Parlamentswahl in Kroatien begonnen

Darum geht's:
- Kroatiens Parlamentswahl mit hoher Beteiligung gestartet
- HDZ unter Plenković favorisiert, heftiger Wahlkampf mit Milanović
- Stimmenabgabe im In- und Ausland, erste Resultate nach 21.00 Uhr
Hohe Wahlbeteiligung und hitzige Auseinandersetzungen
Die regierende konservative HDZ vom Premier Andrej Plenković, der seit 2016 im Amt ist, gilt als Favorit für den Wahlsieg - vor dem von Sozialdemokraten (SDP) angeführten links-liberalen Oppositionsbündnis "Flüsse der Gerechtigkeit", für den im Wahlkampf Staatspräsident Zoran Milanović als informeller Spitzenkandidat aufgetreten war. Kroatische Medien berichteten über eine rege Beteiligung am Vormittag.
Bis 11.30 Uhr haben rund 24,2 Prozent der Wähler ihre Stimme abgegeben. Die Wahlbeteiligung war zu diesem Zeitpunkt um sechs Prozentpunkte höher als bei der vergangenen Wahl im Jahr 2020, als sie bei knapp 18,1 Prozent lag, teilte die staatliche Wahlbehörde mit. Vor einem Wahllokal in Zagreb, wo die Wähler mit Wohnsitz außerhalb der kroatischen Hauptstadt wählen können, bildete sich eine sehr lange Warteschlange. Plenković und Milanović gaben ihre Stimme bereits ab.
Analyse: Kroatien-Wahl bleibt spannend
Umfragen prognostizieren klaren Sieg für HDZ
Die Umfragen sagen der HDZ einen klaren Sieg vor dem SDP-Bündnis voraus, obwohl die Regierungspartei etwas schlechter abschneiden soll als bei der letzten Wahl vor vier Jahren. Drittstärkste Kraft soll die rechtspopulistische Heimatbewegung werden, vor der links-grünen Partei Možemo (Wir schaffen es) und der konservativen Most. Noch drei Kleinparteien dürften es über die Fünf-Prozent-Hürde ins Parlament schaffen.
Schlagabtausch zwischen Plenković und Milanović
Dominiert wurde der kurze und ungewöhnliche Wahlkampf vom heftigen Schlagabtausch zwischen Regierungschef Plenković und Staatspräsident Milanović. Das kroatische Verfassungsgericht hatte Milanović zwar eine offizielle Kandidatur untersagt, weil er sein Amt für die Wahlkampagne nicht aufgeben wollte, er ließ sich davon jedoch nicht beirren. Im Wahlkampf bezeichnete Plenković den Präsidenten als "politischen Schädling" und "Verfassungsbrecher". Dieser nannte Plenković wiederum einen "Paten des Kriminals" und kritisierte "die korrupteste Regierung in der kroatischen Geschichte". Die HDZ bezeichnete er als kriminelles Kartell.
Von insgesamt 151 Mandaten im kroatischen Sabor (Parlament) werden 140 Sitze in zehn Wahlkreisen vergeben. Weitere acht Mandate sind für die Minderheiten und drei für die Diaspora reserviert. Die Auslandskroaten wählen traditionell konservativ, vor vier Jahren hatte die HDZ alle drei Mandate erhalten. Sie genoss außerdem die Unterstützung der Minderheitsvertreter.
Zur Wahl sind rund 3,7 Millionen Kroaten aufgerufen. Davon haben 3,5 Millionen ihren Wohnsitz in Kroatien und über 222.000 im Ausland. In Kroatien öffneten die Wahllokale am Mittwoch um 7.00 Uhr, im Ausland konnte man am Dienstag und Mittwoch die Stimme abgeben. In den australischen Städten Canberra, Sydney und Melbourne öffneten die Wahllokale bereits am späten Montagabend kroatischer Zeit.
Erste Resultate um 21 Uhr erwartet
Im Ausland ist die Stimmabgabe in insgesamt 41 Ländern möglich, darunter in rund 20 europäischen Ländern. In Österreich wird in der kroatischen Botschaft in Wien abgestimmt, stimmberechtigt sollen laut der Nachrichtenagentur Hina hierzulande rund 10.000 Personen sein.
Wahlschluss ist um 19.00 Uhr. Unmittelbar danach werden Exit Polls veröffentlicht, erste offizielle Resultate werden üblicherweise nach 21.00 Uhr erwartet.
(APA)