornbirn gibt es eine Mischwasserkanalisation – das bedeutet, dass Regen- und Haushaltsabwässer teilweise im selben System laufen. Bei starkem Regen kann es dann zu sogenannten Mischwasserentlastungen kommen. Und genau das ist passiert. "Dadurch gelangte auch häusliches Abwasser in die Ach", erklärt Blank. "Die Kombination aus sehr warmem Wasser, geringer Wasserführung und Abwasseranteilen führte mit hoher Wahrscheinlichkeit zu akutem Sauerstoffmangel." Die Folge: Die Fische sterben.

Nicht nur der Anblick, nein auch der Geruch der Tiere ist eindrücklich. ©Strobel/VOL.AT

Bis zu 300 größere Fische betroffen

Die Landesabteilung geht aktuell von 200 bis 300 verendeten größeren Fischen aus – kleinere Tiere sind dabei noch nicht eingerechnet.
Seit Dienstag sind der Flussbauhof und lokale Fischereivereine im Einsatz, um das Ufer zu säubern.
"So etwas passiert nur unter extremen Bedingungen", sagt Blank.
Doch neu ist das Problem nicht: Schon 2017 kam es unter ähnlichen Umständen zu einem Fischsterben in der Ach.

Kläranlage nicht verantwortlich

Gerüchte über eine mögliche Störung der Kläranlage Dornbirn bestätigten sich nicht.
"Die Anlage hat durchgehend ordnungsgemäß funktioniert", heißt es vom Betreiber. Auch die Abteilung Wasserwirtschaft schließt einen technischen Defekt aus. Die Ursache liegt eindeutig woanders.

Hier lag der Fehler nicht. Die Kläranlage funktionierte einwandfrei. ©Strobel/VOL.AT

Folgen für das Ökosystem noch unklar

Wie schwer das Ökosystem der Dornbirner Ach tatsächlich geschädigt wurde, lässt sich noch nicht abschätzen.
Fest steht jedoch: Hitzeperioden, Starkregen und überlastete Kanalsysteme werden zur wachsenden Gefahr für heimische Gewässer.

(VOL.AT)

  • VIENNA.AT
  • Hard
  • Tote Fische in Hard: "Ich habe so etwas noch nie gesehen"