"Sie sind notwendige Opfer": Hamas-Chef Sinwar setzt auf den Tod palästinensischer Zivilisten

Die Hamas weigert sich seit Monaten, einen Deal mit Israel zur Befreiung der Geiseln einzugehen und die Kämpfe zu stoppen. Aber auch die israelische Regierung hält bisher an ihrem Vorhaben fest, mit militärischen Mitteln die Hamas endgültig zerschlagen zu wollen.
Sinwars Strategie der Eskalation
An vorderster Front der Hamas in Gaza steht Yahya Sinwar (62), der ein eiskaltes Kalkül verfolgt. Dem amerikanischen "Wall Street Journal" liegen Dutzende Botschaften vor, die von Sinwar stammen. Diese gingen an die Hamas-Unterhändler, die über eine mögliche Waffenruhe und weitere Schritte verhandeln sollen.

Analysen des Wall Street Journal
Laut "WSJ" geht aus der Botschaften eines klar hervor: Sinwar hat kein Interesse an einer Waffenruhe. Er will das Blutvergießen fortsetzen, und nimmt dabei billigend den Tod zehntausender Zivilisten in Gaza in Kauf. "Sie sind notwendige Opfer" und "Wir haben die Israelis genau dort, wo wir sie haben wollen", schreibt er in einer Nachricht an die Verhandler in Katar.
Sinwar versteht, wie ihm die Medien im Konflikt im Nahen Osten nützen können, und richtet seine Strategie darauf aus - buchstäblich ohne Rücksicht auf Verluste. "Wir machen nur mit Blutvergießen Schlagzeilen. Kein Blut, keine Nachrichten", sagte er bereits 2017 gegenüber italienischen Journalisten.
Sinwars Vergangenheit
Yahya Sinwar wurde 1962 in Khan Yhounis im Gazastreifen geboren und war Mitbegründer des Sicherheistapparates der Hamas. Sinwar wurde 1989 von Israel zu viermal lebenslänglicher Haft verurteilt - wegen Entführung und Ermordung von zwei israelischen Soldaten und vier Palästinensern - 2011 im Rahmen eine Gefangenenaustauschs wieder freigelassen. Seit 2017 ist er der Kopf der Hamas in Gaza.
Er soll sich aktuell auch mit seiner Familie im Gazastreifen aufhalten. Mutmaßlich im Tunnel-Netzwerk der Hamas zusammen mit israelischen Geiseln als menschlichen Schutzschilden.

Bereits in der Vergangenheit warnte Sinwar die im Gazastreifen lebenden Menschen: "Wir werden jedem das Genick brechen, der sich uns in den Weg stellt." Zu den aktuellen Operationen der Israelis in Rafah ließ Sinwar seine Verhandler wissen: "Israels Reise nach Rafah wird kein Spaziergang" und Israel werde einen humanitären und diplomatischen Preis zahlen.
Irland, Spanien, Norwegen und Slowenien haben erst kürzlich Palästina als Staat anerkannt, Malta hat diesen Schritt vor. Der diplomatische Druck auf Israel wächst jedenfalls.

(VOL.AT)