Drei Bergsteiger sterben in Tirol – das sagen Experten zur Blitzgefahr

"Das ist die absolute Ausnahme", sagte der Leiter des Einsatzwesens der Tiroler Bergrettung, Gregor Franke, im APA-Gespräch. Er mahnte eine genaue Tourenplanung ein und appellierte vor allem, auch einmal "Verzicht" zu üben.
Nie mehr als drei Tote durch Blitzschläge im Jahr
Die Aussagen des Bergrettungs-Experten hinsichtlich der Häufigkeit von derartigen Fällen untermauern auch die Zahlen, Daten und Fakten des Kuratoriums für Alpine Sicherheit (ÖKAS): In den vergangenen 20 Jahren gab es im alpinen Raum nie mehr als drei Tote durch Blitzschläge im Jahr, meistens war glücklicherweise sogar kein einziger tödlich Verunglückter zu verzeichnen.
In den meisten Fällen betrafen tödliche Blitzschläge Menschen beim Wandern bzw. Bergsteigen sowie auf der Jagd. Verletzte kamen zwar etwas häufiger vor, aber auch deren Zahl blieb pro Jahr überwiegend im einstelligen Bereich. Und auch hier handelte es sich in vielen Fällen nicht um direkt durch Blitzschläge Verletzte, sondern oft seien Verletzungen die indirekte Folge von Blitzschlägen, etwa aufgrund von Panikreaktionen oder Stürzen.
Frühzeitiger aufbrechen und umkehren oder Komplett-Verzicht
"Frühzeitiger aufbrechen und frühzeitiger wieder umkehren" lautete indes eine dringende Empfehlung von Bergretter Franke, sollten Gewitter prognostiziert sein oder eine reelle Gefahr dafür bestehen. Denn erfahrungsgemäß treten ebensolche häufig nachmittags oder abends auf. Auch sollten die verschiedensten Plattformen mit Wetterberichten genauestens in Anspruch genommen und komplett durchstudiert werden - ob digital oder analog.
Und nicht zuletzt müsse man bei drohendem Schlechtwetter auch einmal komplett auf eine Bergtour verzichten können und stattdessen anderweitigen Beschäftigungen "indoor" nachgehen, betonte Franke. Vor allem für den Fall, dass längere Touren geplant seien, die den gesamten Tag ausfüllen würden.
Indes riefen angesichts der Unglücks vom Wochenende auch das Land Tirol und der Österreichische Alpenverein zu "mehr Vorsicht bei drohendem Gewitter" auf. "Gerade im Sommer beobachten wir, dass Touren zu spät begonnen oder erste Anzeichen eines nahenden Gewitters ignoriert werden", erklärte Jörg Randl, Leiter der Abteilung Bergsport des Alpenvereins, in einer gemeinsamen Aussendung. Sicherheitslandesrätin Astrid Mair (ÖVP) meinte wiederum, dass "der gestrige Unfall eine tragische Erinnerung daran ist, wie schnell sich das Wetter in den Bergen ändern kann - und wie ernst man diese Warnsignale nehmen muss."
Alarmzeichen und richtiges Verhalten
Sollten Alpinisten trotz aller vorausschauender Vorsicht doch in ein Gewitter kommen, gelte es die dann notwendigen Alarmzeichen und Verhaltensregeln zu beherzigen. Auf ein Unwetter weisen laut Kuratorium für Alpine Sicherheit etwa fertig ausgebildete Gewitterwolken, böig auffrischender Wind, einsetzender Niederschlag, das Surren von Metallgegenständen, sichtbare Funkentladung (Elmsfeuer) und kürzer werdende Abstände zwischen Blitz und Donner (unter 30 Sekunden) hin.
Ist dann das Unwetter unglücklicherweise auf einmal da, gelte es Gipfel, Grate und exponierte Geländepunkte sofort zu verlassen und möglichst in Schutzhütten oder dergleichen Unterschlupf zu finden. Alleinstehende Bäume, Drahtseile, Liftstützen und Wasserläufe müssten gemieden werden. An Felswänden und in Höhlen solle unbedingt auf genügend Abstand zu den Wänden geachtet werden (zwei Meter).
Besonders gefährlich bei Gewittern seien auch Klettersteige. Und zwar vor allem auch hinsichtlich der "Metallkomponente", schließlich würden die Metallanlagen bei einem Klettersteig Strom leiten, wie ÖKAS-Präsident Peter Paal einmal gegenüber der APA hingewiesen hatte. Generell müsse im Falle von Gewitter und Blitzen jedenfalls das Motto lauten: "Weg von allen Metallen".
(APA)