Diese neuen Jets kauft das Bundesheer

Die Ausbildung von Pilotinnen und Piloten werde zu 100 Prozent nach Österreich geholt, die Luftraumverteidigung gestärkt, betonte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP).
Kosten von einer Milliarde Euro
Die erforderlichen Budgetmittel für den Kauf seien bereits im Jahr 2022 im mehrjährigen Finanzrahmen sowie im Aufbauplan des Bundesheeres eingeplant und beschlossen, hieß es in der Aussendung. Die Kosten würden sich auf eine Milliarde Euro belaufen, sagte Generalstabschef Rudolf Striedinger im Ö1-"Mittagsjournal". Darin seien nicht nur die Flugzeuge umfasst, sondern auch "Begleiterscheinungen" wie Systemkosten und wahrscheinlich auch ein Teil der benötigten Infrastruktur.
Kooperation mit Italien
Der Vertrag wird aktuell noch mit der italienischen Regierung verhandelt. Das italienische Verteidigungsministerium, das selbst Jet-Trainer anschaffen will, hatte diese Kooperation angeboten. Tanner hatte im Sommer die Generaldirektion Präsidium beauftragt, die Anschaffung der Leonardo-Jet-Trainer zu prüfen. Die italienischen Streitkräfte würden nun für sich selbst und für das Bundesheer Flugzeuge anschaffen, Österreich der italienischen Regierung diese dann abkaufen, so Striedinger gegenüber Ö1. Er schätzt, dass die ersten Leonardo-Jets zwischen 2027 und 2029 in Österreich eintreffen. Auch die österreichische Wirtschaft soll durch Industriekooperationen eingebunden werden, hieß es seitens des Verteidigungsministeriums.
Tanner: Fähigkeitslücke schließen
Der Leonardo M-346 FA ist ein zweisitziger, waffenfähiger Unterschall-Jet. Er soll in Österreich für die Ausbildung von Pilotinnen und Piloten, zur Unterstützung der Landstreitkräfte und zur Luftraumverteidigung eingesetzt werden. "Mit dem Kauf der Jets schließen wir eine wesentliche Fähigkeitslücke bei unseren Luftstreitkräften", wird Tanner zitiert. Sie folge mit dem Kauf der Empfehlung des Generalstabes. Auch für das Land Oberösterreich sei die Entscheidung positiv, betonte Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP). Der Fliegerhorst Vogler in Linz-Hörsching werde damit in seiner militärischen Relevanz gestärkt.
Für Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) ist die Kooperation ein Beweis für die "gute Zusammenarbeit und Freundschaft zwischen Italien und Österreich. Mein besonderer Dank gilt Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die einen wesentlichen Beitrag zum Zustandekommen dieser Vereinbarung beigetragen hat."
Weil die Saab 105 altersbedingt ausgeschieden werden mussten, gab das Bundesheer sein Zwei-Flotten-System auf. Seitdem hat sich die Ausbildung der Eurofighter-Piloten komplett vom Inland ins Ausland verlagert, was kostenintensiv ist. 2022 ordnete Tanner die Prüfung des Kaufs neuer Jet-Trainer an.
Das ist der Leonardo M-346FA
Der Leonardo M-346FA (Fighter Attack) ist eine Weiterentwicklung des Leonardo M-346, eines fortschrittlichen Trainingsjets, der ursprünglich für Pilotentrainings und leichte Kampfeinsätze entwickelt wurde. Die M-346FA ist speziell als Mehrzweckkampfflugzeug konzipiert und erweitert die Einsatzmöglichkeiten des Basisflugzeugs erheblich. Hier sind die wichtigsten Details:
Allgemeine Informationen
- Hersteller: Leonardo S.p.A. (Italien).
- Einsatzrolle: Leichtes Kampfflugzeug mit Mehrzweckfähigkeit (Luft-Boden-, Luft-Luft-Missionen, Aufklärung und Überwachung).
- Erstflug: 2019 (in der FA-Variante).
- Nutzerländer: Einige Streitkräfte weltweit, darunter Kasachstan, Aserbaidschan und Italien, nutzen den M-346 in verschiedenen Rollen, wobei der M-346FA speziell für den Kampfeinsatz entwickelt wurde.
Technische Daten
- Antrieb: Zwei Honeywell F124-GA-200 Turbofan-Triebwerke.
- Maximale Geschwindigkeit: Mach 1.2 (~1.470 km/h).
- Maximale Reichweite: Ca. 2.000 km mit externen Tanks.
- Maximale Flughöhe: 13.700 Meter.
- Nutzlast: Bis zu 3.000 kg an sieben externen Waffenstationen.
Bewaffnung:
Sieben Hardpoints (sechs unter den Tragflächen und einer unter dem Rumpf).
Mögliche Bestückung:
- Luft-Boden-Raketen (z. B. AGM-65 Maverick).
- Luft-Luft-Raketen (z. B. AIM-9 Sidewinder, IRIS-T).
- Präzisionsgelenkte Bomben (z. B. Paveway-Serie, JDAM).
- Kanonenbehälter.
- Externe Treibstofftanks.
- Elektronische Störsender (Pods).
Elektronik und Avionik:
- Radar: Grifo-M-346 Puls-Doppler-Radar (luftgestützte Radaranlage mit Mehrzielverfolgung).
- Sensoren: Infrarotsensoren und elektro-optische Zielsysteme.
- Cockpit: Modernes Glascockpit mit Head-Up-Display (HUD) und Helm-gestützten Zielsystemen.
- Avionik-Suite: Fortschrittliche Systeme für Missionen und Waffeneinsatz, kompatibel mit NATO-Standards.
Besonderheiten:
- Flexibilität: Der M-346FA eignet sich sowohl für traditionelle Kampfmissionen als auch für Überwachungs- und Aufklärungsaufgaben.
- Kosten: Die Betriebskosten sind deutlich niedriger als bei klassischen Kampfflugzeugen wie dem Eurofighter oder der F-35, was ihn für kleinere Luftstreitkräfte attraktiv macht.
- Ausbildung und Kampf: Der Jet ist eine ideale Lösung für Länder, die sowohl Trainingskapazitäten als auch leichten Kampfeinsatz kombinieren möchten.
Der Leonardo M-346FA wird oft als kosteneffiziente Option für Länder beschrieben, die ihre Luftstreitkräfte modernisieren möchten, ohne die hohen Kosten moderner Hochleistungsjäger zu tragen.
(APA)