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70 Jahre zusammen gemeistert

Es soll so bleiben, wie es ist, wünschen sich Hildegard und Alois Harrasser zur Gnadenhochzeit.
Es soll so bleiben, wie es ist, wünschen sich Hildegard und Alois Harrasser zur Gnadenhochzeit. ©Karin Lässer
Geboren in Bozen wuchs Hildegard, geb. Barthel, mit ihren zwei Schwestern behütet auf. 
Gnadenhochzeit

Als sie drei Jahre alt war, zog die Familie ins Schwabenland, lebte dort eineinhalb Jahre und kam dann nach Dornbirn, wo sie im Gasthaus Linde rund ein Jahr wartete, bis die Siedlung in Sala fertiggebaut war und sie in eine Wohnung umziehen konnte. Hildegard besuchte die Volksschule und war ein zartes und kränkliches Kind. Sie kam deshalb zur Erholung für drei Monate in die Schweiz, wo sie sich in einem Heim am Lago Maggiore erholen konnte, auch ein Aufenthalt in der Lungenheilstätte Gaisbühel stärkte ihre Gesundheit. Nach der Schule arbeitete sie bei Elastisana Mäser. Ihr großes Hobby war Tischtennis, sie wurde sogar Jugendlandesmeisterin, was sie stolz erzählt.

In Biacenta erblickte Alois Harrasser das Licht der Welt. Mit sieben Geschwistern erlebte er eine arbeitsreiche Kindheit und Jugend. Er war Hütebub und half zu Hause fest mit. Die Schule besuchte er in Brixen. Sein Vater arbeitete bei der Bahn und so kam die Familie 1942 nach Dornbirn. Mit 14 Jahren begann Alois bei F.M. Rhomberg zu arbeiten, lernte alles Nötige über die Textilherstellung und wechselte in den 50er-Jahren bis zur Pensionierung als geschätzter Mitarbeiter und zuletzt Webermeister zu F.M. Hämmerle.

Die Liebe gefunden

„Liebe auf den ersten Blick war es nicht, eher auf den zweiten“, erklären die Jubilare. Hildegard, gerade 17 Jahre alt, war bei den jungen Männern sehr beliebt und Alois fragte sich, wieso ihr alle nachlaufen. Mit der Zeit lernten sie sich besser kennen und verliebten sich und nach rund eineinhalb Jahren gaben sie sich am 2. Oktober 1954 auf dem Standesamt Dornbirn und in der Rankweiler Basilika das Jawort. „Wir hatten ein schönes Fest mit der Familie und Freunden. Kollegen haben einen alten Bus besorgt, mit dem wir nach Lindau gefahren sind und auch Besuche gemacht haben. Es war ein schöner und lustiger Tag. Für eine Hochzeitsreise fehlte leider das Geld.“ Gewohnt hat das Paar bei Hildegards Mutter und die letzten zwei Jahre bei der Oma. „Wir haben dann erfahren, dass in der Schützenstraße von F.M. Hämmerle Häuser gebaut werden, haben uns beworben und seit 1961 wohnen wir nun hier und haben die Wohnung auch gekauft“, berichten die Jubilare. Drei Kindern, Brigitte, Silvia und Richard, schenkte Hildegard das Leben, die sie gemeinsam mit ihrem Alois zu verantwortungsvollen Erwachsenen erzog. Sieben Enkel- und sechs Urenkelkinder sind die weiteren Nachkommen und ihr ganzer Stolz.

Arbeitsreiche Jahre

Um die Wohnung kaufen zu können, wurde eifrig gespart und Urlaub war lange Zeit ein Fremdwort. Um die Haushaltskasse aufzubessern, half Hildegard bei Guntram Hämmerle für ein Trinkgeld zweimal die Woche aus und um sie zu schonen, wurde Gemüse angebaut. „Ich haben eine Melone aus einem Kern gezogen und zwei Melonen davon geerntet, auch Kürbis habe ich ausprobiert und er ist gewachsen, die breiten Bohnen waren köstlich“, erzählt die Jubilarin. „Es war meistens so, dass Alois die Grabarbeiten machte, und ich habe alles schön gemacht. Inzwischen hat ein Enkel den Garten übernommen.“ Die Freizeit füllte Alois mit Wandern mit Kollegen aus, Hildegard ging ab und zu mit, genoss die freie Zeit aber lieber zu Hause. „Skifahren war auch nicht so mein Ding“, erklärt die Jubilarin. „Einmal wurde es mir zu bunt und ich habe mir die Skier angeschnallt und bin im Rock hinuntergerauscht, da waren die Leute sehr erstaunt.“ Tischtennis spielten beide sehr gerne. Erst nach 20 Jahren reiste das Paar wieder einmal nach Südtirol und auch Urlaube in Italien, Frankreich und Ausflüge an den Bodensee bereicherten das gemeinsame Leben.

Ruhige Zeit

Zur Pensionierung überreichte die Geschäftsleitung von F.M. Hämmerle Alois eine Uhr für 32 Jahre Betriebszugehörigkeit. Den Ruhestand genießen beide, schwelgen in Erinnerungen und freuen sich über die Fürsorge der Kinder und Enkel. Die Gesundheit ist zufriedenstellend, ab und zu gibts kleine Unpässlichkeiten, mit denen das Paar gut fertig wird. Hildegard und Alois Harrasser wünschen ich vor allem, dass es so bleibt, wie es ist, dass es den Kindern und ihren Partnern gut geht und die Enkel eine Zukunft haben. Das seltene Fest ihrer Gnadenhochzeit feiern sie im kleinen Kreis mit der Familie.

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