Beben in Südostasien: Erneut Hochhäuser in Bangkok evakuiert

Die Rettungs- und Sucharbeiten in beiden Ländern dauerten an. Vor allem im Krisenland Myanmar, wo eine Militärjunta regiert, ist die Situation unübersichtlich.
Massenpanik und Evakuierungen
In der Früh gab es im Staatsfernsehen keine neuen Zahlen zu Todesopfern und Vermissten. Auf der Webseite der US-Erdbebenwarte USGS wurde auch zunächst kein Beben in der Region verzeichnet. "Ich habe es allerdings gespürt, wenn natürlich auch viel leichter als das vom Freitag", sagte ein Büroangestellter im Stadtteil Sathorn. "Ich glaube, die Behörden wollen jetzt einfach auf Nummer sicher gehen."
Die Regierung teilte später mit, einige Menschen hätten wohl etwas gespürt und dadurch eine Massenpanik ausgelöst. Gleichzeitig habe es in Mandalay im Nachbarland Myanmar ein Nachbeben der Stärke 3,7 gegeben. Hochhäuser, wie die Shopping Mall One Bangkok, das städtische Gerichtsgebäude sowie viele Regierungsbüros wurden vorsichtshalber evakuiert, wie die Zeitung "Khaosod" und Augenzeugen berichteten.
Menschen aus Trümmern geborgen
Rund 60 Stunden nach dem schweren Erdbeben in Myanmar retteten Rettungskräfte drei Verschüttete aus den Trümmern, darunter ein fünfjähriges Kind. Zudem seien eine schwangere Frau und eine 29-Jährige, die unter dem eingestürzten Hochhaus "Sky Villa Condo" in der Stadt Mandalay verschüttet lagen, von chinesischen Einsatzkräften lebend gerettet worden, berichtete die Nachrichtenagentur Myanmar Now unter Berufung auf die chinesische Botschaft in Myanmar.
Zuvor hatten Rettungskräfte in Myanmar Behörden zufolge eine Frau aus den Trümmern eines Hotels geborgen. Sie wurde aus dem eingestürzten Great Wall Hotel in Mandalay gerettet, schrieb die chinesische Regierung auf Facebook.
Hoffnung auf Überlebende schwindet
Zuletzt hatte die Militärregierung von 1.700 Toten, rund 3.400 Verletzten und 300 Vermissten gesprochen. Das Beben vom Freitag, dessen Epizentrum nahe der zweitgrößten Stadt Mandalay im Zentrum des früheren Burma lag, hatte eine Stärke von 7,7.
Keine internationalen Medien zugelassen
Die Hilfsorganisation Save the Children berichtete, dass viele Familien aus Angst vor Nachbeben in Klöstern und auf Fußballfeldern Zuflucht gesucht hätten. Zahlreiche beschädigte Straßen und die unterbrochenen Kommunikationsleitungen erschwerten inzwischen die Hilfsmaßnahmen. Gleichzeitig habe die Junta, die sich Anfang 2021 an die Macht geputscht hatte, internationalen Medien den Zugang zum Katastrophengebiet untersagt, schrieb die Nachrichtenagentur Myanmar Now unter Berufung auf den General General Zaw Min Htun.
Lokale Medien berichteten, dass in der besonders schwer betroffenen Region Sagaing Anrainer selbst nach Vermissten suchten, weil die Rettungskräfte nicht zu ihnen durchkämen. Nach Angaben des Nachrichtendienstes Mizzima News sind noch immer viele Menschen in eingestürzten Klöstern eingeschlossen. Gleichzeitig liege in dem Gebiet ein schlimmer Leichengeruch in der Luft, hieß es.
Millionen Kinder sind in akuter Gefahr, warnte das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF am Montag in einer Aussendung. "Dieses Erdbeben ist ein weiterer brutaler Schlag für die Kinder in Myanmar - viele von ihnen leben bereits unter den Bedingungen von Konflikt, Vertreibung und Entbehrung", sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. Nun wurden Wohnhäuser, Schulen, Krankenhäuser und wichtige Infrastrukturen schwer beschädigt. UNICEF mobilisiert als Soforthilfe 80 Tonnen Hilfsgüter. Die internationale Gemeinschaft müsse weitere lebensrettende Hilfe für Kinder und Familien leisten, wurde gefordert.
Zeit in Bangkok läuft aus
In Bangkok suchen Rettungskräfte in einem eingestürzten Rohbau weiter fieberhaft nach knapp 80 Vermissten. Die Teams sind mit Baggern und Spürhunden im Einsatz. Angehörige warteten verzweifelt vor dem Schuttberg, der von dem rund 30-stöckigen Hochhaus noch übrig ist. Die 72 Stunden, die Verschüttete normalerweise ohne Nahrung und Wasser auskommen können, sind bald erreicht.
Nach Angaben der Stadtverwaltung wurde zuletzt ein weiterer Toter aus den Trümmern geborgen. Damit liegt die Gesamttodeszahl in der thailändischen Hauptstadt nun bei 18.
Beben auch nahe Tonga
Auch nahe dem Inselstaat Tonga im Südpazifik wurde ein schweres Erdbeben gemeldet. Die US-Erdbebenwarte USGS gab die Stärke der Erdstöße vom frühen Montagmorgen (Ortszeit) mit 7,0 an. Demnach lag das Zentrum 73 Kilometer von der Stadt Pangai entfernt in einer Tiefe von 29 Kilometern. Berichte über Schäden oder Verletzte gab es zunächst nicht. Der Sender Radio New Zealand schrieb, es habe sich um das heftigste Beben in Tonga seit zehn Jahren gehandelt. Zudem gab es mehrere starke Nachbeben. Eine ursprüngliche Tsunami-Warnung wurde aber wieder aufgehoben.
(APA/dpa)