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Landwirtschaft im Fokus: Experten diskutierten in Hittisau

Die Expertenrunde stellte sich abschließend der Diskussion mit dem Publikum.
Die Expertenrunde stellte sich abschließend der Diskussion mit dem Publikum. ©ME
Die Landgespräche boten Denkanstöße und Lösungsansätze zur Zukunft der Landwirtschaft im alpinen Raum.
7. Landgespräche Hittisau

Hittisau. Vor über 300 Besucherinnen und Besuchern beleuchteten Experten bei den 7. Landgesprächen in Hittisau das Thema „AgriKultur – die Zukunft der Landwirtschaft im alpinen Raum“ aus verschiedensten Perspektiven. Es war die Rede von Wertschätzung für die Arbeit der Bauern, von Verständnis für ihre Sorgen, aber auch von Umbrüchen, die aktuell im Gange sind.

Große Herausforderungen

In seiner Begrüßung bedankte sich Bürgermeister Gerhard Beer bei den Landgespräche-Organisatoren Johann Steurer, Hermann Hagspiel und Markus Faißt, die dieses teils sehr emotional diskutierte Thema aufgegriffen haben. Laut Franz Fischler, früherer EU-Agrarkommissar, steht ein Umbruch bevor, möglicherweise größer als jener in Zeiten der Industriellen Revolution. Klimawandel, Digitalisierung, künstlicher Intelligenz, weitergehende Globalisierung und Biotechnologie bieten völlig neue Möglichkeiten in der Landwirtschaft. Darauf müsse die Landwirtschaft, so wie andere Teile der Gesellschaft, in die sie untrennbar eingebunden ist, reagieren. Eckpunkte des Statusberichts zur Landwirtschaft in Vorarlberg skizzierte Rainer Siegele. Robert Finger, ETH Zürich, zeigte Zielkonflikte auf, in denen die Landwirtschaft heute steckt, etwa höhere Marktanforderungen wie Tierwohl und Pestizidfreiheit bei stetem Kostendruck.

Erfolgsgeschichten

Von einer Erfolgsgeschichte des Unternehmens Waldland berichtete Franz Tiefenbacher. Über 1000 Bauern haben sich im Waldviertel zusammengeschlossen und zeigen, wie man selbst in einer Region mit kargen Bedingungen wirtschaftlich erfolgreiche Lösungen finden kann. Heute erwirtschaften die Mitgliedsbauern mit Gewürz- und Heilpflanzen bis zu 20 mal mehr Erlös pro Hektar als früher mit Getreide. Interessante Denkanstöße über die Erfolgsfaktoren der geschützten Bergkäse-Marke Beaufort skizzierte Yvon Bochet. Nur die Milch der alten Bergkuhrassen Tarines und Abondance wird für das Spitzenprodukt aus der Provinz Savoyen (Frankreich) verwendet. Wie eine qualitative und preisliche Abgrenzung auch funktionieren kann, legte Anton Sutterlüty, Alpsenn und Käsevermarkter in Wien, mit seinem Konzept „Gebsenkäse“ eindrücklich dar. Der Gebsenkäse verdankt seinen Namen dem Holzgefäß, in dem die Milch über Nacht ungekühlt und ohne Bakterien aus dem Labor reift.

Denkanstöße

„Um die Landwirtschaft im alpinen Raum in eine sichere Zukunft zu führen, ist eine Zusammenarbeit aller Stakeholder, vor allem auch mit den Konsumenten notwendig. Langfristiges Denken ist gefragt, es gibt keine einfachen, schnellen Lösungen“, betonte Josef Rupp, Miteigentümer der gleichnamigen Käserei. Er wünscht sich eine kleine junge Truppe, die wieder ein Leuchtturmprojekt schafft, wie es seinerzeit mit der Käsestraße Bregenzerwald oder dem Käsekeller Lingenau gelang. Es brauche einen „Ethik-Code“, den sich die Hersteller selbst geben, so Erik Schmid, ehemaliger Landesveterinär, mit seinem Vorschlag eines „Reinheitsgebots für Alpenmilch“. Die Tagung wurde von Mitorganisator Johann Steurer fachkundig und souverän moderiert. ME

 

 

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