Hannes Androsch mit 86 Jahren verstorben

Das teilte die Androsch Privatstiftung der APA mit. "Unsere Gedanken sind bei seinen trauernden Angehörigen", hieß es von der Stiftung. Androsch war seinerzeit SPÖ-Finanzminister und galt als "Thronfolger" von SPÖ-Kanzler Bruno Kreisky, bevor er in Ungnade fiel und als Industrieller eine zweite Karriere begann.
Industrieller Hannes Androsch überraschend gestorben
Sein öffentliches Leben führte ihn vom Finanzminister über eine lange Wirtschaftskarriere hin zu einer lauten Stimme für mehr Forschung und Bildung im Land. Neben seinen Firmen fand er Zeit, sich unter anderem als Aufsichtsratschef des Austrian Institute of Technology (AIT) und als Forschungsrats-Chef einzubringen. Unter anderem war er Initiator des Bildungsvolksbegehrens 2011.
Androsch galt als aufgehender Stern der heimischen Politik, als ihn 1970 Bruno Kreisky mit 32 Jahren zum (bis dahin) jüngsten Finanzminister in der zweiten Republik machte. 1976 wurde Androsch Vizekanzler und galt als solcher lange als Kronprinz des "Sonnenkönigs" der österreichischen Politik.
Doch das persönliche Verhältnis zwischen Kreisky und Androsch verschlechterte sich nach und nach - was Androsch auf krankheitsbedingte Persönlichkeitsveränderungen Kreiskys schiebt. Der Bundeskanzler wiederum sah seine Position durch den populären und viel jüngeren Androsch bedroht. Androsch bestritt Ambitionen auf das Bundeskanzleramt. Sein einziges Traumziel sei der Posten an der Spitze der Nationalbank gewesen, betonte er immer.
Politischer Eklat 1981
1981 kam es zum endgültigen Eklat, und Androsch schied aus der Regierung aus, nachdem die SPÖ ein "Zehn Punkte-Programm" beschlossen hatte, das die Unvereinbarkeit einer Steuerkanzlei Consultatio mit dem Amt eines Finanzministers beinhaltete.
Erst nach dem Ende der Ära Kreisky, kam es 1984 zu einer Anklage wegen privater Schwarzgeldkonten, nach mehr als zehn Jahren Prozessen wurde Androsch rechtskräftig wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Androsch bezeichnet die Causa gegen ihn von allem Anfang an als Beispiel für eine "politische Justiz".
Bereits kurz nach seinem Ausscheiden aus der Regierung, wurde Androsch Generaldirektor der schwarzen Reichshälfte zugezählten Creditanstalt. Anfang 1988 musste er nach einer rechtskräftigen Verurteilung wegen falscher Zeugenaussage aus der Bank ausscheiden. Erst danach startete er seine Karriere als Industrieller.
Androsch brachte AT&S an die Börse
1994 kaufte er mit dem Management die marode staatliche Leiterplattenfirma AT&S und brachte sie später an die Börse. Der Kaufpreis war mit 90 Mio. Schilling (rund 6,5 Mio. Euro) auch nach damaligen Verhältnissen vergleichsweise niedrig, der Handyboom hatte damals noch nicht eingesetzt. Weitere Unternehmensbeteiligungen folgten, bekannt ist etwa seine Übernahme der Salinen, die er und der befreundete RLB-OÖ-Chef Ludwig Scharinger dem Staat abkauften, und Androsch den Titel "Salzbaron von Altaussee" einbrachte. Andere Akquisitionsversuche - etwa der DDSG-Personenschifffahrt, von Semperit-Reifen und Lenzing - scheiterten.
Androsch nahm sich nie ein Blatt vor den Mund und richtete auch der Politik bis zuletzt gerne seinen Unmut aus. Im Zuge der Coronapandemie etwa sagte er, "Die Corona-Hilfsmaßnahmen sind weitgehend glanzvoll gescheitert", die handelnden Politiker in Österreich seien "Ankündigungshelden".
Der am 18. April 1938 geborene Androsch erfuhr seine Sozialisation im "roten" Floridsdorf, 1953 wurde er Obmann der Sozialistischen Mittelschüler, neun Jahre später des VSStÖ. Nach einem Diplomstudium an der Hochschule für Welthandel begann Androsch als Steuerberater seine "erste Karriere". Ab 1963 fängt er für den Parlamentsklub der SPÖ zu arbeiten an, 1967 zieht er, noch nicht dreißigjährig, in den Nationalrat ein.
Androsch war verheiratet und hat drei Kinder.
Politik trauert um Hannes Androsch
Die Trauer um Androsch geht daher auch über die Parteigrenzen hinweg. "Mit Hannes Androsch verliert Österreich eine Persönlichkeit, die unsere Republik entscheidend geprägt hat", schreibt FPÖ-Chef Herbert Kickl. Androsch sei abseits unterschiedlicher politischer Standpunkte eine "Persönlichkeit mit großem Haus- und Sachverstand" und ein "politischer Pragmatiker", der Kritik auch dann nicht scheute, "wenn es seine eigene politische Heimat betraf. Auch das zeichnete den großen Österreicher Hannes Androsch aus."
"Hannes Androsch hat als Bruno Kreiskys Finanzminister das sozialreformerische und wirtschaftspolitische Großprogramm der Sozialdemokratie der 1970er-Jahre maßgeblich geprägt und dazu beigetragen, Österreich zu einem modernen Industriestaat zu machen", sagt SPÖ-Bundesparteivorsitzender Andreas Babler.
