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Die Atman-Bewegung: So machte Sex-Guru Gregorian Bivolaru seine Schülerinnen gefügig

Frauen berichten in BR-Podcast von Erfahrungen mit Gregorian Bivolaru, dem Gründer der Yoga-Bewegung Atman.
Frauen berichten in BR-Podcast von Erfahrungen mit Gregorian Bivolaru, dem Gründer der Yoga-Bewegung Atman. ©Canva, Europol
Zahlreiche Vorwürfe gegen Gregorian Bivolaru: In einem Podcast erzählen ehemalige Anhänger des Yoga-Gurus, wie sie zum Sex mit dem heute 72-Jährigen manipuliert wurden.

Bereits 2013 wurde der rumänische "Yoga-Lehrer und geistige Mentor" Gregorian Bivolaru wegen Vergewaltigung einer Minderjährigen in Rumänien zu sechs Jahren Haft verurteilt. Nach langer Flucht konnte er schließlich 2016 in Paris festgenommen werden, verbrachte aber wohl nur ein Jahr in Haft. Im Rahmen einer Großrazzia im November 2023 im Großraum Paris wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch in Yoga-Zentren wurde Bivolaru erneut verhaftet, er gilt als spiritueller Leader der "Atman Yoga Bewegung". 40 weitere mutmaßliche Verantwortliche seiner sektenähnlichen Bewegung kamen in Polizeigewahrsam. Zudem seien 26 Frauen befreit worden, die sexuell gefügig gemacht worden seien.

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Zu Sex mit Guru manipuliert

Die Frauen seien in sehr beengten und unhygienischen Verhältnissen untergebracht gewesen. Sie seien mit mentaler Manipulation dazu gebracht worden, Sex mit dem Guru zu akzeptieren oder sich an pornografischen Chats zu beteiligen. Der internationale Yoga-Verband hatte die Bewegung namens Atman (zuvor Misa) bereits 2008 wegen illegaler Geschäftspraktiken ausgeschlossen.

Opfer berichten von ihren Erfahrungen

Mehrere Frauen verschiedener Nationalitäten, denen der Ausstieg gelungen war, hatten den Yoga-Guru damals angezeigt. In einem Podcast des Bayrischen Rundfunks berichten ehemalige Opfer nun von ihren Erfahrungen und von "tantrischen Initiationen" mit Bivolaru.

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"Das ist dein Guru, das verändert jetzt dein Leben"

Als Nathalie aus Deutschland Bivolaru zum ersten Mal trifft, trägt er nur einen Bademantel. Zuvor wurde sie von einem Auto mit fünf anderen Frauen abgeholt, alle jung, hübsch und aufgeregt. Sie sind zwei Tage lang im Auto unterwegs, "irgendwo nach Paris", um ihren spirituellen Guru zu treffen. Kurz vor Paris biegt das Auto auf einen Parkplatz ab und hält, ein Mann kommt auf die Gruppe zu: Fahrzeugwechsel. Die jungen Frauen müssen von innen verklebte Sonnenbrillen und Hüte mit breiten Krempen tragen, um nicht erkannt zu werden und um nicht sehen zu können, wohin die Fahrt geht. Sie werden in eine Wohnung gebracht, Nathalie erinnert sich an "viele halbnackte Frauen und den Geruch von verschwitzten Körpern". In einem anderen Appartement wartet sie später schließlich in einem schmalen Gang vor einer Tür auf ihr Treffen mit Bivolaru, nackt und zitternd vor Angst. "Ich hab mir eingeredet, das ist nur die Aufregung, weil ich gleich meinen Guru treffe. Um nicht ganz auszurasten", berichtet die junge Frau im BR-Podcast. Als der damals knapp 70-jährige Mann schließlich im Bademantel die Tür öffnet und sie anlächelt, lächelt sie zurück. "Das ist dein Guru, das ist ein Mega-Event, das verändert jetzt dein Leben", wurde ihr vorab eingebläut, berichtet Nathalie.

Sex-Treffen als "Gipfel des tantrischen Yogas" verkauft

Der Besuch beim Guru sei der "Gipfel des tantrischen Yogas", mit dem Ziel, die perfekte "Shakti" zu werden, das Idealbild der Frau. So wurde den Teilnehmern das Sex-Treffen verkauft. Angefangen hatte alles ganz harmlos in einer Yoga-Schule. Irgendwann lernten die Frauen dann nicht nur Yoga, sondern auch Tantra-Rituale, bis sie schließlich für eine "tantrische Initiation" nach Paris eingeladen wurden. Um in die Geheimnisse der Liebe eingeweiht zu werden, hatten die Teilnehmerinnen stundenlang Sex mit Gregorian Bivolaru, zwischendurch schlief der Guru. "Das erste Mal war neun oder zehn Stunden lang", so Nathalie. Anschließend mussten die Frauen unterschreiben, das alles auf eigenen Willen geschehen ist.

Ableger in 30 verschiedenen Ländern, auch in Österreich

Schätzungen gehen davon aus, dass die Atman-Bewegung weltweit bis zu 30.000 Anhänger hat. Die Yoga-Schulen in 30 verschiedenen Ländern sind eigenständig organisiert und tragen verschiedene Namen, folgen aber derselben Lehre. In Deutschland ist das die "Deutsche Akademie für traditionelles Yoga". Auch in der Schweiz gibt es einen Ableger namens "Intensivyoga" mit Studios in Genf und Bern. In Österreich wird das Studio "Maha Vidya Yoga" in Wien als Mitglied auf der Atman-Homepage ausgewiesen.

Rumänische Yoga-Schule überzeugt von Unschuld

Die älteste von Bivolaru in Rumänien gegründete Yoga-Schule "MISA" in Rumänien bezeichnet sich selbst als die größte Yoga-Schule Europas und bestreitet alle Vorwürfe. Man habe "null Zweifel" an der Unschuld Gregorian Bivolarus, die Geschichten der "sogenannten Opfer" seien absurd und würden nur darauf abzielen, Hass und Empörung zu verbreiten und tausende Yoga-Anhänger zu verteufeln.

Laut der Atman-Bewegung sind neben Gregorian Bivolaru derzeit noch fünf weitere Involvierte in Haft. Die französische Staatsanwaltschaft hatte im vergangenen Juli Ermittlungen aufgenommen. Sie wirft den Festgenommenen unter anderem Entführung in einer organisierten Bande vor, was mit bis zu 30 Jahren Haft bestraft werden kann.

(VOL.AT)

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