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20 Jahre nach Tsunami: Österreichischer Helfer blickt zurück

Josef Schmoll blickt auf den Einsatz nach dem Tsunami zurück.
Josef Schmoll blickt auf den Einsatz nach dem Tsunami zurück. ©APA/TOBIAS STEINMAURER (Archivbild)
Josef Schmoll war einer der ersten österreichischen Helfer, die nach dem Tsunami am 26. Dezember 2004 nach Thailand geschickt wurden. In seiner Funktion als Leiter des Einsatzes vom Österreichischen Roten Kreuz (ÖRK) hat er tagelang und wochenlang die Auswirkungen der Naturkatastrophe direkt erfahren.

"Die Bilder bleiben im Kopf. Die Belastung für die Psyche war groß", erinnert sich der Niederösterreicher Josef Schmoll 20 Jahre später im Gespräch mit der APA. Schmoll, aus Höflein an der Hohen Wand, hat bereits Erdbebenhilfe in Algerien, der Türkei und dem Iran geleistet, bevor er vor zwanzig Jahren in die durch den Tsunami stark zerstörten Urlaubsgebiete Thailands, Phuket und Khao Lak in der Provinz Phang Nga, aufbrach.

Österreichischer Helfer nach Tsunami: "Es gibt keinen vergleichbaren Einsatz"

Bei Erdbeben gebe es Verschüttete, nach dem Tsunami seien Körper angeschwemmt worden, erläuterte der erfahrene Krisenmanager. 5.000 seien es allein im komplett zerstörten Khao Lak gewesen. Familien seien in dem Urlaubsparadies auseinandergerissen worden, Überlebende hätten nach Angehörigen gesucht. "Es gibt keinen vergleichbaren Einsatz", hatte der Niederösterreicher schon vor 20 Jahren an Ort und Stelle betont. Todesopfer waren auch mit Elefanten geborgen worden.

Noch am Tag der Ankunft in Phuket sei klar gewesen, dass es keine Verletzten gebe, "die noch nicht ärztlich versorgt sind", sagte Schmoll im Dezember 2004 im APA-Gespräch. "Der Einsatz war top organisiert von den Thais", unterstrich er zwei Jahrzehnte später. Verletzte waren in das jeweils nächstgelegene der etwa 30 Spitäler in Phuket gebracht. Weil einige in der Folge - sinnvollerweise - auf freie Plätze in Krankenhäuser im ganzen Land transferiert wurden, mussten Einrichtungen durchleuchtet werden, um Österreicher zu lokalisieren.

20 Jahre nach Tsunami: "Das vergisst man nicht"

An Aufgaben, die zu bewältigen waren, nannte Schmoll die Suche nach Vermissten und die Organisation von Rücktransfers für verletzte Europäer. Erhoben wurde zudem, was an Hilfsgütern benötigt wurde. "Das vergisst man nicht", blickte der Niederösterreicher vor Weihnachten 2024 zurück. "In die Natur gehen, den Kopf lüften", sei seine persönliche "Therapie" nach dem Erlebten gewesen. Schmoll war in den Monaten nach dem Tsunami mehrmals beruflich in Phuket, etwa für die medizinische und psychologische Betreuung von Einsatzkräften wie DVI-Teams (Disaster Victim Identification) und auch beim vom Außenministerium organisierten Gedenkflug für Angehörige österreichischer Opfer im April 2005.

In Erinnerung geblieben ist dem Einsatzleiter auch die ÖRK-Hilfe für ein Fischerdorf im Hinterland von Khao Lak. Mit dem Ankauf von Netzen und der Wiederherstellung der Sockel zerstörter Hütten sei die Lebensgrundlage der Bewohner von Bann Tuppla wieder hergestellt worden. Der Niederösterreicher war selbst zwei Mal mit Teams zur medizinischen Versorgung der 16 Familien dort gewesen. Das im Süßwasserbereich einer Flussmündung gelegene Dorf hatte 43 schwimmende Fischfarmen betrieben. Nach dem Tsunami waren nur mehr zwei intakt. Schmoll (56) ist mittlerweile Geschäftsführer von Notruf Niederösterreich. Dem Roten Kreuz gehört der ehemalige Landespräsident weiterhin an. "Es liegt mir am Herzen."

(APA/Red)

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