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Super-Sonnensturm könnte globale Blackouts auslösen

Sonnensturm-Warnung der ESA
Sonnensturm-Warnung der ESA ©Mit KI (ChatGPT) generiert
Ein extremer Sonnensturm könnte unsere technologische Infrastruktur lahmlegen. Experten warnen: Die Vorwarnsysteme sind lückenhaft – im schlimmsten Fall drohen wochenlange Blackouts weltweit.
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Wissenschaftler schlagen Alarm: Ein starker Sonnensturm, auch als koronaler Massenauswurf (CME) bekannt, könnte weitreichende Folgen für die technologische Infrastruktur der Erde haben. Laut Günther Hasinger, Wissenschaftsdirektor der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), droht im Ernstfall ein Rückfall "in die technologische Steinzeit". "Strom- und Kommunikationsnetze würden ausfallen, Satelliten ausfallen – das könnte Tage oder Wochen dauern", sagte Hasinger im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel.

Frühwarnsysteme sind unzureichend

Wie eine erste US-weite Katastrophenübung im Mai 2024 offenbarte, ist die Welt auf einen solchen Extremfall nicht vorbereitet. Es fehlt an belastbaren Vorhersage- und Reaktionsmechanismen. Zwar können Forscher mittlerweile feststellen, ob ein Sonnensturm auf die Erde zusteuert, doch eine entscheidende Information bleibt lange unklar: die sogenannte Bz-Komponente des Magnetfelds.

Bz-Komponente entscheidet über Ausmaß der Zerstörung

Die Bz-Komponente beschreibt die Ausrichtung des Magnetfelds des Sonnensturms. Ist sie südlich ausgerichtet, kann das Erdmagnetfeld erheblich gestört werden – mit potenziell katastrophalen Auswirkungen. "Wir wissen nicht, wie schlimm es werden wird", erklärte Sonnenphysiker Valentín Martínez Pillet gegenüber dem Wissenschaftsportal Space.com. Er leitet seit 2024 das Instituto de Astrofísica de Canarias auf Teneriffa.

Satelliten am falschen Ort

Ein weiteres Problem: Die meisten Sonnenbeobachtungssatelliten – darunter das Deep Space Climate Observatory (DSCOVR) – befinden sich am sogenannten Lagrange-Punkt L1, rund 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Martínez Pillet betont jedoch: "Das ist viel zu nah an der Erde – wir haben nur ein bis zwei Stunden Vorwarnzeit." Stattdessen müssten Satelliten auch an anderen Lagrange-Punkten positioniert werden, um die Magnetfeldstruktur eines Sonnensturms frühzeitig zu erfassen.

Dringender Handlungsbedarf

Laut Martínez Pillet ist die wissenschaftliche Grundlage für genauere Vorhersagen vorhanden. Es fehlt jedoch an umfassenden Daten – vor allem aus anderen Blickwinkeln der Sonne. Auch finanzielle Mittel und politischer Wille sind bislang unzureichend. "Die Sonne verändert sich nicht – wir sind es, die immer abhängiger von Technologie werden", warnt der Experte.

Die Gefahr ist real – und bereits beinahe eingetreten

Ein besonders dramatisches Beispiel: Am 23. Juli 2012 entging die Erde nur knapp einem Supersturm. Laut Daniel Baker von der University of Colorado hätte ein direkter Einschlag massive Schäden verursacht. Eine Studie aus dem Jahr 2013 bezifferte den möglichen Schaden allein für die USA auf bis zu 2,6 Billionen Dollar.

©APA

Ein Blick in die Vergangenheit warnt vor dem Schlimmsten

Neueste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass ein Supersturm um das Jahr 12.350 v. Chr. die Erde getroffen haben könnte – und dabei 500-mal intensiver war als das stärkste bislang dokumentierte Ereignis. Diese Erkenntnisse basieren auf Analysen von Kohlenstoffisotopen in fossilen Überresten aus den Alpen.

Wichtige Fakten im Überblick

  • Ein Sonnensturm kann weltweite Blackouts verursachen.
  • Die kritische Bz-Komponente lässt sich erst kurz vor Eintreffen bestimmen.
  • Vorwarnzeit aktuell nur 1–2 Stunden.
  • Lagrange-Punkt L1 liegt ca. 1,5 Mio. km von der Erde entfernt.
  • Ein Fast-Treffer 2012 hätte Schäden in Billionenhöhe verursacht.
  • Frühwarnsysteme müssen global ausgebaut werden.
  • Historische Superstürme belegen die reale Gefahr.

(VOL.AT)

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