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So reagiert Schilling auf die neuen Vorwürfe

Diese dementiert angebliche frühere Überlegung zum Wechsel zur EU-Linksfraktion als "falsch"
Diese dementiert angebliche frühere Überlegung zum Wechsel zur EU-Linksfraktion als "falsch" ©APA | Instagram
Während der Presserat ein Verfahren wegen der Berichterstattung des "Standard" über die grüne EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling eingeleitet hat, hat dieser nun neue anonyme Vorwürfe publiziert.

Schilling soll in Gesprächen und einem Chat überlegt haben, nach der Wahl von den Grünen zur Linksfraktion im EU-Parlament wechseln zu wollen. Sie bestritt das gegenüber der Zeitung zwar als "falsch", diese publizierte dies aber nicht in dieser Formulierung, kritisieren die Grünen.

Der "Standard" beruft sich auf eine namentlich nicht genannte ehemalige Vertraute Schillings. Angeblich seien Pläne zum Fraktionswechsel detailliert besprochen worden. Seitens Schilling gab es dazu ein ausführliches schriftliches Dementi an die Zeitung. "Der Vorhalt, ich hätte meinem sozialen Umfeld Erwägungen kommuniziert, dass ich mich nach erfolgter Wahl der Linksfraktion im Europaparlament anschließen könnte, ist falsch. Freund:innen, die in anderen Parteien organisiert sind, haben dies in den Raum gestellt", heißt es in dem zweiseitigen Text, den Schilling Dienstagnachmittag via "X" öffentlich machte.

Zeuge: "Scherzhaft in den Raum gestellt"

Über Vermittlung der Grünen wurde der APA auch die Stellungnahme einer angeblich an dem Gespräch beteiligten Person übermittelt: Gabriel Hofbauer-Unterrichter, ein SPÖ-Alsergrund-Sektionsvorsitzender, betonte, dass die Idee, nach der Wahl der Linksfraktion beizutreten, nicht von Schilling gekommen sei, sondern von anderen bei einem Gespräch im Freundeskreis "scherzhaft in den Raum gestellt" worden sei. Schilling sei "in keiner Weise ernsthaft darauf eingestiegen". Ihr Freundeskreis sei "sehr von der Wiener Linken geprägt" gewesen, die einer Kandidatur bei den Grünen sehr kritisch gegenüber gestanden sei.

Seitens der Grünen wurde gegenüber der APA betont, dass ihres Wissens keine Chats oder andere Texte Schillings existierten, in denen die Linksfraktion-Idee vorkomme. Die vom "Standard" zitierte Passage von Ende Jänner, am 24. Februar werde sie offiziell zur Spitzenkandidatin gekürt, "dann bin ich gewählt, und die Grünen können nichts mehr machen muhahha", stamme aus einem anderen Chat Schillings mit anderem Zusammenhang, ebenfalls aber mit einer Person aus dem SPÖ-Umfeld.

"Supergau" für den EU-Wahlkampf der Grünen:

"Niemanden so sehr gehasst"

Der "Standard" schrieb Schilling unter Berufung auf das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" auch die Chat-Aussage zu, sie habe ihr Leben lang "niemanden so sehr gehasst" wie die Grünen. Diese soll Ende November gefallen sein, also vor der offiziellen Gesprächsaufnahme mit den Grünen. In Schillings Stellungnahme heißt es: "Ich hatte zu den Grünen sehr lange ein sehr kritisches Verhältnis, das sich aber in den letzten Jahren - und insbesondere durch die Annäherung im Rahmen meiner Kandidatur - stark verändert hat. Im privaten Umfeld habe ich diese Kritik auch sicher hart geäußert." Die in der Vergangenheit oft heftige Kritik der früheren Klimaaktivistin an den Grünen war öffentlich bekannt und auch Thema bei ihrer Antrittspressekonferenz im Jänner.

Die "niemanden so gehasst"-Aussage scheint übrigens aus einem Chat Schillings mit der Aktivistin Veronika Bohrn Mena zu stammen, die APA konnte in Transkripte dieser Unterhaltungen Einblick nehmen. Dort schrieb Schilling aber auch: "Die KPÖ ist nicht der Ort für mich leider" und "das Klima ist wirklich mein Hauptanliegen geworden". Das Ehepaar Bohrn Mena spielt nach Ansicht der Grünen eine Hauptrolle im Verbreiten von Vorwürfen gegen Schilling, Generalsekretärin Olga Voglauer ortete zuletzt eine "Kampagne".

"In aller Härte zurück"

Schilling zeigte sich am Dienstagabend über die Vorwürfe betroffen. Den Vorwurf, sie hätte überlegt, nach der Wahl von den Grünen zur Linksfraktion zu wechseln, weise sie "in aller Härte zurück", sagte sie bei einer Diskussionsrunde des "Kurier" in Wiener Neustadt mit den anderen vier Spitzenkandidaten zur EU-Wahl. Sie habe "glücklicherweise auch einen Zeugen dafür", sagte sie - wohl mit Blick auf Hofbauer-Unterrichter, ohne diesen namentlich zu nennen. Sie habe die Grünen immer wieder kritisiert, räumte sie ein. Die Linksfraktion sei aber "in vielen Dingen sehr weit weg von meiner Meinung". Und: "Ich habe immer ausgeschlossen, für die Linksfraktion anzutreten."

Was gerade passiert, mache sie "wahnsinnig betroffen". Die Gerüchte kämen von ehemaligen Freundinnen und Freunden und Bekannten, "die zum Teil aus anderen Parteien kommen", und die "nicht wollten, dass ich für die Grünen kandidiere". "Dass die diesen Wege gehen und private Chatnachrichten aus dem Zusammenhang reißen oder etwa behaupte, dass ich ernsthaft erwäge, für die Linkspartei anzutreten, finde ich beschämend." Sie hätte nicht gedacht, dass Politik so funktioniere, sagte Schilling.

(APA)

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