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Markus Fäßler im erste Interview nach seiner Wahl zum Dornbirner Bürgermeister.
Markus Fäßler im erste Interview nach seiner Wahl zum Dornbirner Bürgermeister. ©VOL.AT/Hartinger

Markus Fäßler bei „Vorarlberg LIVE“: Dornbirns Bürgermeister über erste Schritte, IKEA und Verkehrskonzepte

Ein emotionales Wahlergebnis, große Projekte und die Vorbereitung auf das neue Amt: Markus Fäßler, zum Bürgermeister von Dornbirn gewählt, sprach in seinem ersten ausführlichen Interview bei „Vorarlberg LIVE“ über die Herausforderungen der kommenden Jahre – noch vor seiner offiziellen Angelobung im Stadtrat.
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„Es war wirklich überwältigend“, so Markus Fäßler über seine ersten Tage nach dem Wahlsieg. Besonders der Zuspruch aus der Bevölkerung habe ihn bewegt. Der erste Gedanke nach der Bekanntgabe des Ergebnisses: „Jetzt muss ich meiner Frau erklären, dass ich Bürgermeister bin.“ Gemeinsam mit seiner Familie beginne nun die Umstellung des Alltags.

Erste Themen im Amt

Fäßler sprach über seinen Einstieg in die Politik, motiviert durch Gebi Kreber, sowie über sein Engagement als Tiefbaustadtrat – insbesondere in Zusammenhang mit der Hochwasserkatastrophe 2022. Der Hochwasserschutz und die sichere Infrastruktur sollen weiterhin Schwerpunkte bleiben.

Radwege, Verkehrsmix und Fußball

Beim Thema Mobilität betonte Fäßler die Bedeutung sicherer Radwege – insbesondere im Bereich Bobletten und Möcklebur. Auch die Höchsterstraße sei nicht radfahrsicher. Ziel sei es, alltagstaugliche Verbindungen für Pendler:innen und Freizeitrouten zu schaffen.

Ein weiteres zentrales Thema für Fäßler ist der Sport – insbesondere der Fußball. „Gelernt habe ich mein Fußballhandwerk bei der Admira“, sagte er im Interview. Danach spielte er unter anderem auch beim Union und beim Hella DSV. „Eigentlich – bis auf den FC – bei allen drei Vereinen“, so Fäßler über seine sportliche Vergangenheit.

Seine Verbundenheit mit dem Dornbirner Vereinswesen sei ungebrochen. „Ich gehe gerne zu allen vieren“, sagte er. Die Situation rund um den FC Dornbirn habe ihn besonders getroffen: „Fürchterlich. Wirklich fürchterlich. Es war für mich traurig zu sehen – aus der Entfernung.“ Alle Dornbirner Sportvereine lägen ihm am Herzen.

Jetzt weiterlesen mit V+: Wie Fäßler Sicherheit am Bahnhof schaffen will, warum er eine IKEA-Ansiedlung befürwortet, wie er die Innenstadt stärken möchte – und wo er den Rotstift ansetzen muss.

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Neue Perspektiven für das Kika-Areal

Zur potenziellen IKEA-Ansiedlung am Kika-Areal äußerte sich Fäßler grundsätzlich positiv. Entscheidend sei dabei jedoch ein durchdachtes Verkehrskonzept. Die neue, urban ausgerichtete IKEA-Strategie – wie in Hamburg-Altona – sei aus seiner Sicht vorteilhaft. Kund:innen könnten kleine Artikel vor Ort erwerben, größere Möbel online bestellen – was das Verkehrsaufkommen reduziere.

"Vorarlberg LIVE" mit Markus Fäßler

Sicherheit am Bahnhof

Auf die Sicherheitslage rund um den Dornbirner Bahnhof angesprochen, kündigte Fäßler an, alle beteiligten Akteure an einen Tisch zu holen. Ziel sei eine dauerhafte Verbesserung der Situation – ohne bloße Verlagerung der Problematik. Die Zusammenarbeit mit Polizei, Verwaltung und sozialen Einrichtungen sei dafür entscheidend.

Wohnbauprojekte und leistbarer Wohnraum

Das Wohnbauprojekt im Dornbirner Stadtteil Rohrbach – ein gemeinsames Vorhaben der Stadt mit einem privaten Bauträger – sollte fast 200 Wohnungen umfassen, wurde aber kurz vor der Realisierung gestoppt. Als Grund nannte Fäßler die fehlende Finanzierung. „Zehn Millionen Euro ist halt kein Pappenstil“, so der künftige Bürgermeister. Gleichzeitig betonte er, dass er offen für Gespräche mit dem Projektpartner sei.

