Fußball-EM: Jungstar Arda trifft mit Türkei auf Altmeister Ronaldo

Im Duell zweier Auftaktsieger öffnet sich für den Gewinner am Samstag (18.00 Uhr/live ORF 1, ZDF) die Tür zum Achtelfinale. Die Türkei kann sich auf ein echtes Heimspiel einstellen. Zehntausende Fans des Außenseiters werden auch in Dortmund erwartet.
Mit einem Traumtor ebnete Güler der Türkei den Weg zum 3:1 gegen Georgien. Das 19-jährige Ausnahmetalent von Real Madrid soll der nächste große türkische Fußball-Held werden. Neben dem Platz fehlt ihm zwar noch sehr viel zur Aura eines Weltstars wie Ronaldo, auf dem Rasen bewies der in der Nähe von Ankara geborene Güler jedoch eindrucksvoll, warum er schon in jungen Jahren als künftiger Star gelten kann.
Der Flügelspieler wirbelte rechts außen unermüdlich. Güler flankte, zog dynamisch in die Mitte und zeigte bei seinem Treffer seine außergewöhnliche Schusstechnik. "Er wird zu den besten Spielern des Turniers gehören", sagte Mitspieler Yusuf Yazici. Von Güler selbst hörte man derart offensive Aussagen nicht. Der Champions-League-Sieger hielt sich mit Kommentaren generell und mit jenen zu seiner eigenen Leistung ganz besonders zurück.
"Hoffentlich kann ich noch mehr Tore schießen, um meinem Team zu helfen", war das Angriffslustigste, was der als Spieler des Spiels geehrte Teenager sagte. Sein Tor widmete er seinem Trainer Vincenzo Montella zum 50. Geburtstag. Dass Güler gleich in seinem ersten EM-Spiel so auftrumpft, hatten der italienische Trainer und die türkischen Fans vielleicht erhofft. Zu erwarten war es nicht unbedingt.
Güler hat eine komplizierte Saison hinter sich. Nach seinem Wechsel nach Madrid im vergangenen Sommer warfen ihn Verletzungen immer wieder zurück. Als Güler wieder genesen war, baute ihn Trainer Carlo Ancelotti behutsam auf. Sein erstes Ligaspiel in Spanien bestritt er Ende Jänner. Mit Saisonende standen für Güler sechs Tore in zehn Einsätzen in LaLiga zu Buche. Ancelotti meldete sich nach dem ersten EM-Auftritt mit Gratulationen. Der 65-Jährige sagte einmal über seinen Schützling: "Arda hat eine Gabe. Der Ball liebt ihn."
Das kann man auch über ein Gegenüber sagen, das sein Vater sein könnte. Cristiano Ronaldo hat Güler (acht Länderspiele, zwei Tore) neben 20 Jahren Altersunterschied auch 200 Länderspiele und 128 Tore im Trikot seiner Heimat voraus. Sein erstes Tor für die "Selecao" erzielte der Mann aus Madeira bei der EM 2004 - Güler kam acht Monate später zur Welt.
Beim schwer erarbeiteten 2:1-Last-Minute-Erfolg gegen Tschechien bewies der ehemalige Real-Torjäger in einigen Szenen, warum er noch nicht zum alten Eisen gehört. Einmal traf er per Kopf nur die Stange. Gerade in Partien, in denen Portugal gegen einen unterlegenen Gegner anläuft, ist Ronaldo im Zentrum gern zur Stelle, fordert auch viele Bälle. Die Debatte, ob er nicht vielleicht für einen Jüngeren Platz machen sollte, bleibt ohne Torerfolg freilich bestehen.
Für Teamchef Roberto Martinez stellt sich diese Frage nicht, sein Superstar hat bei ihm eine Stammplatz-Garantie. "Für uns bringt er Erfahrung, er bringt Torchancen und hilft uns, Räume zu öffnen. Er ist in der Nationalmannschaft, weil er es verdient. Alle Daten beweisen das", antwortete der 50-jährige Spanier auf eine Frage nach der Fitness des 39-Jährigen.
Gegen die Türkei erwarten die Portugiesen ein "völlig anderes Spiel" wie jenes gegen Tschechien, meinte Diogo Jota. "Die Türkei hat bessere Spieler, und sie werden ein anderes Spiel wollen. Wenn wir unser Spiel durchsetzen können, wie wir es gegen die Tschechen getan haben, könnte es noch besser laufen, weil es die Türkei nicht gewohnt ist, tief zu verteidigen", sagte der Stürmer.
(APA)