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Anschuldigungen gegen ORF III-Chef Schöber

Schwere Anschuldigungen gegen ORF III-Chef Peter Schöber.
Schwere Anschuldigungen gegen ORF III-Chef Peter Schöber. ©APA/HANS PUNZ (Symbolbild)
Aufregung um Peter Schöber: Laut "Kronen Zeitung" sieht sich der ORF III-Chef mit einem Antisemitismusvorwurf konfrontiert, den dieser gegenüber der APA zurückweist.

In der Whistleblower-Stelle des ORF laufen Ermittlungen, am Nachmittag wurde eine von einigen Programmbereichsleitenden unterzeichnete Ehrenerklärung verschickt, während die vermeintlich angegriffene Danielle Spera die Anschuldigungen gegen Schöber als "absurd" bezeichnete.

ORF prüft die Vorwürfe intern

Der ORF prüft die Vorwürfe intern. Den Inhalt wollte das öffentlich-rechtliche Medienhaus nicht kommentieren. "Im Zusammenhang mit den Vorwürfen anonymer Natur halte ich fest, dass ich insbesondere den Vorwurf des Antisemitismus zurückweise", so Schöber gegenüber der APA. Als Gründungsdirektor und Programmchef von ORF III habe er mehr als 70 Dokus zum Thema Antisemitismus und der Aufarbeitung des Holocaust und der Naziverbrechen veranlasst. Mit Spera arbeite er seit vielen Jahren eng zusammen. Gegen die anonym vorgebrachten Vorwürfe werde er sich "mit allen gebotenen Mitteln - auch juristisch - wehren". Davon strikt zu trennen seien die anonymen Vorwürfe zu arbeitsrechtlichen Fragen. Hier werde er "selbstverständlich mit den zuständigen Stellen im ORF umfassend kooperieren, um dies rasch aufzuklären".

Hintergrund sind anonyme Vorwürfe, Schöber habe sich intern über die ehemalige ORF-Journalistin und spätere Direktorin des Jüdischen Museums Danielle Spera antisemitisch geäußert. "Der Spera werd ich mal ihren Judenstern vom Kleidl reißen", zitiert die "Kronen Zeitung" das kolportierte Zitat Schöbers. Gegenüber dem "Standard" sagte Spera, sie könne sich solche Äußerungen "beim besten Willen nicht vorstellen", sie halte sie für "absurd" und verweist auf die langjährige Zusammenarbeit mit Schöber in "größter Wertschätzung und Freundschaft".

Vorwürfe stammen offenbar aus einer Sammlung von Unterlagen

Heinz Lederer, SPÖ-"Freundeskreises"-Leiter im ORF-Stiftungsrat, fordert indes im APA-Gespräch: "Das muss jetzt Chefsache und übers Wochenende geklärt werden." Gleichzeitig solle aber auch Schöbers Werk "gewürdigt werden", so Lederer, der auf zahlreiche Zusammenarbeiten Schöbers mit Spera rund um jüdische Themen im ORF verweist. Auch sei Spera zuletzt im Kulturbeirat von ORF III verlängert worden.

Die Vorwürfe stammen offenbar aus einer Sammlung von Unterlagen, die in den vergangenen Monaten über Schöber von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angelegt wurden. Diese gingen dann gesammelt an die Whistleblower-Stelle. Diese müsse laut Lederer jedoch "nachgeschärft werden, denn offenbar funktioniert sie nicht ausreichend, weil sie eigentlich eingerichtet wurde, damit einzelne Betroffene sich unmittelbar anonym an die Verantwortliche wenden können".

Die Anschuldigungen kommen kurz vor einem Prozess am Arbeitsgericht auf, wie "Krone" und "Standard" berichten. Dort geht es im November um die Kündigung eines ORF III-Betriebsrats, der zuvor schwere Vorwürfe der Manipulation von Arbeitszeitaufzeichnungen bei dem in einer Tochterfirma organisierten ORF-Spartensender für Information und Kultur erhoben hatte. Die Kündigung wurde nach "Standard"-Informationen mit Hinweisen begründet, wonach der Mitarbeiter bei Produktionen für ORF III auch Tätigkeiten für die damit befasste Produktionsfirma verrechnet hätte.

Am Freitagnachmittag wurde eine von vielen Programmbereichsleiterinnen und -leitern sowie weiteren ORF III-Mitarbeitenden unterzeichnete Ehrenerklärung verschickt. Darin heißt es: "Niemals ist in unserer Gegenwart seitens Peter Schöber eine antisemitische Aussage gefallen." Schöber habe ORF III Information und Kultur "von Beginn an im Dienst der Aufklärung der antisemitischen Verbrechen der Vergangenheit verschrieben". Kein anderer Sender habe mehr Programm zum Thema jüdische Kultur und Geschichte sowie Programme, die sich den Verbrechen des Nationalsozialismus widmen, gesendet als ORF III unter Peter Schöber. Darunter fallen jährliche Schwerpunkte etwa zum Mauthausen-Gedenktag, zum Tag der Befreiung sowie eine überaus umfangreiche Programmierung in den wöchentlichen Geschichte-Hauptabend-Sendeleisten Zeit.Geschichte und Erbe Österreich. Abschließend heißt es: "Wir haben Peter Schöber immer als Führungskraft erlebt, die gerade beim Thema Antisemitismus über jeden Verdacht erhaben ist."

(APA/Red)

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