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Nationalfonds-Reform beschlossen: Rosenkranz kann abgelöst werden

Der Nationalrat stimmte für die Nationalfonds-Reform.
Der Nationalrat stimmte für die Nationalfonds-Reform. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Der Nationalrat hat beschlossen, dass Walter Rosenkranz (FPÖ) als Chef des Nationalfonds für NS-Opfer abgesetzt werden kann. Es wird ihm aber auch die Möglichkeit gegeben, freiwillig die Verantwortung an den Zweiten oder die Dritte Nationalratspräsidentin zu übergeben. Die FPÖ kritisierte diese Entscheidung als "Anlassgesetzgebung".
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Eine Verfassungsbestimmung erlaubt es dem Nationalratspräsidenten, sich im Kuratorium des Nationalfonds vom Zweiten oder Dritten Präsidenten vertreten zu lassen. Der Zweite Präsident, derzeit Peter Haubner (ÖVP), kann vom Hauptausschuss zum Vorsitzenden gewählt werden, wenn dies von den politischen Mitgliedern des Kuratoriums beantragt wird. Sollten Einwände gegen den Zweiten Präsidenten bestehen, könnte auch die Dritte Präsidentin ernannt werden.

FPÖ kritisiert Nationalfonds-Reform

Die FPÖ lehnte die Vorlage ab. Der Abgeordnete Markus Tschank sah eine "ideologische Instrumentalisierung historischer Verantwortung". Es sei ein zutiefst antidemokratischer Anschlag auf die rechtsstaatlichen Prinzipien der Republik - begangen von der "Koalition der Regenbogen-Parteien". Für Tschank handelt es sich um einen unredlichen und unterstellenden Akt. Die Erinnerungskultur sei nicht bestimmten Parteien vorbehalten sondern eine gemeinschaftliche Aufgabe der Politik. Die Grünen hatten die Gesetzesinitiative ursprünglich gestartet und sind mit dem heutigen Beschluss entsprechend zufrieden. Die geschäftsführende Klubobfrau Sigrid Maurer betonte, dass Rosenkranz sich ja selbst zurückziehen könne. Da es darauf keine Hinweise gebe, bestehe nun die Möglichkeit, "jemand anderen, jemanden untadeligen" mit dieser Aufgabe zu betrauen.

Nationalfonds-Reform: NEOS und SPÖ verweisen auf Opferverbände

NEOS-Klubvize Nikolaus Scherak meinte, es pervertiere die Aufgaben des Fonds, wenn jene, um die es gehe, sagten, sie könnten mit einem Vorsitzenden Rosenkranz nicht teilnehmen. Der Präsident habe ja selbst gesagt, er überlege, sich vertreten zu lassen. Nun versuche man die gesetzliche Möglichkeit dafür zu schaffen. Seitens der SPÖ betonte die Abgeordnete Muna Duzdar, dass man eine historische Verantwortung den Opfern des Nationalsozialismus gegenüber trage. Daher müsse man dafür sorgen, dass der Nationalfonds ordentlich arbeiten könne: "Und wenn die Opferverbände sagen, sie nehmen nicht mehr teil, solange Rosenkranz Vorsitzender ist, sind wir gefordert zu handeln." VP-Mandatar Wolfgang Gerstl betonte, dass man mit Rosenkranz das Gespräch gesucht habe und die FPÖ alle Möglichkeiten gehabt hätte, einen Alternativ-Vorschlag zu machen. Die Kritik am Präsidenten könne von dessen Seite als ungerecht empfunden werden, nur sei er eben Mitglied einer schlagenden Burschenschaft und habe Artikel für rechtsextreme Medien verfasst.

Pröll kündigt neue Strategie gegen Antisemitismus an

Vor der Debatte über den Nationalfonds war der Regierungsbericht zur nationalen Strategie gegen Antisemitismus debattiert worden, der von allen Parteien angenommen wurde. Verfasst wurde er noch von der früher zuständigen ehemaligen Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP). Ihre Aufgabe hat in der neuen Regierung Staatssekretär Alexander Pröll (ÖVP) übernommen. In seiner Premieren-Rede vor dem Nationalrat kündigte er noch für heuer eine neue Strategie gegen Antisemitismus an. Zudem sollen erste Schritte zur Errichtung eines Holocaust-Museums gesetzt werden.

(APA/Red)

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