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"Wir hatten Angst": Lokalaugenschein nach Amoklauf in Grazer Schule

Angehörige und Ortsansässige berichten von ihren Gefühlen nach dem Amoklauf an einer Grazer Schule.
Angehörige und Ortsansässige berichten von ihren Gefühlen nach dem Amoklauf an einer Grazer Schule. ©AFP
"Mir macht das schon Angst", sagt Ibrahim, der mit seinen Freunden in der Nähe eines Supermarkt-Parkplatzes nahe des BORG in der Dreierschützengasse steht. Kurz zuvor waren in der Schule Schüsse gefallen. Zu Mittag ist klar, dass es zehn Tote gibt. Ibrahim ist 15 Jahre alt, besucht das BORG nicht selbst, aber er kennt jemanden, der ihm erzählt hat, wie das Gebäude evakuiert wurde. "Es könnte auch bei anderen Schulen passieren, es könnten auch wir gewesen sein", meint der Jugendliche zur APA.
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Einsatzkräfte der Spezialeinheit Cobra stehen um die Schule, der Bereich ist großräumig abgesperrt. Ein junger Mann mit langen Haaren tritt an einen der Polizeibeamten nahe der Schule heran: "Ich muss zu meinem Bruder, der war drin." Der junge Mann wird in die ASKÖ-Halle in Graz-Eggenberg geschickt, dort können sich Angehörige melden, dorthin wurden auch unverletzte Schüler gebracht.

Nach Amoklauf an Schule in Graz: Wut und Trauer vor Ort

Für Medien gibt es Informationen nahe der Schule: Ein Polizeisprecher kann nur tröpfchenweise Infos geben, die Ermittlungen laufen. Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) kommt zum Parkplatz, auf dem sich schon einige Menschen versammelt hatten. Zuvor war sie bei den unverletzten Schülerinnen und Schülern, sie ist sichtlich betroffen: "Es ist wichtig, dass jetzt alle zusammenbleiben, dass wir einander haben", sagt sie vor Journalistinnen und Journalisten.

Nur ein paar Meter von der Schule entfernt führt Darsel Hasan das Restaurant Calamar. Der 42-Jährige hat miterlebt, wie die Polizei und die Rettung anrückten. "Wir haben dann schnell die Tür zugemacht und drinnen gewartet. Natürlich war Angst da." Hasan hat selbst drei Kinder, sie gehen in eine andere Schule. Dem Mann fehlen die Worte: "Es ist eine Katastrophe." Draußen vor dem Lokal unterhält sich eine Mutter mit zwei Gästen, ihre zwei Söhne stehen neben ihr. "Ich habe sie schnell abgeholt." Sie schüttelt den Kopf: "Es ist unmenschlich. Wer das getan hat, ist nicht normal."

Unweit der Schule bei der ASKÖ-Halle stehen zwei Busse - darin Schülerinnen und Schüler, die aus der Schule geflohen sind. Zwei Männer - offenbar Angehörige - kommen aus der Halle heraus, halten sich gegenseitig an den Händen und in den Augen stehen ihnen die Tränen. Ein Stück weiter entfernt umarmen sich zwei Schülerinnen, spenden einander Trost. Zwei Frauen vom Kriseninterventionsteam beruhigen indessen eine Frau und einen Mann, die offenbar aufgelöst jemanden suchen. In die Verzweiflung mischt sich oft auch Wut und Trauer.

(APA/Red.)

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