Fäßler räumte ein, dass grundsätzlich Bedarf an Wohnungen im Quartier Rohrbach bestehe. Ihm sei bei derartigen Projekten allerdings auch wichtig, dass ein Anteil an leistbarem Wohnraum enthalten sei. Auch der Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen sei in diesem Quartier ein Thema, das berücksichtigt werden müsse.

Handlungsbedarf sieht Fäßler auch bei Studierendenwohnungen. Im Umfeld der Fachhochschule sei zwar bereits ein Projekt umgesetzt worden, dieses werde voraussichtlich nicht ausreichen. Denkbar sei eine Erweiterung in angrenzenden Bereichen – jedoch nur in Zusammenarbeit mit anderen Partnern.

Umgang mit Altlasten und Projektideen

Eines der größeren Sorgenkinder in Dornbirn ist laut Fäßler das sogenannte Sägeareal, für das im Jahr 2020 ein Baurechtsvertrag abgeschlossen wurde. Trotz finanzieller Verpflichtungen der Stadt sei bis heute weder ein konkretes Projekt noch ein klarer Entwicklungsplan entstanden. „Wir müssen mit Hochdruck daran gehen“, so Fäßler, auch mit Blick auf alternative Investoren.

Was den ebenfalls diskutierten Badesee im Westen Dornbirns betrifft, sieht Fäßler derzeit keine technisch geeignete Fläche. Die Idee an sich finde er weiterhin positiv. Realistischer sei allerdings ein verbesserter Zugang zur Dornbirner Ach – mit sicherer Nutzungsmöglichkeit und „Abkühlqualität“. Konkrete Aussagen seien erst nach weiteren Gesprächen mit den Fraktionen möglich.

Innenstadt, Messepark und gemeinsame Lösungen

Zur oft diskutierten Konkurrenz zwischen Innenstadt und Messepark meinte Fäßler: „Diese Diskussion ist nicht unbedingt Messepark–Innenstadt, sondern eigentlich Internethandel versus Messepark und Innenstadt.“ Die Herausforderung bestehe also nicht in einem direkten Standortwettbewerb, sondern im strukturellen Wandel des Einzelhandels.

Er schlägt vor, Synergien zwischen den beiden Zentren besser zu nutzen – etwa durch gemeinsame Werbung oder eine verbesserte Busverbindung. Letztere existiere bereits, sei aber ausbaufähig. Ziel sei es, das Einkaufserlebnis beider Standorte zu stärken und die Stadt insgesamt attraktiver zu machen.

Visionäre Projekte und realistische Schritte

Visionäre Mobilitätsprojekte wie eine Ringbahn oder der Wälder-Express, der in Dornbirn enden könnte, bewertet Fäßler grundsätzlich positiv. „Die Sache ist nur: Sind sie wirklich umsetzbar?“ Er verweist auf die angespannte Haushaltslage bei Bund und Land, die derzeit kaum Spielraum für solche Großprojekte lasse.

Stattdessen setzt Fäßler auf pragmatische Ansätze: Etwa Expressbuslinien, die nicht an jeder Haltestelle halten, oder die Umsetzung von Maßnahmen aus bestehenden Konzepten. Dornbirn habe viele Ideen, aber es gelte, kleinere Projekte zuerst zu realisieren: „Man muss kleinere Brötchen backen.“

Haushaltslage und Sparpotenzial

Die finanzielle Lage der Stadt bezeichnete Fäßler als „herausfordernd“. Im Haushaltsvoranschlag 2025 wurden die laufenden Ausgaben bereits um 15 Prozent gekürzt – gleichzeitig sollen 47 Millionen Euro investiert werden.

In den kommenden Wochen wolle Fäßler mit Verwaltung und Fraktionen analysieren, welche Projekte realistisch weitergeführt werden können. Ziel sei es, Synergien zu identifizieren und das Verständnis für mögliche Kürzungen zu schaffen: „Das geht leider nicht mehr.“

Die Daseinsvorsorge habe für ihn Priorität. Große Investitionen müssten zurückgestellt werden. Besonders betonte er, dass die Stadt Kürzungen von Bund oder Land nicht vollständig kompensieren könne: „Wir können ganz sicher nicht das Land Vorarlberg ersetzen.“

Zukunft der Messe Dornbirn

Fäßler bekannte sich klar zur Messe Dornbirn. Die weitere Entwicklung müsse aber gemeinsam mit den Gesellschaftern – insbesondere dem Land – abgestimmt werden. Wie es mit der Messe langfristig weitergeht, sei noch offen. Gespräche mit der Geschäftsführung und dem Vorstandsvorsitzenden seien bereits im Rahmen der „SCHAU“ geplant, die dieses Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiert.

(VOL.AT)

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