Leo XIV. will sich mit KI und Sozialem befassen

Den Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) und sozialer Gerechtigkeit setzt Papst Leo XIV. ganz oben auf seine Agenda. In den Fokus stellt er auch Synodalität, Missionsarbeit, Kollegialität und den Blick auf die Ränder der Gesellschaft.
Dicht wie ein Regierungsprogramm war die Ansprache von Robert Francis Prevost vor den Kardinälen bei ihrem ersten Treffen nach der Papst-Wahl, wie aus dem vom Vatikan veröffentlichten Text hervorgeht. Der Papst ist sich bewusst, dass er sich in Zeiten des raschen Wandels mit mehreren Baustellen und Reformen befassen muss. Viel über seine Mission enthüllt bereits die Namenswahl des neuen Pontifex. Für den Namen habe er sich vor allem entschieden, weil Papst Leo XIII. (1878-1903) die soziale Frage rund um die erste große Industrielle Revolution mit der historischen Enzyklika "Rerum novarum" behandelt habe.
Papst warnt vor Herausforderungen der KI
Heute biete die Kirche ihr Erbe der Soziallehre an, "um auf eine neue Industrielle Revolution und die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz zu reagieren, die neue Herausforderungen für die Verteidigung der Menschenwürde, der Gerechtigkeit und der Arbeit mit sich bringen", argumentierte der Papst. Sein verstorbener Vorgänger Franziskus hatte sowohl den stark liberalen Kapitalismus als auch den Sozialismus kritisiert.
Besondere Akzente setzte Leo XIV. auch im Hinblick auf die Zukunft der Kirche. Er machte deutlich, dass er die Reformen seines Vorgängers Papst Franziskus fortsetzen wird, um die katholische Kirche inklusiv und aufmerksam gegenüber den Gläubigen zu machen. Die Kirche solle sich um die "Geringsten und Ausgestoßenen" kümmern, sagte er. Er wolle den Weg seines Vorgängers als "demütiger Diener" weitergehen.
Mit Bezug auf das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) rief der neue Papst zu einer Fortsetzung des Weges der Synodalität auf, zu missionarischer Umkehr, zu stärkerer Kollegialität und zur liebevollen Hinwendung zu den Ausgegrenzten. Dabei hob er einige grundlegende Punkte hervor: "die Rückkehr zum Primat Christi in der Verkündigung; die missionarische Umkehr der gesamten christlichen Gemeinschaft; das Wachstum von Kollegialität und Synodalität, mutiger und vertrauensvoller Dialog mit der Welt von heute in ihren verschiedenen Komponenten und Realitäten".
Papst bat um Unterstützung der Kardinäle
Der neue Papst gab zu verstehen, dass er in seinem Pontifikat stark auf den Rat der Kardinäle setzen will. "Sie, liebe Kardinäle, sind die engsten Mitarbeiter des Papstes, und das ist ein großer Trost für mich, wenn ich ein Joch auf mich nehme, das offensichtlich weit über meine Kräfte hinausgeht, wie es über die Kräfte aller hinausgeht. Eure Anwesenheit erinnert mich daran, dass der Herr, der mir diese Aufgabe anvertraut hat, mich nicht allein lässt, um die Verantwortung zu tragen", sagte der aus Chicago stammende Papst.
In seiner Ansprache sprach Leo XIV. auch über die Verantwortung des Petrusamtes. "Der Papst ist ein demütiger Diener Gottes und der Geschwister, nichts weiter", betonte er und würdigte zugleich die "schlichte Hingabe und essenzielle Lebensweise" seines Vorgängers Papst Franziskus.
Der gebürtige US-Amerikaner - mit bürgerlichem Namen Robert Francis Prevost -, der auch die peruanische Staatsbürgerschaft hat, war am Donnerstag zum 267. Papst der katholischen Kirche gewählt worden. Der 69-Jährige setzte sich im Konklave in der Sixtinischen Kapelle bereits nach vier Wahlgängen durch. Vor Beginn mussten die 133 Kardinäle, die in der Sixtinischen Kapelle dabei waren, einen Eid ablegen, über das Geschehen drinnen Schweigen zu bewahren. Mittlerweile sickerte jedoch die Information durch, dass Leo XIV. im vierten Wahlgang mehr als 100 Stimmen erhalten hatte - weit mehr als die erforderliche Mehrheit von 89 Stimmen.
(APA)