Kuriose Weihnachtsbräuche aus aller Welt – wer feiert wie?

Faszinierende Geschichten und verschwiegene Geheimnisse, das Aufleuchten der Straßen und eine behagliche Stimmung in den Wohnzimmern, farbenfrohe Leckereien und großzügige Geschenke: Weihnachten wirkt wie eine Märchenwelt aus der Sicht von Kindern – daher wird es weltweit gefeiert.
Während in Österreich das Fest der Liebe durch Christbäume, Plätzchen und Weihnachtsmärkte geprägt ist, haben sich in anderen Teilen der Welt völlig verschiedene Weihnachtstraditionen entwickelt. Kulinarische Kuriositäten, ungewöhnliche Dekorationen und abergläubische Rituale – die weihnachtlichen Bräuche anderer Länder und Kulturen sind eine faszinierende Demonstration der Vielseitigkeit dieses Festes.
Spanien
In Katalonien zieht in der Weihnachtskrippe mit Maria, Josef und Jesus eine außergewöhnliche Figur die Aufmerksamkeit auf sich – der Caganer. Diese eigenartige Gestalt hockt dort mit unverhülltem Gesäß und erledigt freimütig ihre “Geschäfte”. Ursprünglich wurde der Mann mit heruntergelassenen Hosen hinter Büschen oder Heuhaufen versteckt, so dass Kinder jedes Jahr aufs Neue nach ihm suchen mussten. Dabei war die Absicht immer, die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche zu lenken: das neugeborene Jesuskind. Der Caganer soll angeblich eine über 200-jährige Tradition haben. Ob er eine ausschließlich spanische Erfindung ist, bleibt unklar, denn mit dem “Cacone” gibt es einen ähnlichen Brauch auch in Italien. Das Wort “Caganer” stammt vom lateinischen “cacare” ab, und die Bedeutung lässt sich leicht ableiten. Nicht ohne Grund wird "Caganer" auch als liebevolles Kosewort für noch nicht windelfreie Kleinkinder verwendet.

Norwegen
Wenn in Norwegen an Weihnachten jemand die Plätzchenkrümel aufkehren möchte, steht er vor einer Herausforderung: Es scheint, als wären alle Besen und Wischmopps im Haus wie vom Erdboden verschluckt. Dieser Umstand basiert auf einem tief verwurzelten Aberglauben der Norweger. In der Weihnachtsnacht kommen alle Hexen und Geister aus ihren Verstecken hervor, um allerlei Unfug mit den Besitztümern der Menschen zu treiben. Die Hexen durchsuchen die Häuser nach Besen, mit denen sie wild durch die Städte fliegen und Chaos stiften können. Um die Hexen von ihren nächtlichen Streichen abzuhalten, verstecken die Norweger daher sämtliche Besen. So bleibt ihnen das spätere Klettern auf das Dach eines Nachbarn erspart, um die Geräte zurückzuholen.

Rumänien
In Rumänien ist Weihnachten das wichtigste Fest des Jahres und steckt voller alter Bräuche. Die sogenannten Colindători, vergleichbar mit den Sternsingern, spielen dabei eine entscheidende Rolle. In traditioneller Kleidung ziehen singende Kindergruppen von Haus zu Haus und präsentieren dort Lieder, Gedichte und Glückwünsche. Als Belohnung für ihre Aufführungen erhalten die Kinder Süßigkeiten, Obst und manchmal sogar Geld. Aufgrund der kalten rumänischen Winter tragen die Colindători oft Pelzkleidung. Alle wandernden Gesangsgruppen werden von einer sogenannten „Capra“ begleitet. Diese als Ziege verkleidete Person treibt allerlei Schabernack und soll den besuchten Familien einen Schrecken einjagen. Die aufwendige Verkleidung der Capra dient dazu, die wahre Identität des Trägers zu verschleiern.
Italien
Nach der Legende hatte die Hexe Befana den Wunsch, dem kleinen Jesuskind rechtzeitig zu seiner Geburt Geschenke zu überbringen. Da sie jedoch den Weihnachtsstern verpasste, flog sie zu spät los und erreichte ihr Ziel nicht fristgerecht. Daher wird das Fest der Befana heute nicht an Weihnachten selbst, sondern am 5. und 6. Januar gefeiert. Mithilfe ihres Besens fliegt die Hexe von Haus zu Haus und bringt den Kindern eine Vielzahl von Gaben. Artige Kinder erhalten Spielzeug und Süßigkeiten, während ungezogene mit Kohlestücken und Asche beschenkt werden. Trotz der Darstellung als hässliche Hexe mit großem Buckel, langer Nase und spitzem Kinn wird die Befana in der Bevölkerung als äußerst liebenswürdige Figur betrachtet. Diese Tradition stellt, neben Heiligabend, einen Höhepunkt für die Kinder in Italien dar und markiert traditionell das Ende der Weihnachtsferien.

Mexiko
In Mexiko, einem Land mit streng katholischem Glauben, wird Weihnachten als das mit Abstand bedeutendste Fest besonders ausgiebig gefeiert. In den neun Tagen vor Heiligabend versammeln sich Kinder aus der Nachbarschaft, um die Reise von Maria und Josef nach Bethlehem nachzuspielen. "Posada" bedeutet dabei so viel wie "Unterkunft" und symbolisiert den Stall, in dem Jesus geboren wurde. Jeden Abend zwischen dem 16. und dem 24. Dezember ziehen die Kinder in kleinen Gruppen von Haus zu Haus, tragen Weihnachtslieder vor und stellen den Bewohnern symbolisch die Frage nach einer Herberge. Traditionsgemäß werden die Kinder in den ersten Häusern abgewiesen, bis sie schließlich in einem Haus aufgenommen werden. Im Haus des Gastgebers wird der Posada-Abend mit einer kleinen Feier begangen, die Spiele, Gebete und Feuerwerk einschließt. Für die Kinder sind die Höhepunkte die Piñata, eine mit Süßigkeiten gefüllte und farbenfroh gestaltete Pappfigur. Um an die Leckereien zu gelangen, müssen die Kinder mit einem Stock und verbundenen Augen auf die Piñata einschlagen, bis sie zerbricht.

USA
In den USA bringt das Entdecken einer Essiggurke im Weihnachtsbaum zu Weihnachten Glück: Der Finder darf sich auf eine Belohnung freuen. Die Weihnachtsgurke ist jedoch keine echte Gurke, sondern eine künstliche Glasversion. Durch ihre grüne Farbe ist diese ungewöhnliche Dekoration schwer vom Grün des Weihnachtsbaums zu unterscheiden und daher nicht leicht zu finden. Die Belohnung variiert von Familie zu Familie, meistens erhält der Entdecker jedoch ein zusätzliches Geschenk oder darf als Erster mit dem Auspacken der Geschenke beginnen. Die Tradition der sogenannten Christmas Pickle begann der Sage nach im frühen 20. Jahrhundert. Damals war oft nicht genug Geld vorhanden, um jedem Kind ein Geschenk zu kaufen. Häufig bekam nur das Kind ein Geschenk, das als Erstes die grüne Weihnachtsgurke entdeckte.

(Red.)