Dortmund war Schauplatz für das zweite Halbfinale bei der Fußball Europameisterschaft, die Niederlande und England wollten Spanien ins Endspiel folgen. Für die „Three Lions“ wäre es das zweite EM-Finale in Folge, während die Holländer zuletzt vor 20 Jahren in einem Endspiel standen.
Bei beiden Mannschaften gab es im Vergleich zum Viertelfinale jeweils nur eine Veränderung in der Startelf, bei der „Elftal“ ersetzte Malen Bergwijn, bei den Engländern kehrte Guehi nach seiner Gelbsperre zurück und begann statt Konsa in der defensiven Kette.
Hochattraktive erste Halbzeit
In solchen Spielen wünscht sich ein Fußballfan ein frühes Tor und genau dieser Umstand sollte eintreten, was zu zeitweise hochklassigen ersten 45 Minuten führte. Mit der ersten Offensivaktion gingen die Niederländer in Führung. Xavi Simons mit einer Balleroberung gegen Declan Rice, der 21jährige zog aus etwas mehr als 20 Metern ab und versenkte die Kugel in den Maschen (7.). Keeper Pickford war zwar noch leicht dran, konnte den Einschlag allerdings nicht verhindern.
Das Team von Gareth Southgate reagierte nicht geschockt, ganz im Gegenteil. Kapitän Harry Kane prüfte Goalie Verbruggen in Minute 14 das erste Mal, der holländische Schlussmann war zur Stelle. Nur wenig später war es wieder der Bayern-Akteur, der zum Abschluss kam. Beim Volleyschuss des Goalgetters traf Dumfries seinen Gegenspieler mit offener Sohle, der VAR schaltete sich ein und bat Schiedsrichter Zwayer an die Seitenlinie, um sich die Situation noch einmal anzusehen. Nach kurzem Videostudium entschied sich der deutsche Referee für Elfmeter, diesen verwertete Kane höchstpersönlich und eiskalt zum Ausgleich (18.).
England war das spielbestimmende Team, zeigte die mit Abstand beste Leistung bei diesem Turnier. Nur fünf Minuten nach dem Ausgleichstreffer steckte Mainoo perfekt auf Foden durch, dieser dribbelte sich im Sechzehner an Gegenspielern vorbei und kam alleinstehend vor Verbruggen zum Abschluss. Dumfries kratzte die Kugel im letzten Moment von der Linie und verhinderte damit die englische Führung.
Auch an der nächsten Aktion war Dumfries maßgeblich beteiligt, dieses Mal aber in der Offensive. Nach einem Eckball stieg der Inter-Akteur im Zentrum hoch und scheiterte mit seinem Kopfball nur an der Querlatte (30.). Es ging weiter Schlag auf Schlag, nur 120 Sekunden später gab es einen Aluminiumtreffer auf der anderen Seite. Phil Foden legte sich das Spielgerät auf den linken Fuß und zog ab, auch hier verhinderte die Torumrandung einen weiteren Treffer. Somit ging es nach überaus unterhaltsamen und aufregenden 45 Minuten mit dem 1:1 in die Halbzeitpause.
Weniger Action als in Halbzeit eins
Der zweite Durchgang verlief dann allerdings deutlich schaumgebremster, die Engländer fanden nicht mehr die Räume vor wie noch im ersten Abschnitt und so vergingen 20 Minuten bis zum ersten Abschluss. Diesen fanden die Niederländer nach einem Freistoß vor, der aufgerückte van Dijk brachte die Kugel in Bedrängnis aufs Tor, Keeper Pickford war allerdings zur Stelle.
Die „Three Lions“ waren zwar auch weiterhin um Spielkontrolle bemüht, aber die Holländer agierten nun in der Defensive konsequenter als vor der Pause und so blieben nennenswerte Chancen für die Kicker von der Insel Mangelware. Je länger die Partie dauerte, merkte man beiden Mannschaften an, um wie viel es in diesem Duell ging. Niemand wollte in dieser Phase und beim ausgeglichenen Spielstand ein unnötiges Risiko eingehen.
79 Minuten waren absolviert, da lag die Kugel im holländischen Gehäuse, Saka hatte nach Hereingabe von Walker getroffen. Der Außenverteidiger von Manchester City stand beim Abspiel zuvor allerdings knapp im Abseits, diese Entscheidung hielt auch der Überprüfung des VAR stand.
Joker mit Last-Minute-Tor
Der alles entscheidende Treffer sollte mit Beginn der Nachspielzeit dann allerdings doch noch fallen. Mit Cole Palmer und Olli Watkins waren es zwei frische Kräfte, die England ins Endspiel hieven sollten. Palmer mit dem Zuspiel in den Strafraum, Watkins visierte das lange Eck an und versenkte die Kugel zentimetergenau im Netz. Gareth Southgate hatte die beiden angesprochenen Akteure erst wenige Minuten zuvor für Kane und Foden ins Spiel gebracht und bewies damit ein goldenes Händchen.
Der Mannschaft von Bondscoach Ronald Koeman hatte auf diesen späten Gegentreffer keine Antwort mehr und so blieb es am Ende beim 2:1-Erfolg für England. Insgesamt geht der Sieg der „Three Lions“ absolut in Ordnung, die Niederländer agierten über weite Strecken überraschend passiv und die Southgate-Elf präsentierte sich im Vergleich zu den vorherigen Auftritten deutlich stärker.
England steht damit wie schon vor drei Jahren erneut im EM-Endspiel, damals war man im heimischen Wembley Stadion dramatisch an Italien gescheitert. Nun heißt der Gegner am kommenden Sonntag im Berliner Olympiastadion Spanien.