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Konflikt zwischen JöH und VSStÖ: Antisemitismus-Vorwürfe und umstrittene Chats

Die JöH spricht gegenüber der VSStÖ von einem Boykott.
Die JöH spricht gegenüber der VSStÖ von einem Boykott.
Die Jüdischen österreichischen Hochschülerinnen (JöH) und der Verband sozialistischer Student_innen Österreichs (VSStÖ) stehen im Konflikt, nachdem Vorwürfe wegen Antisemitismus und umstrittener Chats in den sozialen Medien erhoben wurden.

Die Jüdischen österreichischen Hochschülerinnen (JöH) werfen dem Verband sozialistischer Student_innen (VSStÖ) Antisemitismus vor. Dass die größte ÖH-Fraktion die JöH boykottiere, sei ein "bisher unvorstellbarer Tiefpunkt" antisemitischer Entwicklung, hieß es in einer Aussendung am Mittwoch. Anders die Lesart der roten Studierenden auf APA-Anfrage: Die JöH solle Verantwortung für "schwer rassistische" Chats in einer Gruppe übernehmen. Um einen "Boykott" handle es sich nicht.

Propalästinensische Demonstranten in JöH-Chats als "Viecher" bezeichnet

Am 10. Mai wurden auf einer Instagram-Seite Chats aus einer JöH-Gruppe veröffentlicht, in denen pro-palästinensische Protestierende als "Viecher" oder "cockroaches" (Schaben, Anm.) bezeichnet wurden. Daraufhin habe der VSStÖ der Uni Wien der JöH mitgeteilt, dass es für die weitere Zusammenarbeit wichtig sei, dass die JöH zu den Chats Stellung beziehe und man Veranstaltungen dieser bis auf Weiteres nicht bewerben werde. Um einen Boykott handle es sich dabei aber nicht.

JöH ortet bei Wiener VSStÖ "Lehrbuchfälle des Antisemitismus"

Damit wolle der VSStÖ ein öffentliches Statement der JöH gegenüber dem "antisemitischen Hassposting" erzwingen, hieß es in der Presseaussendung weiter. Aber: "Dieses Statement wird es nie geben". In dem Posting, in dem die Chats veröffentlicht wurden, seien jüdische Studierende als "Genozidales Monster, das unter uns wandert" und als "Lobby der Zionistischen Entität" bezeichnet worden, "beide Aussagen sind Lehrbuchfälle des Antisemitismus", so die JöH in dem offenen Brief. Die Chats entstammen einer offenen Studierenden-Whatsapp-Gruppe mit über 400 Mitgliedern und seien von der JöH-Moderation in Echtzeit sanktioniert bzw. gelöscht worden, zudem seien die Inhalte von den Mitgliedern der JöH klar zurückgewiesen worden.

Die Entscheidung des VSStÖ reihe sich ein in "eine Serie von Vorfällen", etwa hätten mehrere Vorsitzende an einer Demonstration einer Gruppe teilgenommen, die wiederholt Hasspostings gegen die JöH verbreite. "Offenbar hat der VSStÖ die universitären Probleme mit dem Antisemitismus nicht im Griff", sagte Präsident Alon Ishay. Laut JöH werde der Account, der das "Hassposting" veröffentlichte, zudem von VSStÖ-Funktionären und -Funktionärinnen betrieben, ein Vorwurf, den diese auf APA-Anfrage zurückwiesen.

VSStÖ-Vorsitzende Amann: "Aktivisten setzen sich auch gegen Kriegsverbrechen Netanjahus ein"

"Im VSStÖ ist kein Platz für Antisemitismus", betonte Bundesvorsitzende Miriam Amann gegenüber der APA. "Unsere Aktivist_innen sind politisch aktive Menschen, die sich auch gegen die Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen durch die Regierung Netanjahus einsetzen."

Generell positive Beziehung zwischen Fraktionen, aber Klärung gefordert

Zur JöH pflege man eine "wertschätzende" Beziehung, auch in der letzten ÖH-Periode habe man diverse Veranstaltungen gemeinsam organisiert. Die Zusammenarbeit mit der JöH wolle man fortführen, aber erst, sobald diese Stellung zu den genannten Chats bezieht und eine "Aufarbeitung im Sinne einer antirassistischen Arbeitsweise erfolgt ist".

(APA/Red)

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