TikTok statt Tschick: Neues Suchtverhalten bei Jugendlichen

Das zeigt die aktuelle ESPAD-Erhebung 2024 unter 14- bis 17-jährigen Schüler*innen. Neben Substanzkonsum wurden auch digitale Verhaltensweisen erfasst – mit alarmierenden Ergebnissen insbesondere im Hinblick auf soziale Medien und psychisches Wohlbefinden.
Alkoholrückgang bei Jugendlichen
Der langfristige Rückgang im Alkoholkonsum von Jugendlichen setzt sich fort: Während im Jahr 2007 nur eine Minderheit angab, noch nie Alkohol konsumiert zu haben, hat sich dieser Anteil bis 2024 vervierfacht. Dennoch hatten 60 Prozent der befragten Jugendlichen in den letzten 30 Tagen Alkohol konsumiert – jeder Fünfte regelmäßig oder mit mindestens einem Rausch.

Neun Prozent der Schüler zeigen laut ESPAD-Daten mindestens ein Merkmal für risikobehafteten Alkoholkonsum. Die Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), die die Studie im Auftrag des Gesundheitsministeriums durchführte, sieht dennoch eine positive Entwicklung im Langzeitvergleich.
E-Zigaretten auf dem Vormarsch
Ein besonders markanter Wandel zeigt sich beim Rauchen: Im Jahr 2003 gaben noch 49 Prozent der Schüler*innen an, täglich Zigaretten zu konsumieren – 2024 waren es nur mehr 23 Prozent. Gleichzeitig nahm die Nutzung von E-Zigaretten stark zu: Von sieben Prozent im Jahr 2015 auf 29 Prozent im Jahr 2024.
Erstmals berichten Jugendliche in Österreich, dass sie häufiger mit E-Zigaretten als mit herkömmlichen Zigaretten ihre ersten Raucherfahrungen gemacht haben. Auch Nikotinbeutel erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Insgesamt haben 57 Prozent der befragten Jugendlichen bereits mindestens eines dieser Nikotinprodukte konsumiert.
Cannabis stabil, neue Trends bei Beruhigungsmitteln
Der Cannabiskonsum unter Jugendlichen ist im Vergleich zu früheren Jahren weitgehend konstant geblieben: 18 Prozent haben mindestens einmal konsumiert, sieben Prozent in den letzten 30 Tagen. Schnüffelstoffe, Alkohol-Medikamenten-Mischungen und Lachgas sind die am häufigsten ausprobierten Substanzen außerhalb der gängigen Drogenkategorien.
Zunehmend relevant wird der Konsum von Schlaf- und Beruhigungsmitteln – ein Hinweis auf steigende psychische Belastungen.
Psychische Belastungen bei Jugendlichen nehmen zu
Sorge bereitet insbesondere die Nutzung digitaler Medien: Während tägliches Glücksspiel kaum verbreitet ist, berichten viele Jugendliche von problematischem Verhalten im Umgang mit digitalen Spielen und sozialen Netzwerken. Ein Drittel spielt täglich, wobei Buben häufiger betroffen sind. Mädchen hingegen zeigen deutlich öfter eine problematische Nutzung sozialer Medien.
Ein Viertel aller befragten Jugendlichen stuft ihr eigenes Wohlbefinden als niedrig ein. Zehn Prozent zeigen Anzeichen erheblicher psychischer Belastungen. Mädchen sind hiervon häufiger betroffen. Der Zusammenhang zwischen psychischem Stress und suchtgefährdendem Verhalten wird von den Studienautoren betont.
Die ESPAD-Studie (European School Survey Project on Alcohol and Other Drugs) wird regelmäßig in mittlerweile 37 europäischen Ländern durchgeführt. In Österreich nahmen 7.735 Schüler*innen der neunten und zehnten Schulstufe teil. Die letzte Erhebung erfolgte 2019.
(APA/Red)