"Als Finanzminister in schwierigen Zeiten hat er bewiesen, dass soziales Denken und wirtschaftlicher Pragmatismus keine Gegensätze sein müssen", meint Grünen-Chef Werner Kogler und nannte Androsch "einen der klügsten Köpfe, der unser Land sowohl politisch als auch wirtschaftlich nachhaltig geprägt hat".
"Finde es sehr traurig, dass Hannes Androsch gestorben ist. Bis zum Schluss hat er immer die Zukunft Österreichs im Blick gehabt. Egal ob Bildung, Forschung oder Infrastruktur: er hat nach vorne geschaut. Seinen Rat werde ich vermissen", schreibt NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger. Für die NEOS kommentierte Sepp Schellhorn auf X launig: "Ich habe ihn sehr geschätzt und gemocht! Auf a Glaserl und a Hühnersuppe dann drüben, lieber Hannes".
"Androsch war als Manager und Unternehmer erfolgreich. In den letzten Jahren war er ein unermüdlicher Mahner für Reformen in der Schul- und Bildungspolitik. Hannes Androsch zeigte Präsenz bis zum letzten Atemzug. Er war eine Persönlichkeit, die fehlen wird. Sein plötzlicher Tod macht mich tief betroffen", so Bundespräsident Alexander van der Bellen.
"Österreich trauert um Hannes Androsch. Er war langjähriger Finanzminister und ist zeit seines Lebens ein hochpolitischer Mensch und zudem ein höchst erfolgreicher Unternehmer gewesen. Ich werde die Gespräche und den Gedankenaustausch mit ihm vermissen! Ruhe in Frieden!", schreibt etwa Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Abend.
"Hannes Androsch hat als Bruno Kreiskys Finanzminister das sozialreformerische und wirtschaftspolitische Großprogramm der Sozialdemokratie der 1970er-Jahre maßgeblich geprägt und dazu beigetragen, Österreich zu einem modernen Industriestaat zu machen", sagt SPÖ-Bundesparteivorsitzender Andreas Babler.
"Mit Hannes Androsch ist heute ein bedeutender österreichischer Unternehmer und Vordenker verstorben. Neben vielen anderen Funktionen war er zuletzt vor allem als Unternehmer und Investor eine prägende Kraft für die heimische Wirtschaft. Sein unermüdliches Engagement und sein Gespür für Innovation haben nicht nur zahlreiche Projekte und Unternehmen, sondern auch den Standort Österreich nachhaltig positiv beeinflusst", schreibt Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP).
"Mit Hannes Androsch ist einer der letzten Politiker des 'alten Schlages' von uns gegangen. Seine Weltsicht und sein Bemühen um das heimische Bildungssystem sowie sein einzigartiges wirtschaftliches Gespür hinterließen auch in der Steiermark viele positive Spuren. Insbesondere seine wirtschaftlichen Erfolge haben in der Grünen Mark viele Arbeitsplätze gesichert und geschaffen. Seine scharfsinnigen und teils kritischen Beiträge zum tagespolitischen Geschehen werden zweifelsohne fehlen", schreibt FPÖ-Steiermark-Chef Mario Kunasek.
Für die NEOS kommentierte Sepp Schellhorn auf X launig: "Ich habe ihn sehr geschätzt und gemocht! Auf a Glaserl und a Hühnersuppe dann drüben, lieber Hannes".
Das Nationalratspräsidium kondolierte in einer gemeinsamen Aussendung. "Der Tod von Hannes Androsch ist ein großer Verlust für Österreich", sagte Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ). Androsch habe sich Androsch habe "stets als Unternehmer und nie als Unterlasser verstanden" und war "für mich ein klassischer 'Homo politicus', der Österreichs Wirtschaftspolitik immer im Fokus hatte", so Zweiter Nationalratspräsident Peter Haubner (ÖVP). "Mit Hannes Androsch verliert unser Land einen innovativen Industriellen und einen Sozialdemokraten mit Weitblick und Tiefgang", schreibt Dritte Nationalratspräsidentin Doris Bures.
"Mit Hannes Androsch verliert Österreich eine große Persönlichkeit der Zweiten Republik - ob als Politiker, bedeutender Industrieller oder unermüdlicher Vorkämpfer für Bildung, Forschung und Innovation. Mit seinem Weitblick, seiner Tatkraft und seiner Leidenschaft hat er nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Gesellschaft positiv geprägt und gestaltet", so Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und Karlheinz Kopf, Generalsekretär der WKÖ (beide ÖVP).
"Er war ein Mann, dem die Zukunft seiner Heimat ein Herzensanliegen war. Er hat sich bis zuletzt mit den großen Zukunftsthemen unseres Landes beschäftigt - immer leidenschaftlich und kritisch, immer reflektiert und mit viel Weitblick. Hannes Androsch war ein ganz Großer. Er wird dieser Republik fehlen", schreibt Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP).
"Österreich verliert mit ihm eine der herausragendsten Persönlichkeiten seiner politischen und wirtschaftlichen Geschichte. Sein Einsatz für soziale Gerechtigkeit, Bildung und Chancengerechtigkeit bleibt unvergessen und wird über Generationen hinweg nachwirken", so Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ).
"Hannes Androsch war eine der prägendsten Persönlichkeiten der österreichischen Politik und Wirtschaft, ein großer Sozialdemokrat. Als Finanzminister und Vizekanzler trug er maßgeblich zur Modernisierung des Landes bei. Besonders seine Initiativen zur Förderung der Wissenschaft und Forschung sowie sein Engagement für ein starkes, zukunftsfähiges Österreich bleiben unvergessen", schreibt Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ).
(APA/Red)